Unzialbuchstaben
Unzialbuchstaben (v. lat. uncia, »Zoll«), in der Paläographie Majuskeln, die, aus den römischen Kapitalbuchstaben hervorgegangen, sich von diesen durch Abrundung der Formen, veränderte Proportionen und eigentümliche Gestaltung einzelner Buchstaben unterscheiden und deshalb als besondere Schriftgattung behandelt werden. Sie finden sich seit dem 3. Jahrhundert in Inschriften wie in Manuskripten und erhalten sich in ihren reinen Formen bis ins 6. Jahrhundert. Seitdem verändern und verschlechtern sie sich mehr und mehr, um schließlich in die sogen. Halbunziale (Semi-Unziale) überzugehen, eine mit Majuskeln und Minuskeln gemischte Schrift, die mit dem Siege der Minuskel verschwindet. Seitdem werden die Unzialbuchstaben nur noch zu Überschriften und Initialen verwendet. S. Tafel »Paläographie I«, Fig. 2 u. 3; Tafel II, Fig. 14. – In der Buchdruckerkunst nennt man Unzialbuchstaben (auch Kubitalbuchstaben, »zollgroße Buchstaben«) große Anfangsbuchstaben ohne Verzierung von quadratischer Form.
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909