Griechische Infanterie

Testbericht der 1:72 Figuren von Nexus / Atlantic

Griechische Infanterie, 1:72 Figuren Nexus Atlantic 1805.

Die griechischen Infanteristen von Atlantic im Maßstab 1:72 sind schwer bewaffnete Hopliten mit Glocken- oder Schuppenpanzern, Beinschienen, attischen oder korinthischen Helmen mit Rosshaarkamm, großen Rundschilden (Aspis), Schwertern und Speeren. Die detailreichen Figuren lassen sich sehr schön bemalen.

Inhalt

46 Figuren in 8 Posen – 25 mm entsprechen 180 cm Körpergröße

  • Hoplit mit Glockenpanzer (thorax), korinthischem Helm, Xiphos und Aspis, avancierend (8)
  • Hoplit mit Glockenpanzer, korinthischem Helm, Xiphos und Aspis, stehend (8)
  • Hoplit mit Schuppenpanzer, attischem Helm, Xiphos und Aspis (8)
  • Hoplit mit Schuppenpanzer, attischem Helm, Xiphos und Aspis (8)
  • Hoplit mit Schuppenpanzer, attischem Helm, Speer und Aspis, werfend (8)
  • Hoplit mit Schuppenpanzer, attischem Helm, Speer und Aspis, vorgehend (8)
  • Hoplit mit Schuppenpanzer, attischem Helm, Speer und Aspis, Wache stehend (8)
  • Bogenschütze mit Schuppenpanzer, Beinschienen, und attischem Helm (8)

Bewertung

Gute Themenwahl, die griechischen Infanteristen von Atlantic eignen sich als Hopliten des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr.; sie waren die Haupttruppe der archaischen und klassischen Zeit, bis sie von den Hypaspisten der makedonischen Phalanx übertroffen wurden. Ähnlich gerüstete Fußtruppen gab es bei den Etruskern und Samniten in Italien. Als mögliche Gegner der trojanischen Armee von Atlantik kommen diese Figuren hingegen nicht in Frage.

Sechs der acht Hopliten tragen einen attischen Helm mit beweglichen Wangenklappen, der in Griechenland weit weniger verbreitet war als der korinthische, und phrygische oder thrakische Helm. Leider haben selbst die kämpfenden Hopliten auf das Schließen der Wangenklappen verzichtet, wohl damit man ihre Gesichter besser sieht. Offenbar wurde der Modelleur durch entsprechende Darstellungen auf Seite 41 der 1966 erschienenen Uniformkunde le costume et les armes des soldats de tous les temps von Liliane und Fred Funcken angeregt, die Hopliten in diesem Freizeit-Look darzustellen. Der Mangel lässt sich am besten durch das Aufsetzen neuer Köpfe der griechischen Infanterie von Zvezda beheben. Die Köpfe mit den attischen Helmen eignen sich gut für etruskische Fußtruppen. Das Innenbild »Achill verbindet Patroklos« eines etruskischen Trinkgefäßes (Kylix) von Sosias, ca. 500 v. Chr., zeigt den griechischen Helden Achilleus in genau dieser Rüstung, und mit geöffneten Wangenklappen am Helm (Antikensammlung Berlin). Achilleus befindet sich zu diesem Zeitpunkt nicht im Gefecht, daher könnte er beim Verbinden seines Freundes und Waffengefährten durchaus die Wanngenklappen geöffnet haben; falls er wirklich einen attischen Helm trug.

Der zwei bis 2,5 m lange Speer der griechischen Hopliten war eine Stoßwaffe für den Nahkampf, er wurde normalerweise nicht geworfen. Falls der mitgelieferte Speerwerfer einen Peltasten darstellen soll, dürfte er keine schwere Panzerung tragen, und sein Speer müsste deutlich kürzer ausfallen. Erst wenn der Speer beschädigt, oder im Handgemenge unbrauchbar geworden war, focht der Hoplit mit dem Schwert weiter. Dem entsprechend befinden sich die vier mit dem Xiphos kämpfenden Hopliten also direkt am Feind. Einer von ihnen scheint tatsächlich einen Angriff mit dem Schild zu parieren, doch die anderen drei wirken ziemlich gelangweilt und teilnahmslos.

Der vorgehende Speerträger hält seinen Schild vom Körper weg, wie man das vielleicht bei einem Fallenden beobachten könnte. Im Kampf würde er den großen Rundschild bestimmt schützend vor dem Körper führen. Dieser Fehler lässt sich mit einigem Aufwand beheben, indem der linke Arm mitsamt dem Schild entfernt und vor dem Körper montiert wird. Anschließend müssen Schulter und Schuppenpanzer vorsichtig rekonstruiert werden. Die Haltepunkte in den Schilden sind falsch dargestellt. Der Hoplit fädelte seinen linken Unterarm in eine röhrenförmige Bronzeschnalle (porpax) im Schild ein und fasste mit der Hand die im Schild umlaufende, fingerdicke Kordel (antilabe) als zweiten Haltepunkt. Dieser Fehler muss nicht zwingend korrigiert werden, da er bei den meisten Figuren nur von hinten sichtbar ist. Die Schilde zeigen einen ungewöhnlichen, ringförmigen Schildbuckel, der mit feinem Schleifpapier entfernt werden kann.

Bogenschützen waren leichte Truppen, sie besaßen keine teure Rüstung, deren Gewicht zudem beim Plänkeln hinderlich gewesen wäre. Dem entsprechend gehört der Hoplit mit Reflexbogen ins Reich der Fantasie. Wer diese Figur unbedingt korrigieren möchte, könnte den wertvollen Schuppenpanzer mit einem Wachsspachtelgerät vorsichtig in den Exomis eines Sklaven verwandeln. Zudem müssen die Beinschienen entfernt werden, und der Pfeilköcher gehört auf den Rücken, nämlich hinter die rechte Schulter. Im Film »Troja« von Wolfgang Petersen schießen Bogenschützen der Myrmidonen aus einem Schildwall heraus auf trojanische Fußtruppen vor dem Tempel des Apollon. Aus Sicht dieses Films spricht sicher nichts dagegen, die gepanzerten Bogenschützen von Atlantic als Myrmidonen zu verwenden.

Gussnähte an Waffen, auf Helmen und nackter Haut müssen vor dem Bemalen entfernt werden, am besten mit dem Wachsspachtelgerät. Die griechischen Hopliten sind kompatibel mit 1:72 Figuren von ESCI, Italeri, und Zvezda. Mit 180 cm Körpergröße sind die Figuren so groß wie Brad Pitt in der Filmrolle des Achilleus; doch für die Zeit der Antike fallen sie viel zu groß aus. Ajax der Große wird im selben Film von dem 203 cm großen Tyler Mane gespielt, der im Maßstab 1:72 etwas über 28 mm groß wäre.

Historische Verwendung

Die griechische Infanterie von Atlantic eignet sich sehr gut für Wargames und Rollenspiele der griechischen Mythologie. Mit korinthischen Helmen nachgerüstet, erinnern diese Figuren durchaus an die Myrmidonen unter Achilleus im Film »Troja« von Wolfgang Petersen.

Muster von Nexus

Figuren der Antike