Köln

Köln.

Unblutig ging im 5. Jahrhundert die Herrschaft über Köln von den Römern dauernd auf die Franken über, von denen die Stadt, wenn auch schon in römischer Zeit Bischofssitz und in der fränkischen der Hauptort Ripuariens, nur als ländliches Gemeinwesen behandelt wurde. Zur Zeit Karls des Großen wird Hildebold als der erste Erzbischof, zugleich Metropolit mehrerer benachbarter Bistümer, genannt. Damals lag innerhalb der Mauern außer dem Dom nur die später »auf dem Kapitol« genannte Marienkirche, eine Stiftung der in Köln residierenden Plektrudis, der Witwe Pippins von Heristal. Vor den Mauern umgürtete die Stadt ein Kranz von Kirchen, unter denen die Märtyrerkirchen St. Gereon und St. Ursula sowie die Kirchen St. Severin und St. Kunibert hervorragten. 881 erfuhr Köln die Greuel der normannischen Zerstörung. Dann trat aber der Aufschwung ein, durch den es infolge des seit der Zeit der Ottonen gewaltig anschwellenden Handelsverkehrs zur größten Stadt Deutschlands im späteren Mittelalter heranwuchs. Verdienste um Köln erwarb sich Erzbischof Bruno I (953–965), Ottos d. Gr. Bruder, der mit der geistlichen Würde die weltliche Herzogsgewalt vereinigte; seitdem waren die geistlichen Hirten auch die politischen Beherrscher des aufblühenden Gemeinwesens. Mit dem wachsenden Reichtum der Bürgerschaft ging jedoch ihr Streben nach politischer Selbständigkeit Hand in Hand. Schon unter Anno II. kam es 1074 zum Aufstand; 1112 folgte die coniuratio pro libertate, wodurch die in zahlreichen Sondergemeinden wahrscheinlich unter Führung der Richerzeche (d. h. »Gesellschaft der Reichen«, der Kaufleute) organisierten Bürger den Grundstein für die in langen Kämpfen mit den Erzbischöfen zu erringende Selbständigkeit legten. Kurz vorher war die Stadt durch die Eingemeindung von drei Vorstädten, Oversburg im Süden, Niederich im Norden und St. Aposteln im Westen, die ein gemeinsamer, 1106 bei einer drohenden Belagerung aufgeworfener Wall mit Graben schützte, beträchtlich vergrößert worden; 1180 folgte eine letzte Umwallung, die im 13. Jahrhundert durch gewaltige Mauern und Tore verstärkt wurde. Diesen Festungsgürtel hat erst die neue Stadterweiterung nach genau 700 Jahren gesprengt.

Dem Drang der Bürgerschaft nach politischer Freiheit gaben die Erzbischöfe nur mit starkem Widerstreben Raum. Von Philipp von Heinsberg (1167–91) bis auf Siegfried von Westerburg (1274–97) rückte die Bürgerschaft Schritt für Schritt ihrem Ziele näher, bis die Schlacht bei Worringen 1288 der Stadt die ersehnte Selbständigkeit brachte; seitdem nahmen die Erzbischöfe ihre Residenz außerhalb der Stadt auf den benachbarten Schlössern. Nur die hohe Gerichtsbarkeit haben die Kölner dem Erzbischof niemals entreißen können. Die Regierung der Stadt ruhte seit dem 13. Jahrhundert in den Händen des Rates, an dessen Spitze zwei der Richerzeche entnommene Bürgermeister die oberste Gewalt ausübten. Ein enger, rein patrizischen Rat aus den »Geschlechtern« besaß im 14. Jahrhundert die Macht. Da aber die herrschenden Geschlechter durch die Kämpfe zweier Parteien, der »Freunde« und der »Greifen«, gespalten waren und das gemeine Wohl hierdurch erheblich litt, so erhoben sich, nachdem sich schon 1370 die Weber vorübergehend des Regiments bemächtigt, 1396 die Zünfte und begründeten eine neue demokratische Verfassung, deren Urkunde, der »Verbundbrief«, in einzelnen Punkten verbessert durch den Transfixbrief von 1513, bis zur französischen Okkupation in Geltung geblieben ist, wenn auch in den Jahren 1481–82, 1512–13, in den 1680er Jahren (durch den »Gülichschen Aufstand«) und in den 1780er Jahren (durch die bürgerliche Deputatschaft) Änderungen im Regiment angestrebt und zum Teil auch für kürzere Zeit durchgesetzt wurden.

Die Grundlage des Wohlstandes und der politischen Macht Kölns war der Handel, der die Kaufleute bereits im 11. Jahrhundert nach England führte, wo der Londoner Stahlhof ursprünglich nur eine Niederlassung der Kölner Händler war. Wein und Heringe bildeten die Massenartikel des Handels, daneben die Tuche, welche die in Köln seit alters heimische Webindustrie erzeugte; auch Kölns Waffen- und Goldschmiede genossen Weltruf. Als sich Köln der Hanse anschloss, bedingte seine überragende Stellung im Westen von vornherein, dass es Vorort eines Drittels wurde; der Umstand, dass Kölns Sonderinteressen den allgemeinen hansischen Interessen häufig zuwiderliefen, trübte allerdings das Verhältnis der Stadt zum Bunde. Eifrig wachte der Rat über das der Stadt 1259 verliehene Stapelrecht, das ursprünglich für den Handelsverkehr von größtem Nutzen, unter späteren Verhältnissen sogar direkt den Niedergang des Kölner Handels mitverschuldete, da die umliegenden Fürstentümer Gegenmaßregeln ergriffen. Vgl. Weihnachtsmärkte in Köln.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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