Ablösen
Ablösen (Ablösung), in militärischem Sinne, bedeutet den Eintritt einer oder mehrerer Personen an die Stelle einer oder mehrerer anderen; die Ablösung geschieht daher entweder von ganzen Wachen, Piquets usw. oder von einzelnen Posten.
Im Felde geschieht die Ablösung der Wachen und Posten ohne alle militärische Honneurs; die abzulösende Feldwache tritt bloß bei Ankunft der neuen ins Gewehr; nachdem die Posten zum Ablösen, von Unteroffizieren oder Gefreiten der alten Wache begleitet, ausgeschickt sind, un der ablösende Offizier sich genau hat instruieren lassen, auch wohl selbst die Stellung der Vorposten und andere Gegenstände in Augenschein nimmt, wenn er noch nicht damit bekannt ist, setzen beide Wachen die Gewehre zusammen; die alte Wache marschiert erst nach Zurückkunft ihrer Posten wieder ab, und unternimmt auch wohl noch erst eine Patrouille gegen den Feind, besonders wenn die Ablösung mit Anbruch des Tages geschieht. Die Vorposten haben sich gegen die ankommende Ablösung wie gegen Patrouillen zu verhalten, instruieren aber ihre sie ablösenden Kameraden genau, und machen sie mit allem bekannt, was auf ihrem Posten vorgefallen ist.
In der Garnison geschieht die Ablösung der Wachen bei der preußischen Armee auf folgende Art: Wenn die neue Wache ankommt, ist die alte Wache ins Gewehr getreten, und präsentiert; die neue Wache marschiert der alten gegenüber auf, und präsentiert ebenfalls, wobei die Tambours schlagen; die Offiziere beider Wachen treten vor, um sich die Instruktionen zu überliefern. Hierauf lassen beide das Gewehr schultern, und kommandieren: „Gefreite vor!“ jedoch so, dass der Offizier der alten Wache immer zuerst kommandiert. Die Gefreiten beider Wachen stellen sich nach diesem Kommando, mit dem Gesicht nach auswärts, und mit geschultertem Gewehr, auf den linken Flügel der neuen Wache, richten sich in ein Glied, und zwar so, dass die Gefreiten der alten Wache immer links neben einem Gefreiten der neuen Wache stehen, und machen endlich Front nach der alten Wache, wobei sie die Gewehre abnehmen und selbige ausstrecken. Ist ein Unteroffizier dabei zum Aufführen der Posten bestimmt, so behält er sein Gewehr hoch im rechten Arm, und angezogen. Jetzt kommandiert der Offizier der neuen Wache: „Erste No. Ablösung vorwärts Marsch!“ – wobei diese, nachdem jeder Posten bereits früher abgeteilt, und jeder seinen Gefreiten und Nebenmann genau kennen muss, mit angefasstem Gewehr, und im geschwinden Schritt nach ihrem Platz vorgehen, und die Front nach ihrem Gefreiten hin behalten. Sobald die Posten so herausgetreten sind, und der Offizier sich von ihrer Richtigkeit überzeugt, auch jeden Posten, wo es nötig ist, noch genau instruiert hat, befiehlt er das Abmarschieren; sämtliche Gefreiten machen hierauf kehrt, und nehmen ihr Gewehr in den rechten Arm; die Gefreiten der neuen Wache kommandieren „Marsch!“ und führen die Posten zu ihrer Bestimmung ab.
Die neue Wache formiert, gleich nachdem die Posten herausgetreten sind, zwei Glieder; die Musik bleibt auf ihrem rechten Flügel stehen; die alte Wache formiert, gleich nachdem der Posten vorm Gewehr abgelöst ist, 3 Glieder, macht rechts um, und marschiert, ohne die Rückkehr der Posten abzuwarten, nach ihrem Revier. Zu gleicher Zeit macht die neue Wache rechts um, und marschiert an den Platz, den die alte soeben verlassen hat, die Musik formiert auf dem rechten Flügel einen Kreis und musiziert; die Wache nimmt das Gewehr ab.
Alle zwei Stunden, wenn abgelöst wird, ruft der Posten vor dem Gewehr: „Heraus!“ – der Offizier kommandiert „Gewehr auf! Gefreite vor!“ diese treten 5 Schritt vor die Wache hin, und machen Front nach derselben; der Offizier rangiert jetzt seine Wache.
Sobald die Gefreiten mit ihren Posten an die Schildwachen kommen, kommandiert sie: „Fasst das Gewehr an!“ und dicht vor derselben „Halt!“ wobei die Posten von selbst gegen die Schildwachen herumschwenken, und derjenige, welcher ablöst, von selbst hervortritt. Dieser lässt sich von der alten Schildwache gehörig instruieren, und wechselt nachher mit ihr den Platz; der Abgelöste tritt ein, und der Gefreite kommandiert: „Marsch!“ (wobei die Posten wiederum von selbst abschwenken,) und endlich: „Gewehr über!“ –
Wenn die Gefreiten die Posten zurückbringen, so lassen sie das Gewehr anfassen, und kommandieren 5 Schritte vor der Mitte der Wache: „Halt!“ Der Gefreite tritt dann auf den rechten Flügel mit links um und ausgestrecktem Gewehr, und kommandiert: „Tretet ein!“ worauf die Posten im geschwinden Schritt durch die Gewehrmicken gehen. Der Gefreite kommandiert weiter „Halt! Front! – Gewehr ab!“ – und tritt dann selbst auf dem linken Flügel ein. Wenn der letzte Gefreite zurückkommt, steht die Wache im Gewehr; der Gefreite kommandiert wie die vorigen, nur nicht Gewehr ab, und tritt selbst ein, worauf der Offizier seine Wache rangiert.
„Ablösen!“ – Signal
Ablösen, ein Signal der leichten Infanterie. Soll eine Tirailleurlinie, welche im Gefecht begriffen ist, abgelöst werden, so lässt man eine neue schwärmen, und sobald diese eindupliert hat, das Signal zum Ablösen geben. Hierauf nehmen sämtliche Tirailleurs der ersten Linie das Gewehr über, und gehen rasch nach ihren Soutiens zurück, wo jeder Zug sich sammelt, und hinter denselben formiert. Soll eine zu starke Feuerlinie vermindert werden, nachdem nämlich ein oder mehrere Züge eindupliert haben, so geht auf das Signal: „Ablösen!“ allemal der zuerst debandierte Zug zurück. Das dazu früher eigens bestimmte Hornsignal in der preußischen Armee ist jetzt nicht mehr gebräuchlich.
Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)