Brunnen

Brunnen.

Brunnen, zur Versorgung einer Festung mit frischem Wasser, verdienen in hohen Bergfestungen, und in Zitadellen, eine besondere Aufmerksamkeit, wenn sie nicht an Flüssen liegen, oder wenn man nicht, in geringer Tiefe, allenthalben Wasser in der Erde findet. Das Wasser wird dann durch Röhren herbeigeführt, oder aus besonders angelegten Brunnen und aus Zisternen erhalten. Die letzteren sind in diesen Fällen immer nötig, und mit einer bombenfesten Decke zu versehen, weil entweder die Röhren von dem Feinde abgehauen, oder der einzige Brunnen zerstört werden könnte. Auf hohen Felsenschlössern legt man gewöhnlich nur einen sehr tiefen, und in den Felsen gehauenen Brunnen an, welchen man ebenfalls durch bombenfeste Gewölbe sichert; dergleichen tiefe Brunnen findet man z. B. zu Pirna 700 Fuß, zu Königstein 1700 Fuß tief; neuerdings auch auf Ehrenbreitstein usw.

Brunnen, Fig. 191.

Brunnen, Schacht, heißt die nach Umständen größere oder kleinere viereckige Öffnung, welche man zum Anlegen einer Mine, so tief senkrecht ausgräbt (abteuft), als das Pulver zu liegen kommen soll; dies geschieht teils, wenn man sich über dem Punkt, der gesprengt werden soll, selbst befindet, wie bei den Fladderminen, auch öfters bei den Angriffsminen, teils wenn man von der unteren Tiefe des Brunnens aus, bis an den zu sprengenden Punkt, einen horizontalen (söhligen) Gang führen will, Fig. 184.

Muss man bei Belagerungen, zum Anlegen einer Mine, mit dem Ausgraben eines Brunnens anfangen, so erfordert dies zuerst eine Bedeckung für die Arbeiter auf dem Horizont, gegen das feindliche Feuer, wenn sie nicht schon durch die Brustwehr irgend einer Tranchée gedeckt sind. Diese Deckung wird leicht erhalten, indem man eine Brustwehr aufwirft, und dieselbe mit einer Überbauung, wie bei den Pulverkammern der Batterien versieht, welche bombenfest sind, und zur Aufbewahrung der nötigen Materialien dienen, wie Fig. 185. Über die angefangene Vertiefung wird ebenfalls ein starkes Bohlendach, oder eine andere zweckmäßige Deckung errichtet, um das Einschlagen der feindlichen Bomben in den Brunnen zu verhüten; nachdem man eine gewisse Tiefe erreicht hat, wird über der Öffnung sogleich eine Hornhaspel angebracht, um vermittels der Kübel die Erde leichter und schneller herauszuschaffen, Fig. 191.

Wenn alle diese Sicherungsarbeiten vollendet, und sämtliche Materialien zum Minenbau herbeigeschafft sind, wird zuerst ein Rechteck von der Größe des Brunnens traciert, worüber nun der Ohrrahmen a gelegt, und gehörig durch Pfähle befestigt wird; die Joche und Kappen dieses Rahmens werden genau in zwei gleiche Teile geteilt, und die Abteilungsstriche durch eingeschlagene Nägel bemerkt, woran nachher die Schnuren mit dem Blei befestigt werden, welche zur Richtung der perpendikulären Seitenwand des Brunnens dienen. Hierauf wird der Anfang mit Ausgrabung des Brunnens gemacht, welches die Bergleute einen Schurf nennen; die vier Seiten des Brunnens belegen sie mit dem Namen Stöße.

Kratze, Fig. 155.

Ist das Erdreich gut, so gebraucht man anfänglich nur Hacke und Schaufel, in lockerem steinigen Boden Kratze und Keilhaue Fig. 155; sollte man auf festes Gestein treffen, so ist der Schlägel und das Eisen Fig. 186 und 185 das vorzüglichste Handwerkszeug; ist das Gestein hingegen milde, so ist die Keilhaue, und der Schrämhammer Fig. 189 und 187, nebst dem Schrämspieß Fig. 178, am vorteilhaftesten anzuwenden.

Die erste Arbeit bei dem Absenken eines Brunnens in festen Stein, nennt der Bergmann das Vorgesümpfe, die übrigen nachfolgenden Erweiterungen das Tagewerk. Sobald der Brunnen auf 7 Fuß tief gegraben ist, so wird seine Sohle durch die Setzwaage völlig eben gemacht, und das schon fertig gezimmerte Holzwerk zum Verschießen seiner Seitenwände eingesetzt. Man legt nämlich das erste Pfostengeviert, r Fig. 191, auf die Sohle des Brunnens, völlig perpendikulär auf derselben; auf dieses kommen dann das zweite und dritte usw. Pfostengeviere, nach oben zu, bis an den Ohrrahmen. Man gräbt nun tiefer, und sticht die Erde nur so weit weg, als nötig ist, ein neues Geviere einzutreiben, und verfährt so bis man die verlangte Tiefe des Brunnens erreicht hat. Wenn man so tief gekommen ist, als die Fahrten (Leitern) lang sind, wird ein Einstrich b gelegt, in welchen Vertiefungen eingemeißelt sind, um den Fahrtschenkeln einen festen Stützpunkt zu verschaffen. In diese wird die oberste Fahrt angelegt, und oben mit den Fahrthaspen a’ angehakt, gräbt man nun weiter, so wird die zweite Fahrt, mit ihren Schenkeln genau an die oberste angepasst, um dieselbe zu unterstützen; die Fahren selbst werden immer auf der linken Seite des Hornhaspels angelegt, um mit der rechten Hand nötigenfalls bequem nach dem Seil und den Kübeln greifen zu können; öfters entbehrt man auch die Fahrten ganz, indem die Mineurs sich an den Kübeln, oder an dem Seil hinunterlassen. Hierauf, wenn man tief genug gekommen ist, wird mit dem Ausgraben des Minenganges der Anfang gemacht.

Bei den Fladderminen ist der Brunnen gewöhnlich 4 Fuß im Quadrat weit, sechs bis 10 Fuß tief; die Minenkammer liegt hier neben dem Brunnen, auf dessen Sohle, Fig. 19 a.

Brunnen, heißt ein Wasserbehälter, wohin man in der Minengalerie das sich zeigende unterirdische Wasser leitet.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe