Signalraketen

Signalraketen, werden aus starken papiernen Röhren gemacht, welche nach der Größe des Durchmessers ihrer inneren Höhlung 1pfündige, ½pfündige oder ¼pfündige heißen, insofern derselbe im Durchmesser einer gleich schweren eisernen Kugel gleich ist. Dieser Durchmesser dient auch bei den übrigen Abmessungen zum Maßstab, und wird ihr Kaliber genannt. Bei anderen Mächten wird die Rakete nach dem Gewicht einer Bleikugel genannt, die mit ihrer inneren Höhlung gleichen Durchmesser hat.

Die Röhre wird bei den größeren aus 3fach, bei den kleineren aus doppelt zusammen geklebtem Papier über einen hölzernen Winder, vermittelst des Rollierbretts rolliert. Das äußerste Blatt wird schräg abgeschnitten, nach Art der Patronenhülsen, damit es fester anschließt; es heißt das Fahnenblatt. Das untere Ende wird durch eine umgelegte Schnur gewürgt, so dass sich die Hülse gleichmäßig verengt, und in der Mitte nur ein kleines Loch bleibt; die größeren Röhren werden auf der sogenannten Würgebank gewürgt. Beim Würgen hält man die Hülse, in welcher noch der etwas zurückgezogene Winder steckt, mit der linken Hand, in der rechten hat man ein vorne halbkugelförmig abgerundetes Holz, die Warze genannt, um beim Würgen den Teil der Hülse, der rechts des Würgebands befindlich ist, rund zu erhalten; dieser Teil heißt der Kopf, und ist etwa ⅔ des ganzen Durchmessers der Rakete lang; die innere kleine Öffnung heißt die Kehle, der äußere zusammengezogene Teil wird der Hals genannt; und die innere Höhlung des Kopfes, von der Kehle bis an den Rand, heißt das Gewölbe.

Das Würgeband ist mit einem Ende an einen Haken in der Wand befestigt, ein Mann würgt die Rakete, die der andere auf die beschriebene Art in beiden Händen hält. Nach dem Rollieren und Würgen wird das Papier des oberen Teils der Röhre mit einem Lüfter auseinandergebogen, und in starken Leim getaucht, dann wieder gut zusammengedrückt, aller etwa inwändig hineingelaufene Leim sorgfältig ausgewischt, und die 6 bis 7 Kaliber lange Röhre getrocknet.

Zum Schlagen der Raketen ist eine hölzerne oder metallene Form nötig, in welche die Röhre genau passt; sie heißt der Raketenstock. Sein Fuß, dessen oberer Teil in die Höhlung des Stocks reicht, bildet eine halbkugelförmige Erhöhung, welche man die Warze nennt. Auf der Mitte der Warze steht ein eiserner Dorn, der oben schwächer als unten ist; der Stock wird mit dem Fuß durch einen eisernen quer durchgehenden Stift verbunden. Zum Schlagen gehören für jeden Stock 4 Stempel, welche von verschiedener Länge sind; der kürzeste ist voll, die anderen aber nach der Gestalt des Dorns ausgehöhlt. Die Größe und Schwere des Schlägels nimmt mit dem Kaliber der Rakete zu.

Der Satz besteht für 1pfündige Raketen aus 1 Pfund Mehlpulver und 8 Lot Kohlen; für ½pfündige aus 1 Pfund Mehlpulver und 7 Lot Kohlen, für ¼pfündige aus 1 Pfund Mehlpulver und 6 Lot Kohlen. Man nimmt bei den kleineren Kalibern weniger Kohlen, um den Satz rascher zu machen, welches zu ihrem Steigen erforderlich ist. Wollte man auch die größeren Kaliber mit eben solchem raschen Satz schlagen, so würde er zu heftig wirken, und die Hülse sprengen.

Der Satz wird nun mit den Stempeln in die Hülse, welche im Raketenstock steckt, geschlagen; man fängt dabei mit dem größten Stempel an, und hört mit dem kleinsten auf. Mit diesem wird der volle Teil über dem Dorn, welcher die Zehrung heißt, und etwa 1,5 Kaliber lang ist, festgeschlagen, auf diese eine hölzerne Scheibe, Schlagscheibe, die in ihrer Mitte ein Loch hat, fest aufgedrückt und eingeleimt. Auf das obere Ende der so gefertigten Röhre kommt ein 5 Kaliber hoher Ansatz, von einfachem starkem Papier, von welchem 1 Kaliber um die Hülse zur Befestigung geklebt wird; er heißt die Kammer. Sie dient zur Aufnahme entweder von Kanonenschlägen, die einen Knall, oder anderer Kunstfeuer, welche einen hellen und in großer Entfernung sichtbaren Schein geben; die Füllung der Kammer nennt man die Versetzung. Eine zugespitzte Kappe von Papier, welche die Spitzkappe heißt, und etwa 1,75 bis 2 Kaliber hoch ist, wird oberhalb der Kammer aufgeklebt. Der Kopf der Rakete, und besonders das Gewölbe, wird mit Anfeuerung, jedoch nur ganz dünn ausgestrichen.

Der entzündete Satz ist heftig genug, um die Rakete fortzutreiben; damit dies aber in einer bestimmten, gewöhnlich aufwärts gehenden Richtung geschehe, so muss die Rakete mit einem hölzernen Stock, Rute genannt, verbunden werden, welcher ihr durch seine Länge und Schwere das Gleichgewicht hält. Die Rute ist am oberen Teil mehr breit als dick, und zur Aufnahme der Rakete ein wenig ausgehöhlt; sie wird mit 2 bis 3 Bunden sehr fest angebunden, doch so, dass sie nur bis an die Kammer reicht. Dann wird die Rakete balanciert, d. h. man unterstütz die Rute an einem Punkt, welcher 3 bis 4 Zoll vom Kopf der Rakete, nach der Spitze der Rute hin, absteht, und schneidet von der unteren Dicke derselben so viel ab, dass sie bei einer 7 bis 8maligen Länge der Rakete, ihr das Gleichgewicht hält.

Zum Abbrennen der Rakete werden Pfähle eingegraben, und Latten daran genagelt, an welche die Raketen mit ihren Köpfen angehängt werden; im Krieg bedient man sich gewöhnlich nur der 1pfündigen Raketen, welche sehr hoch steigen, und weit gesehen werden.

Figuren

  • Britischer Raketentrupp (System Congreve), 1:72 HäT 8003
  • Britischer Raketenwerfer (System Congreve), 1:72 Fine Scale Factory NB01
  • Britische Raketenwerferbedienung, 1:72 Fine Scale Factory NB03
  • Britische Raketenbatterie (System Congreve), 15 mm Jacobite ART017

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe