Siegfried III. von Eppstein
Erzbischof von Mainz, 1230–1249

Siegfried III. von Eppstein, Erzbischof von Mainz, 1230–1249.

Siegfried III. von Eppstein, Erzbischof von Mainz (1230–1249), Neffe seines Vorgängers, geb. um 1194, gest. 9. März 1249 in Bingen, wird als Domherr zu Mainz und Propst zu Frankfurt im Dezember 1230 gewählt, also wenige Monate nach Abschluss des zwischen Papst Gregor IX. und Kaiser Friedrich II. zu San Germano abgeschlossenen Friedens, für den nebst anderen Reichsfürsten Siegfried die Garantie übernimmt. Infolge dieses Friedens geschieht es, dass des Kaisers Sohn, König Heinrich VII. auf zwei zu Worms gehaltenen Hoftagen von den Reichsfürsten, zu denen in erster Linie Erzbischof Siegfried gehört, genötigt wird, seine den Städten in Betreff ihrer Vereinigungen eigenwillig gemachten Zusagen zu widerrufen und ihnen, geistlichen wie weltlichen, das ihre Landesherrlichkeit begründende Privileg vom 1. Mai 1231 zu erteilen. Das Jahr darauf fehlt Siegfried nicht unter den Fürsten, welche zu Ostern in Aquileja der Unterwerfung des ungehorsamen Heinrich VII. unter den Willen des Vaters beiwohnen und von diesem die Bestätigung jenes ihnen wichtigsten Privilegs empfangen.

Wegen verschiedener strittiger Besitzungen in der Grafschaft Hessen, namentlich des Heiligenberges, kommt es 1232 zu einer großen Fehde zwischen Siegfried und Konrad von Thüringen, dem Grafen von Gudensberg, in der die mainzische Stadt Fritzlar von landgräflichen Kriegern erobert und grausam geplündert wird. Aber noch in selben Jahr wird der Frieden wieder hergestellt, und im Februar 1233 vom Papst bestätigt.

Eine besondere Gnade wird dem Erzbischof durch die Verleihung des in Verfall geratenen Klosters Lorsch zu Teil, dessen Reformierung und Hebung seine nächste und andauernde Sorge ist. Als König Heinrich kurz nach seiner Rückkehr aus Italien eigenwillig sich für die Wormser gegen ihren Bischof entscheidet, vertritt natürlich Erzbischof Siegfried die Sache des Letzteren im August 1232 auf dem Hoftag zu Frankfurt, und wird das Haupt der Reichskommission, die mit der Übernahme der Stadtverwaltung an Stelle des aufgehobenen Rats die Verfassung von Worms neu gestalten soll.

Großes Verdienst erwirbt sich der Erzbischof dadurch, dass er in den beiden nächsten Jahren, 1233 und 1234, seinen ganzen Einfluss zur Abwehr der auf Gebot des Papstes Gregor IX. durch Konrad von Marburg und seine fanatischen Helfershelfer in Deutschland betriebenen Ketzerverfolgungen zur Geltung bringt. Im Spätherbst des Jahres 1234 begibt er sich mit dem Bischof von Bamberg nach Unteritalien, um dem Kaiser das keineswegs ehrlich gemeinte Versprechen seines Sohnes zu überbringen, sich dessen Willen in allen Stücken unterwerfen zu wollen. Als er dann im neuen Jahre mit dem Manifest des Kaisers vom 28. Januar zurückkehrt, worin dieser die Fürsten an ihre übernommenen Verpflichtungen erinnert, seine Ankunft in nahe Aussicht stellt, und eine letzte Mahnung an seinen Sohn richtet, hat dieser sich bereits zu der ihm selbst unheilvollsten Empörung fortreißen lassen. Dem Kaiser zur Seite nimmt dann der Erzbischof an der zur Wiederherstellung des Rechtszustandes am 15. August 1235 zu Mainz eröffneten berühmten Reichsversammlung den tätigsten Anteil; er folgt dem Kaiser das Jahr darauf nach Italien, erwählt in Gemeinschaft mit zehn anderen Fürsten im Februar 1237 zu Wien dessen Sohn von der Isabella von Brienne als Konrad IV. zum König und steht seit dem Ende dieses Jahres bis zum Jahre 1241 als Reichsverweser an der Spitze der Regierung. Als solcher erscheint er nach Beilegung eines mit dem Herzog Otto von Bayern über das Kloster Lorsch ausgebrochenen heftigen Streites im Sommer 1238 mit dem erst zehnjährigen Konrad auf dem Hoftage zu Verona und folgt dem Kaiser zur Belagerung von Brescia.

Auch im Jahre 1239 hält der Erzbischof, da die auf die Aufstellung eines Gegenkönigs gerichteten Machinationen des bekannten päpstlichen Agitators Albert des Böhmen zu einer Spaltung der Reichsfürsten führen, auf dem Fürstentage zu Eger, im Juni, und auf dem im nächsten Monat zu Mainz abgehaltenen Konzil seine Eide und Pflichten gegen Kaiser und Reich. Er trifft, als im Frühjahr 1241 die Mongolengefahr näher und näher rückt, alle zur Abwehr erforderlichen Maßregeln; kaum aber ist die Gefahr vorüber und die Angst gewichen, so erhebt er sich, seit dem 10. September 1241 mit dem Erzbischof von Köln, Konrad von Hochstaden, auf das engste verbündet, zum offenen Kampf gegen den Kaiser, indessen reicht sein Arm nicht weit, denn diesem gelingt es, den Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen durch die Übertragung der Würde des Reichsverwesers für sich zu gewinnen.

Der Erzbischof von Köln wird im Frühjahr 1242 Gefangener des Grafen Wilhelm von Jülich. Siegried selbst aber sieht sich in diesem und dem folgenden Jahre in seinen rheinischen Besitzungen von König Konrad IV. hart bedrängt. Während der danach zwischen dem Kaiser und dem neu gewählten Papst Innozenz IV. gepflegten Unterhandlungen verhält er sich beobachtend, zögert aber nicht, schon im Frühjahr 1244, da diese noch keineswegs völlig abgeschlossen sind, in Deutschland die Exkommunikation des Kaisers zu verkündigen, dessen Sturz im Geheimen betrieben wird. Dann begibt er sich mit dem Erzbischof von Köln, Ostern 1245, auf das Konzil zu Lyon, verpflichtet sich für den Fall der Absetzung des Kaisers zur Erhebung eines Gegenkönigs, ist im Juni wieder in Deutschland, bringt am 22. Mai 1246 zu Hochheim bei Würzburg die Wahl des längst in Aussicht genommenen Landgrafen Heinrich von Thüringen, und als dieser machtlos am 16. Februar 1247 auf der Wartburg gestorben, auch die des zweiten Pfaffenkönigs, Wilhelm von Holland, schon am 3. Oktober dieses Jahres zu Stande. Die erhoffte Hilfe bleibt aber aus. Während dem König Wilhelm Aachen und Kaiserswerth den heftigsten Widerstand entgegensetzen, sieht sich der Erzbischof wiederum von Konrad IV. bedrängt. Im belagerten Ingelheim erkrankt er schwer und zu Bingen, wohin man ihn bringt, stirbt er am 9. März 1249.

Bibliographie

  • Hermes: Die Erzbischöfe von Mainz. 3. Aufl. Mainz 1879
  • Schirrmacher: Kaiser Friedrich II., Bd. 1–4
  • Winkelmann: Geschichte Kaiser Friedrichs II., 1212–1235, Berl. 1863
  • Winkelmann: Jahrbücher der deutschen Geschichte, Philipp von Schwaben und Otto IV. 2 Bände; – Kaiser Friedrich II., erster Band, 1218–1228

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Figuren des Mittelalters