Adolf V. Graf von Berg

Adolf V. Graf von Berg: in silber ein blau gekrönter, gezungter und bewehrter zwiegeschwänzter roter Löwe, darüber ein fünflätziger blauer Turnierkragen.

Adolf V., Graf von Berg, reg. 1259–96, Sohn und unmittelbarer Nachfolger Adolfs IV. Doch finden wir 1259 seine Mutter Margaretha noch als Regentin und 1262 stifteten beide zusammen einen kirchlichen Gedächtnistag für den verstorbenen Gemahl und Vater. Wahrscheinlich also war Adolf, auf dessen Jugend auch seine 37jährige Regierung schließen lässt, damals noch minderjährig. Eine seiner ersten Handlungen war die Begabung Lenneps, eines Hauptsitzes der Wollenweberei, dessen Tuchfabriken noch heute blühen, mit Stadtrecht und Privilegien. Ingleichen erteilte Adolf 1276 dem Orte Ratingen Stadtrechte und bestätigte 1282 die Privilegien der Stadt Wipperfürth.

In den Kämpfen der Kölner Erzbischöfe Engelbert von Valkenburg und Siegfried von Westerburg mit den Bürgern Kölns steht Graf Adolf fast stets auf Seite der letzteren; ebenso finden wir ihn auf Seiten des mächtigsten Gegners dieser Erzbischöfe, Wilhelms von Jülich, und insbesondere als Mitglied des großen Bundes, welcher 1277 gegen Erzbischof Siegfried unter Bischof Simon von Paderborn und Wilhelm von Jülich sich bildete. Für seine Parteistellung mag Vieles beigetragen haben, dass Siegfried von Westerburg die beinahe einstimmig auf den Dompropst Konrad, Grafen von Berg, des regierenden Grafen Adolfs Bruder, gefallene Wahl zum Erzbischof von Köln 1274 zu vereiteln und seine eigene Wahl durchzusetzen wusste; noch mehr aber der Umstand, dass nach dem Tode Herzog Walrams von Limburg 1280 der Erzbischof den Ansprüchen Adolfs als nächsten Agnaten auf dieses Herzogtum entschieden entgegentrat.

Walrams von Limburg einzige Tochter war mit Reinald von Geldern vermählt und starb kinderlos nach dem Vater, Reinald behauptete sich aber im Besitze des Herzogtums Limburg, gestützt auf das Leibzuchtsrecht, welches er an dem Nachlass seiner Gemahlin hatte. Bei der entschiedenen Stellung, die der Erzbischof von Köln in dieser Erbschaftsangelegenheit genommen hatte und in Folge des dadurch herbeigeführten Schiedsspruches, welcher dem Grafen Reinald das Leibzuchtsrecht zuerkannte, sah sich Adolf von Berg nicht im Stande, sein Recht mit den Waffen zu erkämpfen. Er übertrug daher seine Ansprüche auf Limburg dem Herzog Johann von Brabant, dessen Sohn mit Adolfs Nichte, Margaretha von Windeck, verlobt war.

Der Kampf zwischen Geldern und Brabant entbrannte zuerst in den Maasgegenden und insbesondere gab eine Versammlung, welche die Verbündeten Gelderns mit ihren Streitkräften 1288 zu Valkenburg ausschrieben, Veranlassung, dass Johann von Brabant und dessen Bundesgenossen gegen Valkenburg rückten. Beide Heere schlugen nebeneinander die Richtung an den Rhein und in die Nähe Kölns ein, wo Johann von Brabant Worringen einschloss, hauptsächlich auf Bitten der Kölner, welche sich durch die dort vom Erzbischofe angelegten Befestigungen bedroht sahen. An der Spitze des geldern’schen Heeres stand Erzbischof Siegfried, den einen Flügel führte Graf Heinrich von Luxemburg und Walram von Valkenburg, den anderen Reinald von Geldern. Das brabant’sche Heer befehligte der Herzog selbst, auf dessen rechtem Flügel standen Arnold von Looz und Walram von Jülich, auf dem linken Adolf von Berg, Graf Everhard von der Mark und die Stadt Köln.

