Abprotzen

abprotzen.

Abprotzen, heißt, das Geschütz von dem Protznagel herunternehmen, indem man den Schwanz der Lafette über denselben hinweghebt, und dann auf die Erde niederlässt.

Das Abprotzen geschieht sowohl im Avancieren als im Retirieren.

1) Im Avancieren: a. bei der Fußartillerie. Wenn das Geschütz mit den Pferdeköpfen gegen den Feind aufmarschiert ist, und nun abgeprotzt werden soll, so wird zuerst Halt gemacht; der vor dem Vorderreiter marschierende Unteroffizier steht still, und ersterer rückt mit den Pferdeköpfen dich an ihn heran, bevor er halt macht, wobei die Stränge aller Zugpferde straff angezogen sein müssen. Auf das Kommando: „im Avancieren – protzt ab!“ stellen sich No. 1, 2, 3, 4 zu beiden Seiten an die Lafettenwand, wobei No. 2 die Protzkette losmacht; No. 5 und 6 treten an die Geschützräder. Der Stangenreiter hebt die Spitze der Deichsel mit einem daran befindlichen Strick in die Höhe, und die 4 Nummern an der Lafette heben den Schwanz derselben aus dem Protznagel, indem sie ihn mit vollen Armen vor die Brust bringen. Nunmehr ruft No. 2 „Vor!“ die Protze rückt etwa 2 Schritt vor, wobei sie im Trabe links um kehrt macht, und dann, ihr Geschütz links lassend, zurückfährt. Hierbei ist zu bemerken, dass die Vorder- und Mittelreiter beim Umkehren ihre Pferde nicht anziehen lassen dürfen, und sich deshalb fleißig rechts umsehen müssen, weil sie sonst den Stangenreiter mit der Deichsel umreißen. Sobald No. 1, 2, 3, 4 den Lafettenschwanz vom Protznagel gehoben haben, drehen sie denselben schleunigst links um kehrt, bis die Geschützmündung gegen den Feind gerichtet ist, wobei ihnen No. 5 und 6 helfen, idem sie die beiden Geschützräder aus allen Kräften drehen. Der herbeigekommene Unteroffizier tritt schnell hinter den Lafettenschwanz, und lässt denselben nicht eher niedersetzen, als bis er das Geschützrohr ungefähr in die vorher bestimmte Schusslinie hat drehen lassen. Jede Nummer nimmt hierauf die ihm zukommenden Ladezeuge vom Geschütz, und stellt sich auf seinen Posten (s. Bedienung). Beim Abprotzen der schweren Geschütze, treten die ersten 6 Nummern, wie beim leichten, an die Lafette. No. 8 nimmt einen Hebebaum von der Wand, und steckt ihn durch die Ringe der Lafette. Hierauf ergreifen No. 7 und 8 die Enden dieses Hebebaums, indem sie sich mit der Front gegen die Pferde, aber außerhalb der Protzräder stellen. No. 11 und 12. treten ihnen gegenüber, und fassen gleichfalls an den Baum an.

b. Bei der reitenden Artillerie findet weiter kein Unterschied statt, als dass der Unteroffizier, so wie die zur Bedienung des Geschützes bestimmten Nummern, absitzen, und die Trensenzügel ihrer Pferde den Pferdehaltern übergeben, welche dann 30 Schritt hinter das Geschütz zurückgehen, und Front machen, jedoch so, dass einer hinter dem anderen bleibt.

2) Im Retirieren. Soll das im Marsch begriffene Geschütz, dessen Mündung nach dem Feinde zu gerichtet ist, abgeprotzt werden, so geschieht alles wie vorher, nur dass die Lafette nicht umgedreht zu werden braucht, und die Protze 8 Schritt geradeaus fährt. Eben so bei der reitenden Artillerie, wo die Pferdehalter die Pferde gerade durch die Intervalle 30 Schritt zurückführen, und dann Front machen.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Abprotzen, ein Geschütz von der Protze, bzw. einen Hinter- vom Vorderwagen abheben. Das Gegenteil ist aufprotzen (zum Abfahren).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe