Abstecken der Festungen
Abstecken der Festungen, heißt diejenige geometrische Operation, wo man nach einem, in großem Maßstab verfertigten Aufriss, und nach vorhergegangener genauer Berechnung aller Linien und Winkel, diese nunmehr auf das Feld trägt. Nach Beschaffenheit der Umstände und des Terrains (s. Befestigung) wird entweder zuerst das äußere, oder das innere Polygon abgesteckt. Die vorspringenden Ecken des Polygons werden mit Stangen bezeichnet; hierbei muss man beachten, dass sie nicht weiter als 470 Schritt von einander zu stehen kommen, weil sonst die Verteidigungslinien zu lang werden. Die Polygonwinkel werden bei einer regulären Figur mit einem Winkelinstrument bestimmt, bei einer irregulären hängen sie von den Lokalverhältnissen ab. Sodann bestimmt man die Lage der Facen, ferner die Schulterwinkel, also auch die Länge der Facen; dadurch wird das Polygon mit der Kurtine vollendet, so dass nun mit einem scharfen Spaten (Absteckeisen), längs der Tracierleine, die Bollwerke wirklich abgestochen werden können. Da sich die Tracen der Grabenschere nach den Facenlinien richten, so hat ihr Abstechen keine Schwierigkeit. Sodann traciert man den halben Mond, nach den im Aufriss bestimmten Maaßen und Linien, und innerhalb desselben, parallel mit seinen Facen, das Reduit mit seinen Flanken und 18 Fuß breiten Absonderungsgraben, so wie den Hauptgraben nach den angenommenen Maaßen. Nachdem alle diese Linien abgesteckt sind, trägt man leicht die Linie des Glacis und der in seinen eingehenden Winkeln angebrachten Reduits auf; eben so verhält es sich mit allen übrigen Außenwerken, welche das Lokal noch erfordert; die zu ihrer Auftragung auf das Papier nötigen Konstruktionslinien geben hinreichende Anleitung zu ihrer Tracierung.
Zeichnet man die ganze Figure der abzusteckenden Festung auf den Messtisch, von wo man sie nachher sehr leicht auf das Feld trägt, so hat man dabei noch den Vorteil, dass man die Lage der Polygone im Ganzen leichter nach der Beschaffenheit des Terrains drehen, und dadurch bedeutend in den zum Défilement erforderlichen Erdarbeiten sparen kann.
Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)