Da der Erzbischof und seine Verbündeten von Südwesten gegen Worringen anrückten, so nahm das Brabanter Heer Stellung mit der Front gegen Köln und Brabant. Der Kampf entbrannte am 5. Juni 1288 früh am Tage und dauerte bis zum Abend mit größter Erbitterung und wechselseitigem Erfolge, bis es dem Grafen Adolf von Berg mit den Kölnern und seinen Bergischen gelang, unter dem Feldgeschrei „Romryke Berge“ den rechten Flügel zu werfen und, bis zum feindlichen Zentrum vordringend, den Erzbischof Siegfried zum Gefangenen zu machen, da die massenhaft umherliegenden Krieger und Pferdleichen seine Flucht vereitelten. Er wurde aufs andere Rheinufer zuerst nach Monheim, dann nach Schloss Burg in Verwahrsam gebracht. Johann von Brabant erhielt Limburg.

Für den bergischen Grafen war der Kampf und die Gefangennahme des Erzbischofs von höchster Bedeutung. Die Grafen von Berg hatten nämlich schon in früher Zeit auf Anlagen von Befestigungen in ihrem Territorium an den Ufern des Rheins zur Beherrschung dieser Wasserstraße und Hauptpulsader des ganzen Landes ihr Augenmerk gerichtet. Alle dahin zielenden Versuche waren aber an den entgegenstehenden Interessen der Kölner Erzbischöfe und der Stadt Köln gescheitert. Jetzt, wo der Erzbischof gefangen, die Kölner Bürger Bundesgenossen des Grafen waren, hatte Graf Adolf keinen Widerspruch zu erwarten. Er erhob deshalb Düsseldorf, welches bereits als Dorf unter dem Schutze eines gräflichen Hauses und an den vorbeifließenden Düsselbach lehnend mit Gräben versehen war, am 15. August 1288 zur Stadt und wandelte sodann am 5. September nämlichen Jahres die dortige reichbegüterte Pfarrkirche in ein Stift um, wofür er die Genehmigung des Papstes Nicolaus nachsuchte und erhielt.

Erzbischof Siegfried erkaufte im folgenden Jahre seine Befreiung aus der Gefangenschaft des Grafen durch Zahlung von 12.000 Mark kölnisch, wofür Deutz und die erzbischöflichen Schlösser Wied, Waldenberg, Rodenberg und Aspel dem Grafen Adolf zur pfandweisen Benutzung übergeben wurden. Graf Adolf sah sich durch nachfolgende neue Fehden und Wirren, insbesondere aber dadurch, dass der Papst den Erzbischof Siegfried von der Befolgung der in der Gefangenschaft eingegangenen Verträge entband und die von demselben gegebenen Versprechungen löste, genötigt, manche Vorteile, die er errungen, wieder aufzugeben, nachdem der Erzbischof aus der Haft befreit, bis zu seinem Tode danach strebte, das Verlorene wieder zu erlangen. Das Verhältnis zwischen beiden blieb daher ein gespanntes, wenngleich Graf Adolf das Schiedsrichteramt zwischen dem Erzbischofe und dem Grafen von der Mark betreffs der Vogtei des Stiftes Essen übernahm und zu Gunsten des Erzbischofs entschied. Graf Adolf starb 1296 und wurde nicht in der Familiengruft zu Altenberg, sondern zu Kloster Gräfrath begraben, wo auch seine Gemahlin Elisabeth von Geldern 1313 ihre Ruhestätte fand. Adolf starb ohne Nachkommen und es folgte ihm sein Bruder Wilhelm, der, zuerst Domstiftsherr in Köln, sich in der Folge mit Irmgard von Cleve vermählte, aber ebenfalls keine Nachkommen hinterließ. Nach dem Tode Wilhelms, 1308, folgte sein Neffe Adolf von Windeck in der Regierung des Landes (s. d.).

Bibliographie

  • Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909
  • Strauven, Karl Leopold: Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 1 (Leipzig, 1875)

Quelle: Karl Leopold Strauven

Figuren des Mittelalters