Nivellieren

Nivellieren und Profilieren. Durch das Nivellieren oder Wasserwägen untersucht man, um wie viel ein auf der Erdfläche gegebener Ort oder Punkt höher oder tiefer liegt, als ein anderer oder mehrere andere gegebene. Sucht man für gewisse Absichten außer den Höhenunterschieden auch die Horizontalentfernungen gegebener Punkte, so profiliert man; das Profilieren ist folglich ein nach Umständen modifizierter Teil des Nivellierens. Die durch das Nivellieren und Profilieren erhaltenen Resultate geben die Data zu den sogenannten Nivellierrissen; nur bei großen Vermessungen darf man hierbei die Korrektion berücksichtigen.

Das Wasser und der Lauf desselben hat zunächst die besondere Absicht des Höhenmessens, oder das Nivellieren veranlasst; es wird aber auch auf festem Boden, zur Darstellung der wahren Horizontallinie, zur Bestimmung öfters unmerklicher Höhenunterschiede benutzt, und ist vorzüglich da unentbehrlich, wo ein Wasser- oder Straßenbau angeordnet, eine Überschwemmung herbeigeführt oder verhütet werden soll, usw.

Es gibt eine Menge von Nivellierinstrumenten, deren Aufzählung und Beschreibung hier zu weitläufig sein würde; sie sind entweder auf den horizontalen Stand des Wassers unmittelbar gegründete Wasserwaagen, oder auf den horizontalen Wasserstand vermittelst einer Luftblase gegründete Wasserwagen. Ferner sind sie teils mit Fernrohren versehen, teils ohne dieselben. Daher gibt es auch verschiedene Methoden des Nivellierens, welche sich auf das dabei gebrauchte Nivellierinstrument oder Niveau gründen. Wird das Niveau an einem der Endpunkte einer gegebenen Horizontalentfernung aufgestellt, und so von dem einen nach dem anderen Punkt hin nivelliert, so heißt dies Verfahren das Nivellieren (oder Nivellement) nach den Endpunkten; wird hingegen das Instrument zwischen beiden Eckpunkten in, oder um die Mitte der Horizontalentfernung gesetzt, so wird diese Methode ein Nivellement aus der Mitte genannt. Da man aber in den meisten Fällen weder von dem einen der in dem Nivellement begriffenen Endpunkte zum anderen, noch auch aus der Mitte nach beiden, unmittelbar, wegen zu großer Entfernung, oder wegen Gestalt des Terrains, zu visieren im Stande ist, so ist man genötigt, die ganze Nivellierweite in schickliche Teile zu teilen, und so durch Zwischenweiten oder stationsweise, entweder aus den Eckpunkten der Stationen, oder aus der Mitte, von einem Punkt zum anderen zu nivellieren. Diese letzte Nivelliermethode heißt die zusammengesetzte; kann man aber von einem Endpunkt zum anderen ohne Zwischenstationen visieren, so ist dies die einfache. Das einfache sowohl als das zusammengesetzte Nivellement aus der Mitte gewährt in der Ausübung den Vorteil, dass man auf die Korrektion zu achten nicht nötig hat, weil sie sich aus beiden gleichen Seiten aufhebt.

Profile kann man von Gegenden, Strömen, Flüssen, vom Innern der Erde, und von mancherlei anderen Gegenständen nehmen, und aus den Resultaten des für diesen Zweck erweiterten Nivellierens, welches nun den Namen des Profilieren erhält, werden die Profilrisse in eben der Art entworfen, wie man die Züge des Nivellieren und Profilierens auch im Grundriss darzustellen, und auf Situationskarten auszudrücken im Stande ist. Unter den Profilen derjenigen Gegenstände, welche den Militär interessieren, gehören die Bergprofile zu den wichtigsten; Stromprofile, und zwar Längen- und Querprofile, haben bei Wasserbauten für den Ingenieur, so wie auch die Erdprofile beim Minieren, das größte Interesse; Profile von festen Werken, Schanzen und Verschanzungen kommen in der Ausübung am häufigsten vor.

Die gemeine Setzwaage und die Tranchéewaage sind für den Militär die gebräuchlichsten Instrumente, da ihm gewöhnlich die vollkommeneren fehlen; auch leisten sie bei zweckmäßiger Behandlung mehr Genauigkeit, als man auf den ersten Blick glaubt, und ihr Gebrauch ergibt sich für jeden ohne Schwierigkeit, der nur im Allgemeinen mit dem praktischen Verfahren beim Nivellieren und Profilieren bekannt ist.

Das Nivellieren des Terrains ist besonders bei dem Festungsbau notwendig, um das Defilement, d. h. die relativen Höhen der Festungswerke zu bestimmen, damit sie den inneren Raum möglichst gegen die Beherrschung der umliegenden Gegend schützen, und diese vielmehr auf eine zweckmäßige Art überhöhen. Eben so notwendig müssen die Minengänge einer Festung nivelliert werden, wenn man noch keinen genauen und richtigen Riss davon hat, und ihre senkrechte Entfernung von der Oberfläche der Erde, d. h. die kürzesten Widerstandslinien der zugehörigen Minenkammern, nicht kennt. Da aber dieses Nivellieren der dunklen Minengänge mit den gewöhnlichen Instrumenten teils beschwerlich, teils unsicher ist, so hat Gumperts eine besondere Wasserwaage zu diesem Zweck erfunden. S. Wasserwaage.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe