Fähnrich

Fähnrich.

Fähnrich (Fahnenträger, Fahnenjunker), im Mittelalter und später mit dem Tragen der Fahne betrauter Soldat. Bei den deutschen Landsknechten hatte jede Kompanie (Fähnlein) eine eigene Fahne, die meist hochflatternd getragen wurde und deshalb Kraft in Anspruch nahm. Der Fähnrich, der zu den Offizieren der Kompanie gehörte, musste deshalb ein kräftiger Mann von erprobter Tapferkeit sein, der das Fähnlein schwingen, aber auch die Trommel rühren konnte. Bei Übernahme der Fahne musste der Fähnrich einen feierlichen Eid ablegen, Leib und Leben für seine Fahne zu lassen, ja im Notfall sich in dieselbe einzuwickeln und sich dem Tode zu weihen. Damit der Fähnrich von allen erkannt werde, trug er zur Auszeichnung ein schimmerndes Kleid; seine Bewaffnung bestand im breiten Landsknechtsdegen, er erhielt sechsfachen Sold.

In späterer Zeit wurde Fähnrich die Bezeichnung für den jüngsten Offizier der Kompanie oder Eskadron, bei der Infanterie und den Dragonern Fähnrich, bei der übrigen Kavallerie Kornett, bei der Artillerie Stückjunker genannt, und diese Bezeichnung blieb auch erhalten, als die Kompanien und Eskadrons keine Fahne mehr führten. In Deutschland war seit 1807 der Fähnrich ein Unteroffizier, der gleich hinter dem Feldwebel rangierte und das silberne Portepee trug, weshalb er Portepeefähnrich genannt wurde. Später erhielten diesen Dienstgrad nur solche junge Leute, die auf Beförderung zum Offizier dienten und bis 1899 Offizieraspiranten, Avantageure, genannt wurden. Sie hießen seitdem im aktiven Dienststand Fahnenjunker, die Portepeefähnriche aber Fähnriche. Nach bestandenem Offiziersexamen, vor ihrer Ernennung zum Offizier, hießen die Fahnenjunker außerdienstlich Degenfähnrich, weil sie dann die Erlaubnis erhielten, den Offiziersdegen zu tragen. In der deutschen Marine hießen die Inhaber des untersten Offizierdienstgrades in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts Seefähnriche (später Unterleutnants zur See, dann Leutnants zur See), seit 1899 heißen die Seekadetten Fähnrich zur See.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe