Spandau
Spandau (Spandow), Stadt (Stadtkreis), bis 1904 Festung, im [ehem.] preußischen Regierungsbezirk Potsdam, am Einfluss der Spree in die Havel, Knotenpunkt der Linien Berlin–Nauen und Berlin–Wustermark, 32 m ü. M., hat vier evangelische Kirchen (darunter die Nikolaikirche aus dem 14. Jahrhundert), ein katholische Kirche, Synagoge, ein Kriegerdenkmal, Standbilder des Kurfürsten Joachim II., des Kaisers Friedrich III. und Bismarcks, ein Gymnasium, ein Realschule, eine Infanterieschießschule, Amtsgericht, Zentralfestungsgefängnis, königliche Artilleriewerkstatt, Geschützgießerei, Gewehr-, Armeekonserven-, Munitions- und Pulverfabrik und Feuerwerkslaboratorium. Ferner betreibt man Fabrikation von Maschinen, Armaturen, elektrischen Glühbirnen und Minenzündern, Zündwaren, von Feld- und Kleinbahnbedarf (Aktiengesellschaft vormals Orenstein u. Koppel), Porzellan und Militärzelten, Chemikalien, Bierbrauerei, Sägewerke, Schifffahrt, Pferdehandel etc. Den Verkehr in der Stadt vermittelt eine elektrische Straßenbahn. Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1905) mit der Garnison (ein Garde-Regiment zu Fuß Nr. 5, ein Garde-Grenadierregiment Nr. 5, ein Garde-Fußartillerieregiment, ein Pionierbataillon Nr. 3 und ein Trainbataillon Nr. 3) auf 70.295 Seelen, darunter 8907 Katholiken und 318 Juden. In der Zitadelle steht der Juliusturm mit dem deutschen Reichskriegsschatz (s. d.). Vgl. Spandauer Weihnachtsmarkt und Spandauer Weihnachtstraum.
Spandau, seit 1232 Stadt, war später mehrfach Residenz der Kurfürsten von Brandenburg, besaß seit 1319 Mauern und erhielt 1626 bis 1648 Festungswerke, die 1842 bis 1845 zeitgemäß umgebaut wurden. 1631–1634 wurde Spandau den Schweden eingeräumt, 25. Okt. 1806 von Beneckendorf den Franzosen übergeben, 26. April 1813 den Preußen unter General v. Thümen.
Bibliographie
- Krüger: Chronik der Stadt und Festung Spandau (Spandau 1867)
- Kuntzemüller: Geschichte der Stadt und Festung Spandau (Spandau 1881)
- Rittberg, Graf: Die Belagerung der Festung Spandau, 1813 (Graudenz 1891)
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909