Quartier

Quartier, heißt im Allgemeinen die Wohnung der Soldaten, sowohl im Frieden, als im Kriege. Im Frieden ist der Soldat gewöhnlich in Kasernen, oder beim Bürger einquartiert; im Kriege ist das letztere immer der Fall (außer in Festungen), wenn der Soldat nicht im Freien kampiert. Hier unterscheidet man dreierlei Quartiere: Marschquartiere, oder solche, wo der Soldat nur übernachtet oder Ruhetage hält, um am folgenden Tage wieder weiter zu marschieren; Kantonierungsquartiere, wo die Truppen nur auf einige Zeit still stehen sollen, und Winterquartiere, wo dieses auf längere Zeit, und weil vielleicht die schlechte Jahreszeit den Fortgang der militärischen Operationen hindert, stattfinden soll. Der letztere Ausdruck ist jedoch wenig mehr im Gebrauch.

Der Zweck aller dieser Quartiere besteht zum Teil darin, den Truppen Gelegenheit zu verschaffen, sich auf längere oder kürzere Zeit von den gehabten Kriegsanstrengungen und Märschen, unter Dach und Fach, und durch eine bessere Verköstigung bei dem Bürger oder Bauer, zu erholen; andernteils will man aber auch noch dem Soldaten die oft sehr dringliche Gelegenheit verschaffen, seine Montierungs- und Armaturstücke, die im Bivuak sehr verdorben werden, mit Sorgfalt wieder auszubessern und in Stand setzen zu können. Daher ist es nun besonders die Pflicht der Offiziere, für die Erreichung dieser Zwecke zu sorgen, nämlich 1) dass die Mannschaft von ihren Wirten nicht nur ein gutes Obdach erhält, sondern auch an Essen und Trinken, den getroffenen Veranstaltungen gemäß, gut verpflegt wird. Damit es hierbei an nichts fehle, werden die Quartiere häufig visitiert, aber auch jede Unordnung von Seiten der Soldaten streng bestraft. 2) Dass alle Armatur- und Kleidungsstücke schleunigst in den besten Stand gesetzt werden. Zuerst wird hierbei das Gewehr und die Munition, die Pferde, dann die Fußbekleidung, endlich alle übrigen Sachen genau nachgesehen.

In allen Quartieren, sie mögen sein von welcher Art sie wollen, muss stets die größte Ordnung herrschen. Der älteste Soldat in jedem Quartier ist verantwortlich, dass jeder Einzelne die ihm zugehörigen Sachen zu jeder Zeit finden, und selbige nötigenfalls gleich in Gebrauch nehmen kann; daher müssen ihm die jüngeren Soldaten in seinen Anordnungen Folge leisten. Die Tornister sind in Kriegsquartieren immer gepackt, und Alles ist in jedem Augenblick zum Ausrücken bereit. Beim Einrücken in irgend eine Art von Quartier, muss jedesmal den Soldaten vor dem Auseinandergehen der Alarmplatz oder der Sammelplatz der Kompanie bekannt gemacht werden; dabei wird ihnen bestimmt, ob sie nach Maßgabe der größeren oder geringeren Sicherheit des Quartiers, stets angezogen, und in ihren Quartieren bleiben müssen, oder ob sie sich mehr der Bequemlichkeit überlassen und frei umher gehen können. Den Quartierort selbst darf aber ohne besondere Erlaubnis Niemand verlassen. Wenn ganz nahe vor dem Feind Quartiere bezogen werden, liegen die Kompanien jedoch gewöhnlich in Alarmhäusern.

Der kommandierende Offizier und jeder Kompaniechef muss im Kriege in seiner Wohnung immer einen Hornisten oder Tambour einquartiert haben, um, wo es nötig ist, sogleich Alarm blasen oder schlagen zu lassen; in nicht zu weitläufigen Quartieren können die Truppen in 7 bis 10 Minuten beisammen sein, wenn die Tornister gepackt, oder die Pferde gesattelt waren. In jedem Quartierort müssen sämtliche Offiziere und Unteroffiziere mit den Ausgängen, Straßen und Wegen des Ortes und der Umgegend, so wie mit der Terrainbeschaffenheit der nächsten Umgebungen sich bekannt machen, damit sie bei Aufträgen zur Verteidigung, zum Patrouillieren usw., selbst des Nachts nach allen Seiten hin zurecht finden, und er Örtlichkeit nach die nötigen Maßregeln zu treffen wissen. S. übrigens Kantonierungsquartier, Marschquartier, Fourier etc.

Quartier, die Wache auf Schiffen, oder die Zeit, wo der eine Teil der Mannschaft die Wache hat, und der andere schläft. Wenn die Zeit der Wache zu Ende ist, so wird gerufen: „Quartier!“ oder „Quartier ist aus!“ welches die Ablösung bedeutet. Auf Kriegsschiffen und Ostindienfahrern wird hierbei von einem Matrosen ein Lied gesungen, welches das Quartierslied heißt; auch wird jedesmal geläutet.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe