Aufsitzen
Aufsitzen, bei der Reiterei. 1) Wenn das Pferd mit der Kandare gezäumt ist, Der Reiter gibt dem Pferde die gerade Stellung, und stellt sich dann so gerade, wie es ihm bei dem Exerzieren zu Fuß gelehrt ist, mit dem Kopf des Pferdes in einer Linie, links neben dasselbe. Die Trensen- und Kandarenzügel liegen über dem Hals des Pferdes; war die Kinnkette los, so macht er sie fest. Der Reiter greift mit den beiden ersten Fingern der rechten Hand zwischen die an beiden Seiten gleich viel herunter hängende Trense, und umfasst selbige mit dem Daumen und den beiden letzten Fingern unter dem Kinn des Pferdes, wodurch er zugleich den Kopf desselben in die Höhe hält.
Auf das Kommando: „Fertig zum Aufsitzen!“ macht der Reiter rechts um, und stellt sich gerade gegen das linke Schulterblatt des Pferdes. Er fasst mit der aufgemachten linken Hand in die Trense, teilt die Kandarenzügel mit dem Finger, welcher dem kleinen am nächsten ist, zieht auf denselben den Schieber, verkürzt mit der rechten Hand die Kandarenzügel so viel, dass das Pferd weder vortreten kann, noch zum Zurücksetzen bewogen wird. Darauf lässt er das Ende der Zügel auf die rechte Schulter des Pferdes hinunter fallen, stellt die linke Faust mit dem Daumen aufwärts auf den Hals des Pferdes, nimmt einen hinlänglichen Teil der Mähne, und wickelt selbigen um den Daumen. Nun ergreift er mit der rechten Hand den linken Steigriemen kurz über dem Bügel, setzt den linken Fuß dergestalt hinein, dass der Ballen auf dem Bügel ruht; das Knie wird hierbei fest an das Sattelblatt gedrückt, so dass der Fuß zurückgezogen ist, und nicht unter dem Leib des Pferdes steht; die rechte Hand umfasst den Kranz (Knopf) des Sattels.
Hierauf folgt das Kommando: „Aufgesessen!“ nämlich: „Auf!“ – Der Reiter schwingt sich mit geradem Oberleib schnell und leicht am Pferd in die Höhe, indem er sich die Hilfe mit der linken Hand an der Mähne, und mit dem Ballen des rechten Fußes von der Erde gibt; die rechte Hand wird nur mäßig gebraucht, um den Sattel nicht aus der Lage zu bringen; das Knie bleibt fest am Sattelblatt. Hinaufgeschwungen legt der Reiter das rechte Bein dicht neben das linke, die Hacken gesenkt, beide Oberschenkel ruhen an der Satteltasche, der Oberleib ist gerade aufwärts gehalten; in dieser Haltung verweilt der Reiter, bis der zweite Teil des Kommandos erfolgt, wenn es nicht auf einmal ausgesprochen worden ist. – „Gesessen!“ – Der Reiter hebt das rechte Bein mit steifem Knie aus der Hüfte, so dass die Fußspitze nach oben und einwärts bleibt, damit der Sporen beim Überschreiten die Kruppe des Pferdes nicht berühre; die rechte Hand verlässt, wenn der Fuß die halbe Kruppe passiert hat, den Kranz des Sattels, um sich des rechten Pistolenholfters als Stützpunkt zu bedienen, und den Körper sanft und ruhig in den Sattel sinken zu lassen. Alle unnützen Bewegungen werden vermieden, um das Pferd nicht zu beunruhigen; der rechte Fuß sucht den Bügel, ohne dass der Reiter danach hinsieht; die rechte Hand hat das Pistolenholfer, die linke die Mähne verlassen, und drückt den ausgestreckten Daumen fest auf die Zügel. Der Sitz ist nun, wie es unter dem Artikel Reitkunst beschrieben ist.
2) Wenn das Pferd mit der Trense gezäumt ist. Die Stellung des Reiters neben dem Pferd ist wie vorher, nur dass die nicht über dem Pferdehals liegenden Trensenzügel mit der linken herunterhängenden Hand an den Enden, mit der rechten, geschlossenen Hand aber dicht unter dem Kinn des Pferdes gehalten werden. Der Reiter macht auf das Kommando: „Fertig zum Aufsitzen!“ ebenfalls rechts um, legt dann die Trensenzügel kreuzweise über den Hals des Pferdes in die volle linke Hand, bedient sich der Mähne wie vorhin, und bringt auch alle übrigen zum Aufsitzen gegebenen Regeln eben so in Anwendung, nur mit dem Unterschied, dass, wenn die linke Hand die Mähne hat fallen lassen, die Zügel mit beiden Händen gehalten werden.
Die Abbildung zeigt aufgesessene preußische Dragoner vom Regiment von Finckenstein (D X) während des Siebenjährigen Krieges. Die 40 mm großen Zinnfiguren von Prince August wurden mit Künstler-Acrylfarbe bemalt.
Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)