Mohammed Abdullah Hassan

Mohammed Abdullah Hassan (Abdallah; genannt »der Tolle Mullah«, engl. »the Mad Mullah«), Sayyid, englandfeindlicher Hadschi oder Mahdi in Britisch-Somaliland, fügte 17. April 1902 einer englischen Abteilung unter Oberst Cobbe bei Gumburru eine empfindliche Niederlage bei. Ende Mai 1902 ging Oberst Swayne von Burao, dem letzten englischen Posten, südwestlich auf Boholle vor und brachte im Juni dem Mullah schwere Verluste an Vieh bei; doch erlitt er 6. Okt. bei Mudug (nahe der Grenze der italienischen Kolonie Benadir) selbst solche Verluste (4 Offiziere und 150 Mann tot oder verwundet), dass er den Rückzug antreten musste. Den Befehl über die daraufhin durch britisch-indische Regimenter und Buren verstärkten Truppen erhielt im November 1902 General Manning.

In den folgenden Jahren hielt sich Mohammed Abdullah Hassan zäh gegen vereinigte britisch-italienische Expeditionen, bis es dem Gouverneur von Italienisch-Somaliland, Pestalozza, im März 1905 gelang, Mohammed Abdullah Hassan unter den Schutz der italienischen Regierung zu stellen und ihn an einem ihm zur Verfügung gestellten Küstestreifen mit entsprechendem Hinterland fest anzusiedeln. Der vereinbarte Frieden hielt bis 1908.

Am 9. August 1913 erlitt die Somaliland Camel Constabulary eine schwere Niederlage im Gefecht bei Dul Madoba, wo 57 der 110 Mann starken Truppe fielen oder verwundet wurden, darunter auch Oberst Richard Corfield, der britische Kommandeur der Kamelreiter. 1914 stellten die Briten das Somaliland Camel Corps auf. Mit Unterstützung des Deutschen Kaiserreiches, des Osmanischen Reiches, und des äthiopischen Herrschers Iyasu V. flammte der Heilige Krieg im Ersten Weltkrieg wieder auf.

Britische See-, Land- und Luftstreitkräfte unternahmen 1920 schließlich einen fünften und letzten Feldzug gegen Mohammed Abdullah Hassan, in dessen Verlauf Taleex, die Hauptstadt der Derwisch-Bewegung, aus der Luft bombardiert wurde. Zuvor hatten britische Agenten Hassan und seine Gefolgsleute zu vermeintlichen Verhandlungen nach Taleex gelockt, wo viele Angehörige der Familie bei dem Luftangriff umkamen. Hassan floh mit seinen Anhängern in den Ogaden, wo er am 21. Dezember 1920 vermutlich an den Folgen von Malaria oder Grippe starb.

Bibliographie

  • Swayne, H. G. C.: Seventeen trips through Somaliland (Lond. 1890)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Figuren der Kolonialkriege