Operationsbasis

Die Basis der Operationen, ist eine durch Natur oder Kunst feste Linie, welche einer Armee zur Unterlage ihrer Operationen, zum Anlegen des Hauptdepots und der Magazine, und zum sicheren Repli dient. Die Eigenschaften einer guten Basis sind folgende:

1) Sie muss an und für sich gedeckt und sicher sein; denn soll eine offensiv agierende Armee, indem sie vordringt, auch zugleich ihre Basis selbst decken, so wird sie neben der Offensive auch in die Defensive versetzt; sie darf sich dann entweder nicht zu weit von ihrer Basis entfernen, oder sie muss sich durch starke detachierte Korps zur Deckung der Basis schwächen. Die Deckung der Basis durch detachierte Korps hat zwar den Vorteil, dass sie an keinen Ort gebunden ist, und sich jedes Mal nach den Bewegungen der Hauptarmee richten kann; allein es gehört dazu eine starke Überlegenheit an Streitkräften, und wo diese nicht ist, da werden auch die detachierten Korps ihren Dienst nur so lange tun, als die Hauptarmee sich tätig beweist, und Vorteile erkämpft; wenn diese aber geschlagen, zerstreut und von einem tätigen und kraftvollen Feinde verfolgt sein sollte, so werden zwar jene Reservekorps, wenn sie ihre Schuldigkeit tun, die Trümmer der geschlagenen Armee aufnehmen, und sammeln, allein aller Vorteil, den sie in diesem Fall gewähren, würde darin bestehen, dass der Feind gezwungen wäre, eine zweite Schlacht zu liefern.

2) Sie muss bequem sein zur Versammlung der Truppen, damit alle Armeekorps ungefähr zu gleicher Zeit dort beisammen sein, und auf einen Tag aufbrechen können.

3) Sie muss, so weit es die Umstände erlauben, ganz auf den Grenzen liegen, um dem Feinde das davor liegende Terrain nicht sogleich Preis zu geben, und um sich so nahe als möglich an dem Operationsgebiet zu befinden.

4) Sie muss reich an allen Hilfsmitteln sein, damit die Armee an nichts Mangel leide.

5) Sie muss so weit als möglich ausgedehnt sein, weil es dann um so schwerer wird, der Armee, welcher sie zur Grundlage dient, in den Rücken zu kommen, und sie abzuschneiden, oder vielleicht gar die Basis selbst zu umgehen. Die Sicherheit der Armee aber nimmt aus eben dem Grunde ab, je mehr sie sich von der Basis entfernt; ist man daher in dem Falle, seine Basis weit im Rücken zu haben, so muss man sich eine zweite zu machen suchen, um die begonnene Offensivoperationen weiter fortzuführen.

6) Sie muss eher konkav gegen den Feind, als geradlinig und konvex sein. Die wesentlichen Vorteilder dieser Konkavität sind: dass die Armee bei Unglücksfällen innerhalb der konkaven Basis ruhig stehen kann, ohne dass der Feind etwas dagegen zu unternehmen vermag, weil er bei allzu weitem Vorrücken von den Flanken bedroht wird; will sich der Feind der Basis selbst bemächtigen, so muss er die beiden Flanken zuerst angreifen; eben so wird es ihm mehr Schwierigkeiten machen, sich zwischen die Armee und die Basis zu werfen, und die Operationslinien, welchen von den Flanken kommen, werden bei einer konkaven Basis verkürzt. –

Die beste Deckung der Basis geschieht durch angelegte Festungen. Diese haben den Vorteil, dass eine geschlagene Armee sich unter ihren Mauern in Ruhe wieder sammeln, erholen und stärken kann; wenig Mannschaft ist durch Hilfe der Festungen im stande, ein großes Korps oder gar eine ganze Armee zu beschäftigen; daher scheint es der Wahrheit gemäß, wenn man den großen Festungen den Vorzug vor den kleinen gibt, weil die Stärke der Mannschaft, um welche man seine Armee zur Besetzung dieser Festungen schwächt, gegen die Anzahl der Streiter, welche man dadurch dem Feinde entzieht, gar nicht in Betracht kommen kann.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe