Feldwache

Kavallerie-Feldwache, 1:72 Figuren Revell.

Feldwache, ist diejenige Wache, welche zur Sicherheit der Lager, Biwaks, Kantonierungsquartiere und postierten Detachements ausgesetzt wird, um einen unvermuteten Angriff des Feindes zu verhindern. Eine jede Feldwache hat wieder ihre Schildwachen nach dem Feind zu, welche im Allgemeinen Vorposten, sonst auch Vedetten heißen; ferner hat sie eine oder mehrere Schildwachen, nach Beschaffenheit des Geländes, nahe bei sich, welche so gestellt werden, dass sich nichts der Feldwache nähern kann, ohne von diesen Posten examiniert worden zu sein.

Die Entfernung der Feldwachen vom Lager oder von den Quartieren, und derselben untereinander, hängt von ihrer Stärke, und von der Beschaffenheit des Terrains, so wie von der Nähe des Feindes ab; von der Seite, wo das Lager oder Quartier durch einen Fluss, oder Gebirgspass gedeckt wird, wo ohnedieß schon an den Brücken oder in den am Fluss liegenden Dörfern, oder in dem Défilé selbst, postierte Detachements sich befinden, sind keine Feldwachen nötig. In ganz freiem Terrain müssen die Feldwachen so weit von einander ausgesetzt werden, dass sie einander noch sehen können, also nicht über 2500 Schritt; ist das zu deckende Terrain für einzelne Feldwachen zu groß, so detachieren sie kleinere Wachen; in durchschnittenem Gelände werden ebenfalls zwischen zwei Feldwachen, die 2000 Schritt und darüber von einander entfernt sind, kleinere Wachen, Piketts, ausgesetzt. Vom Lager oder Quartier werden die Feldwachen, so weit als es das Terrain und die Nähe des Feindes erlaubt, ausgesetzt, doch müssen sie immer unterstützt werden können. In Lagern setzt man sie gewöhnlich 2 bis 3000 Schritt vor, weil sie das Nachts durch die ausrückenden Piketts unterstützt werden, und dadurch die Kommunikation erhalten wird. Dies gilt auch, wenn das zu deckende Detachement nur schwach ist, damit es zu gehöriger Zeit von dre Ankunft des Feindes benachrichtigt werden könne. Gehölze, Dörfer, überhaupt durchschnittenes Gelände, welches so weit entfernt ist, dass es nicht mehr besetzt werden kann, muss wenigsten 1500 Schritt vor der Feldwache liegen bleiben. In sehr bedecktem und durchschnittenem Gelände werden zur Sicherheit kleinere Wachen zwischen den Feldwachen und den Quartieren aufgestellt. Ist der Feind mehrere Meilen weit entfernt, so stehen die Feldwachen auf 3 bis 6000 Schritt weit, wenn dabei keine Gefahr des Umgehens für dieselben ist. Ist dies aber der Fall, so macht man auf 1500 Schritt eine Kette von Vorposten und schwachen Wachen, und setzt vor diese bis auf 3000 Schritt Piketts aus, welche die Gegenden beobachten, wo der Feind herkommen kann. Unter 1000 Schritt muss eine Feldwache auf keinen Fall von den zu deckenden Truppen stehen.

Die Feldwachen selbst müssen so platziert werden, dass sie vom Feind nicht gesehen werden können, hinter kleinen Gehölzen, Anhöhen, in Vertiefungen, hinter Hecken usw. sie sie gut platziert; doch müssen sie durch eine solche Deckung nicht eingeschlossen sein. Ist gar keine Deckung vorhanden, so müssen die Infanterie-Feldwachen durch Feldschanzen gesichert werden. Gewöhnlich gibt man den Infanterie-Feldwachen auch einige Mann Kavallerie bei, um schnelle Meldungen zu machen, rasche Nachrichten von den Vorposten einzuziehen usw.; überhaupt aber stellt man in ganz freies Terrain Feldwachen von Kavallerie, in durchschnittenes Gelände aber von Infanterie. Alle Feldwachen müssen beständig die genaueste Verbindung mit ihren Vorposten, untereinander, und mit dem Lager oder Quartier halten; ferner müssen sie so ausgesetzt sein, dass sie die Wege nach dem Feind zu decken. Die Kavallerie-Feldwachen müssen in ihrer Bewegung nach allen Seiten hin durch nichts gehindert werden; es muss also in ihrem Rücken besonders keine Art von Défilé befindlich sein. Ebenso müssen sie weder nache vor sich noch auf einer Seite Wald haben, um nicht durch heranschleichende feindliche Infanterie überrascht zu werden. In gebirgigen und bewaldeten Gegenden vermischt man daher die Kavallerie-Feldwachen mit Infanterie, oder setzt vor denselben Infanterie-Piketts aus.

Alle Défiléen vor der Front, wenn sie nicht zu weit entfernt sind, sowie Gehölz, wodurch Zugänge laufen, müssen besetzt werden, und man schiebt also seine Feldwachen bis dahin vor, um davon Herr zu bleiben. Liegen diese Geländeteile zu weit, so schickt man von den größeren Feldwachen kleine Detachements dahin ab, sie zu beobachten; mit diesen muss aber die genaueste Kommunikation durch beständige Patrouillen und Zwischenposten erhalten werden. Solche bloßgegebene kleinere Feldwachen müssen ihre Aufmerksamkeit verdoppeln, jede Nacht ihre Stellung verändern, und beständig die größte Stille beachten; besonders müssen sie immer verdeckt stehen.

Es ist für jede Feldwache gefährlich, des Nachts Feuer zu haben; am meisten aber für diese weit vorgeschobenen Detachements; sind sie von der Kavallerie, so sitzen sie nie ab. Hat es nicht verhindert werden können, dass eine Kavallerie-Feldwache ein Dorf im Rücken behält, so muss sie beim Rückzug dasselbe umgehen; ist diese nicht möglich, so muss man die Eingänge, sowie auch bei jedem anderen Défilé, zu versperren suchen. Den Infanterie-Feldwachen aber ist jedes durchschnittene Gelände in ihrem Rücken günstig; solche Geländeteile werden dann mit Infanterie besetzt, welche den Feldwachen zum Repliposten dient. Brücken, Dämme und Furten werden ebenfalls mit Infanterie besetzt, und durch aufgeworfenen Verschanzungen zur Verteidigung geschickter gemacht.

Sind zwischen den Feldwachen, oder diesen und den Vedetten, oder den Quartieren, Gräben, Bäche u.s.w, so müssen über dieselben Brücken geschlagen werden, um die Kommunikation zu erhalten, und den Gang der Patrouillen nicht zu hindern.

Die Stärke der Feldwache hängt von der Entfernung vom Lager oder Quartier, und von der Anzahl der Vedetten, und von dem nötigen Widerstand im Fall eines Angriffs ab. Steht sie sehr weit von der Front, so muss sie auch stärker sein, um sich so lange halten zu können, bis Unterstützung kommt; ebenso wenn sie nahe am Feind steht, und dann muss ihr ein Infanterie-Kommando zum Soutien dastehen. In Absicht auf die Anzahl der Vedetten muss sie dreimal oder wenigstens 2,5 Mal so stark sein, als sie Mann zu den Vorposten nötig hat. Steht die Feldwache näher am Feind, so muss sie auch mehr Vedetten aussetzen.

In Lagern werden die Feldwachen und Vorposten das erste Mal vom General du jour ausgesetzt; doch darf der Offizier derselben, bei Veränderung der Umstände, Abänderungen treffen, wovon er jedoch jedes Mal dem General du jour Anzeige machen muss. Ist es dem Offizier überlassen, den Ort für seine Feldwachen zu wählen und die Vorposten auszusetzen, so tut er wohl, wenn er den Ort, den er decken soll, von der feindlichen Seite her ansieht, wo er dann leicht wahrnehmen wird, wo beide stehen müssen. Sodann teilt er seine Schildwachen und Vedetten ab; hat noch keine Feldwache daselbst gestanden, so geht er mit der Hälfte einer Mannschaft vor, um die zur Stellung der Vorposten vorteilhaften Orte ausfindig zu machen; die andere Hälfte bleibt während der Zeit unter dem Gewehr, und bei der Kavallerie auf den Pferden, unter dem Kommando des ältesten Unteroffiziers. Löst man aber eine Feldwache ab, die diesen Posten schon besetzt hat, so geht man mit der ganzen Mannschaft, und dem Offizier der alten Feldwache vor, und lässt sich nun mit der umliegenden Gegend und der Stellung der Vedetten bekannt machen.

Ein Offizier, der eine Feldwache kommandiert, steht mit seiner Ehre für die Sicherheit des Teils der Armee, oder des Postens, den er decken soll; er ist daher an die Verfügungen seines Vorgängers nicht gebunden, wenn er Abänderungen vorteilhaft findet; diese muss er jedoch seinen Oberen anzeigen. Sobald die Vorposten ausgesetzt sind, kann die Kavallerie absitzen, aber ohne abzuzäumen, und die Infanterie die Gewehre zusammenstellen. Nahe der Feldwache werden nach Umständen noch eine oder mehrere einzelne Schildwachen aufgestellt. Indem der Offizier seine ganze Feldwache beim Aussetzen der Vedetten mit vornimmt, kann er die Leute insgesamt das Gelände und ihre Posten kennen lehren, und sie mit ihren Pflichten an dem Ort selbst genauer bekannt machen, als durch das unvollkommene gegenseitige Übergeben der Posten selbst geschieht.

Eine Feldwache muss immer bereit sein, den Feind zu empfangen; ist sie daher sehr nahe an demselben, so zäumt die Kavallerie nie ab, und die Reiter behalten ihre Pferde am Zügel; bei der Futterung sitzt die eine Hälfte auf, während die andere futtert; bei der Infanterie erlaubt man den Leuten zwar sich niederzusetzten, doch legt Niemand sein Gewehr aus der Hand. Nur wenn die Feldwache weit vom Feind entfernt ist, oder mehrere kleinere Piketts vor sich hat, und bei Tage, lässt man die Infanterie ihre Gewehre zusammensetzen, und die Kavallerie abzäumen; bei Nach fällt jedoch unter allen Umständen jede Ruhe und Bequemlichkeit weg.

Sobald der Offizier mit seiner Feldwache an seinem Posten angekommen ist, macht er sich mit den Namen der Orte in der Gegend, der Flüsse, mit den Wegen, Brücken, Furten usw. und mit der Himmelsrichtung bekannt, um den rekognoszierenden Generalen Nachricht geben, und anzeigen zu können, wo etwas vorfällt, wenn sich etwas ereignen sollte. – Sobald es dunkel wird, gibt der Offizier seinen Leuten Feldgeschrei und Losung, welche er vom General du jour erhalten hat. Sollte ein Mann desertieren, so wird beides sogleich geändert, und dies der ganzen Vorpostenkette, sowie den nebenstehenden Feldwachen und Piketts, und den Offizieren du jour bekannt gemacht.

Alleas was auf den Vorposten vorfällt, wird sogleich an den Offizier du jour, (ins Hauptquartier schriftlich) gemeldet. Steht man dem Feind nahe, so werden alle seine Bewegungen gemeldet. Eine Stunde vor der Retraite wird auf jeden Fall ein Rapport durch einen Unteroffizier an den Offizier du jour abgeschickt. Bei der Feldwache selbst wird sogleich ein Examiniertrupp, bestehend aus 1 Unteroffizier und einigen Mann, bestimmt, welcher auf die Meldung von einem Vorposten, dass jemand daselbst ankommt, dahin geht, und genau examiniert. Unverdächtige Bauern oder Reisende werden durchgelassen, wenn dies nicht verboten ist; Verdächtige werden arretiert, auf die Feldwache gebracht, und an den Offizier du jour gemeldet. Kommen Parlamentäre oder Gefangene, so geht der Offizier dahin, wo sie die Vorposten haben halten lassen, und nimmt die Briefe oder Gefangenen in Empfang; das Erhaltene wird dann ins Hauptquartier geschickt; Paralmentairs werden durch eine kleine Eskorte eine Strecke zurück begleitet. Deserteure werden bei Tag ins Lager geschickt, bei Nacht, zur Seite der Feldwache streng bewacht; Niemand darf mit ihnen reden; noch ehe sie die Postenkette passieren; werden ihnen die Waffen abgenommen. Ist eine Kommando angekommen, so examiniert es erst der Unteroffizier, und bringt dann den Kommandeur desselben zum Offizier der Feldwache. Dieser wird dann bestimmen, wenn sich ersterer gehörig legitimiert hat, ob das Kommando passieren kann. Die Feldwache tritt während der Zeit ins Gewehr oder sitzt auf.

Wenn die Vorpsten sehr nahe mit den feindlichen zusammen stehen, so machen sie öfters Waffenstillstand, sprechen und trinken mit einander; dies muss sehr streng verboten werden. Feuer bei den Feldwachen des Nachts sind nur dann zu gestatten, wenn sie sehr weit vom Feind entfernt sind, und noch kleinere Piketts vor sich stehen haben.

Eine Hauptsache bei den Feldwachen ist das fleißige Patrouilleren, besonders des Nachts; es muss immer wenigsten eine Patrouille unterwegs sein. Man schickt Schleichpatrouillen, Rekognoszierungspatrouillen, und Visitierpatrouillen der Vorposten ab.

Wir eine Feldwache angegriffen, und sie besteht aus Infanterie, so erwartet sie den Feind stehenden Fußes, denn sie muss immer so gestellt sein, dass sie wenigstens ene Zeit lang einem feindlichen Angriff widerstehen kann. Besonders während des Gefechts muss man die Verbindung mit den nebenstehenden Feldwachen zu erhalten suchen, welches man durch Kavallerie-Patrouillen am leichtesten erreicht; muss man sich endliche zurückziehen, so müssen immer erst die Nebenfeldwachen davon benachrichtigt werden. Défiléen muss man impraktikabel machen, wenn nämlich von den Unsrigen Niemand mehr zurück ist. Beim Rückzug überhaupt müssen sich die Feldwachen von der Infanterie und Kavallerie gegenseitig unterstützen.

Eine Kavalleriefeldwache muss den Feind nie stehenden Fußes erwarten. Geschieht der Angriff bei Tage, so geht man dem Feind entgegen, wenn er nicht allzu stark ist; kann man aber seine Stärke nicht beurteilen, so lässt man einen Teil der Feldwache mit der feindlichen Spitze blänkern; dann wird man bald seine Stärke gewahr werden. Die Feldwache wird unterdessen in mehrere Trupps geteilt, die einander zum Repli dienen, wenn man sich zurückziehen muss. Die Replis werden in eine Glied formiert, um den Feind über die Stärke zu täuschen. Weiß man, dass der Feind schwach ist, so stellt man einen Teil verdeckt, und lässt ihn durch einen anderern Teil in diesen Hinterhalt locken, um ihn dann abzuschneiden.

Hat eine retirierende Kavalleriefeldwache Infanterie bei sich, so dient diese zum Repli, und die Kavallerie sucht den Feind in das Feuer derselben zu locken. – Bei Nacht kann sich eine Kavallierfeldwache aber in alle dergleichen Manöver nicht einlassen. Der Offizier greift bloß die feindliche Spitze mit einigen Mann an; dann wird er bald gewahr werden, ob der Feind stark ist, und einen wirklichen Angriff machen will, weil des Nachts nie die Spitze weit von ihrem Haupttrupp entfernt ist; dann muss er sich mit seiner Feldwache sogleicht zurückziehen, wozu ihm die Dunkelheit behilflich sein wird. Ist es nur ein kleiner feindlicher Trupp, so wird ein solcher Angriff hinreichend sein, ihn zurückzuweisen. Hat man ihn geworfen, so muss man sich nie verleiten lassen, ihn zu weit zu verfolgen.

Wenn ein Offizier der Feldwache bei den Vorposten schießen hört, oder von daher eine Meldung kommt, dass der Feind anrücke, muss er sich vorher genau überzeugen, ob es auch kein blinder Lärm sei, ehe er weitere Maßregeln nimmt, um nicht die ganze Armee unnötig zu alarmieren.

Die Ablösung der Feldwachen geschieht am besten kurz vor Tagesanbruch; wenn die Stellung der Posten des Nachts verändert war, so kann man dann zugleich der Ablösung beide Stellungen bei Tage und bei Nacht bekannt machen. Die alte Feldwache bleibt so lange da, bis es völlig Tag, und die Gegend rekognosziert ist. Wenn man daher eine Feldwache angreifen will, und man ist nur schwach, so muss dies entweder mitten in der Nacht geschehen, oder dann, wenn man mit Gewissheit voraussetzen darf, dass die abgelösten Feldwachen bereits zurückmarschiert sind. Ist man jedoch stark genug, so kann man auch den Angriff im Augenblick der Ablösung unternehmen, weil man dem Feind in diesem Augenblick durch eigene Überlegenheit den meisten Schaden tun kann.

Die Feldwachen machen keine Honneurs; kommt ein Stabsoffizier, so tritt der Offizier an denselben und meldet ihm, ob etwas Neues vorgefallen sei; ist dies der Stabsoffizier du jour, so gibt er ihm die Parole. Nur wenn bewaffnete Trupps, eine Anzahl Gefangene usw., vorbeikommen, tritt die Feldwache ins Gewehr.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe