Abydos
Abydos (ägyptisch Abótu), eine der ältesten und berühmtesten Städte Ägyptens, deren Ruinen sich oberhalb Girga (Girgeh) bei den 14 km westlich vom Nil gelegenen Dörfern Arabat el Madfune und El Cherbe befinden. Der Stadtgott war Osiris, »der Herr der Westlichen«, dessen Grab hier lag und eines der Hauptheiligtümer Ägyptens war. Es ist 1898 in dem Hügel Umm el Ga’ab durch Amélineau wieder aufgefunden worden. In seiner Nähe lagen die Gräber der ältesten ägyptischen Könige der ersten und zweiten Dynastie, vielleicht auch noch aus früherer Zeit, die ebenfalls von Amélineau und Flinders Petrie entdeckt worden sind.
Seit dem Ende des alten Reichs (etwa 2200 v. Chr.) errichteten sich in Abydos auch Privatleute ihre Grabbauten oder ließen wenigstens ihre Leiche zur Weihung an die heilige Stätte schaffen; auch wurden Denksteine bei dem Osirisgrab aufgestellt, welche den Verstorbenen der Gnade des Osiris empfehlen sollten. Von den Heiligtümern der Stadt war das größte der von Sethos I. errichtete Erinnerungstempel, von Strabo das Memnonium genannt, der noch jetzt erhalten ist. Er war den Hauptgottheiten von Abydos, Osiris, Isis und Horus, ferner dem Ptah von Memphis, Harmachis von Heliopolis und Amon von Theben sowie dem göttlich verehrten König Sethos geweiht, von denen jeder seine Kapelle hatte. Ein zweiter, von Ramses II. erbauter Tempel, der wenig nördlich von dem erstgenannten liegt, ist jetzt sehr zerstört. Von dem bei El Cherbe gelegenen ältesten Osiristempel von Abydos sind nur geringe Reste vorhanden. Zahlreiche ägyptische Grab- und Erinnerungssteine sind aus Abydos in die Museen gewandert. Abydos war auch eine Hauptkultusstätte des Gottes Bes, der hier noch unter Konstantin ein besuchtes Orakel hatte.
Bibliographie
- Mariette, Abydos, description des fouilles (Par. 1869–80, 2 Bde.)
- Petrie: The royal tombs of the earliest dynasties (Lond. 1900–1901, 2 Bde.)
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909