Achilleus

Achilleus (lat. Achilles, dt. Achill), der gefeiertste Held des griechischen Heroentums, Urenkel des Zeus, Enkel des Aiakos, Sohn des Myrmidonenkönigs Peleus und der Meergöttin Thetis. Während Homer ihn von seiner Mutter im Vaterhaus großziehen und mit seinem Freund Patroklos aufwachsen lässt, unterrichtet von Phoinix und Cheiron, schmückt spätere Dichtung seine Jugend mannigfaltig aus. Um ihn unsterblich zu machen, salbt ihn Thetis bei Tage mit Ambrosia und hält ihn nachts ins Feuer; von Peleus dabei gestört, verlässt sie Gatten und Kind und kehrt zu den Nereiden zurück. Noch jünger ist die Sage, dass Thetis ihn durch Baden im Wasser des Styx am ganzen Körper unverwundbar gemacht habe mit Ausnahme der Ferse, an der sie ihn hielt. Nach Thetis’ Entfernung bringt ihn Peleus zu Cheiron, der ihn mit Bärenmark nährt und in allen ritterlichen und musischen Künsten unterweist.

Figuren

  • Achilleus, 1:32 El Viejo Dragon CG100
  • Hopliten

Bei Homer folgt Achilleus sogleich mit Patroklos und dem alten Phönix der Aufforderung zum Zuge nach Troja. Nach späterer Sage bringt Thetis auf die Weissagung des Kalchas, Troja könne ohne Achilleus nicht erobert werden, und seinen Tod in diesem Kriege voraussehend, den Neunjährigen nach der Insel Skyros, wo er in Frauenkleidern unter den Töchtern des Königs Lykomedes aufwächst und mit einer derselben, Deïdameia, den Neoptolemos zeugt; Kalchas verrät das Versteck, und Odysseus mit Diomedes entlarvt Achilleus durch List: als Kaufmann verkleidet, breitet er vor den Mädchen allerlei Schmuck aus und legt Schild und Speer daneben, dann lässt er das Kampfsignal blasen, und Achilleus greift nach den Waffen. Bei der ersten Landung der Griechen verwundet er Telephos, bei der zweiten Kyknos. Vor Troja ist er der Hauptheld, durch Heras und Athenes Gunst und eigene Vorzüge Freund und Feind überragend.

In den neun ersten Kriegsjahren ist Achilleus Anführer der Griechen auf den zahlreichen Beutezügen in die Umgegend von Troja. Die Ereignisse des zehnten Jahres, die sein Zwist mit Agamemnon wegen der Entführung seiner Lieblingssklavin Briseis veranlasst, bilden den Inhalt von Homers »Ilias«. Auf Thetis’ Fürbitte verleiht Zeus den Troern den Sieg, die ins Griechenlager eindringen und die Schiffe zu verbrennen anfangen, während Achilleus sich mit den Seinen vom Kampf fern hält. In der höchsten Not gestattet er dem Patroklos, in seiner Rüstung mit den Myrmidonen die Troer aus dem Lager zu werfen. Patroklos fällt von Hektors Hand; die Waffen sind verloren, nur der Leichnam wird nach heißem Kampf gerettet. Schmerz und Rachedurst lassen Achilleus den Hader vergessen. Auf Thetis’ Bitte von Hephästos mit neuen, prächtigen Waffen ausgerüstet, zieht er gegen Hektor aus, obgleich er weiß, dass er bald nach diesem sterben muss. Scharenweise mäht er die Feinde nieder; unter Trojas Mauern mit Hektor zusammengetroffen, jagt er ihn dreimal um die Stadt, durchbohrt ihn mit der Lanze und schleift den Leichnam am Wagen ins Lager, wo er ihn den Vögeln und Hunden zum Fraß hinwirft. Dann bestattet er Patroklos feierlichst und stellt ihm zu Ehren Leichenspiele an. Hektors Leichnam gibt er großmütig dem Priamos zur Bestattung zurück. Noch manche Heldentat vollbringt er (s. Memnon, Penthesileia); da erfüllt sich das von ihm selbst gewählte Geschick eines kurzen, aber ruhmreichen Lebens, statt eines langen, aber ruhmlosen. Am skäischen Tor traf ihn Apollos Pfeil, oder Paris schoss ihn in die allein verwundbare Ferse im Heiligtum des thymbräischen Apollo, wohin er sich unbewaffnet zur Vermählung mit Priamos’ Tochter Polyxena begeben.

Achilleus’ Asche wurde neben der des Patroklos und Antilochos im Leichenhügel auf dem Vorgebirge Sigeion beigesetzt. Bei Homer weilt seine Seele wie die aller Verstorbenen im Hades. Nach späterer Sage entführt Thetis den Leichnam vom Scheiterhaufen nach der Insel Leuke an der Donaumündung, wo der verklärte Held als Herrscher des Pontos mit Iphigenia (oder Medeia oder Helena) vermählt fortlebt. Er hatte zahlreiche Kultstätten, von denen die vornehmste die auf Sigeion war. Die Kunst stellte Achilleus dem Ares ähnlich dar mit edlen und gewaltigen Körperformen und mähnenartig emporgebäumtem Haar. Von den nach ihm gewöhnlich benannten Statuen (z. B. Achilleus Borghese in Paris) ist es zweifelhaft, ob sie nicht Ares darstellen.

Bibliographie

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Figuren der Antike