Die Armee von Max III Joseph
Kurfürst in Bayern

Siebenjähriger Krieg, 1756–1763

Leibregiment Kurfürst in Bayern, 1760.

Leib-Regiment Kurfürst in Bayern. Diese halbplastischen 40 mm Zinnfiguren wurden mit Prinz August Zinngießformen selbst hergestellt. Das ist der Traum jedes Sammlers: die häufig benötigten Standardposen gießt man immer wieder, während Trommler und andere Spezialisten nur gelegentlich benötigt werden. Die bayerische Armee war nach österreichischem Vorbild uniformiert und ausgerüstet. Infanterie-Regimenter bestanden aus zwei Bataillonen mit vier Füsilierkompanien, einer Grenadierkompanie, und zwei 4-Pfünder Bataillonsgeschützen. Das Leib-Regiment hatte drei Bataillone, von denen allerdings nur zwei mit der Armee im Felde standen. Die Grenadierkompanien fochten normalerweise beim Stammregiment, sie konnten aber auch detachiert und zu Grenadierbataillonen zusammengefasst werden.

Die bayerische Armee bestand aus acht Infanterie-Regimentern, zwei Kavallerieregimentern, und einer Artillerie-Brigade. Zehn Infanterie-Bataillone und deren Bataillonsgeschütze dienten im Auxiliar-Korps der Österreich-Ungarischen Armee. Diese Einheiten fochten 1757 bei Schweidnitz, Breslau, und Leuthen, und 1758 bei Troppau, Olmütz, und Neiße. Infanterie-Regiment Kurprinz, und Infanterie-Regiment Preysing standen jeweils nur mit einem Bataillon im Felde, die gemeinsam das kombinierte Infanterie-Regiment Kurprinz/Preysing formierten. In der Schlacht bei Leuthen fiel der Hauptstoß der preußischen Armee gegen die äußerste linke Flanke der österreichisch-Ungarischen Armee und die dort aufgestellten bayerischen und württembergischen Kontingente des Auxiliar-Korps.

Das Kurfürstentum Bayern stellte außerdem zwei Kreis-Regimenter für die Reichsarmee. Das 1. Bayerische Kreis-Regiment, genannt Infanterie-Regiment Kurbayern, bestand aus dem I. Bataillon Infanterie-Regiment von Pechmann, II. Bataillon IR von Pechmann (ohne Grenadiere), I. Bataillon IR von Holnstein, und sechs 4-Pfünder Bataillonsgeschützen. Die Füsilierkompanien hatten eine Sollstärke von 130 Mann, gegenüber nur 100 Mann der Grenadierkompanien. Die Sollstärke des Regiments lag demnach bei 1760 Mann, plus Regimentsstab, aber die Einheit hatte im Mai 1758 nur 1373 Mann unter Waffen. IR Kurbayern war nach Freiberg in Sachsen detachiert, als Friedrich der Große die französische Armee und Reichstruppen in der Schlacht bei Roßbach schlug.

Uniformen im Siebenjährigen Krieg

Die bayerische Infanterie trug im Siebenjährigen Krieg dunkelblaue, mit Indigo gefärbte Uniformen. Erst am 15. September 1760 ließ der Kurfürst die Spielleute des Leibregiments neu einkleiden. Die Röcke der Spielleute wurden statt dunkelblau nunmehr lichtblau. Die neue Montur sollte schon am 12. Oktober 1760 zum Namensfest des Kurfürsten getragen werden (SGBH, 292). Nach Befehl vom 12. Januar 1761 wurden sodann auch die Leib- und die drei Grenadierkompagnien lichtblau bekleidet; bereits Anfang März war die Neuerung vollzogen, worauf die übrigen Kompagnien die abgelegten Stücke erst auftragen mussten (SGBH, 293). Um die Monturen bis zur dreijährigen Verfallzeit und wohl auch darüber hinaus brauchbar zu halten, mussten bei den Rockärmeln an den Ellenbogen vorschriftsmäßig „Herzl“ aufgesetzt werden (SGBH, 290).

Preußische Soldaten erhielten jährlich eine neue Montur, sie dürften also wenigsten in Friedenszeiten eine ziemlich einheitlich dunkelblaue Uniform getragen haben. Da Indigo nicht lichtecht ist, blichen die bayerischen Uniformen bis zu ihrer längeren, dreijährigen Verfallzeit stärker aus als die preußischen.

Das Öknonomiereglement von 1753 gewährte jedem Mann eine rote Halsbinde mit Schloss. Mit Rundschreiben vom 13. Dezember 1762 wurde das Montierungsregulativ vom 21. Mai 1762 dahingehend ergänzt, dass jeder Mann beim Diensteintritt eine rote und eine schwarze Halsbinde erhielt, dann alle 18 Monate eine weitere schwarze Halsbinde. Möglicherweise wurden die roten Halsbinden zu besonderen Anlässen, und die schwarzen Halsbinden im täglichen Dienst getragen. Ab 1770 wurden schwarze Halsbinden getragen (SGBH, 296).

Folgende Ausrüstungsgegenstände waren allen Infanterie-Regimentern gemeinsam:

  • Kragen, Aufschläge, Rabatten und Rockfutter in der Abzeichenfarbe.
  • Rote und schwarze Halsbinden.
  • Schwarze Gamaschen, Dreispitze, Patronentaschen und Bajonettscheiden.
  • Weiß-blaue Hutpuschel.
  • Messinggranaten auf den Patronentaschen der Grenadiere.
  • Grenadiere trugen außerdem kleine Patronentaschen vor dem Bauch.
  • Rotbraune Kalbslederriemen an Wasserflasche und Steinschlossgewehr (rot oder weiß nach 1740).
  • Schwarzbraune Bärenmützen österreichischen Typs, mit rotem Sack, weißer Mützenborte und Puschel.
  • Rindslederrucksäcke bis 1757, später aus weißem oder grauem Leinen.
  • Trommeln aus Messingblech, mit weiß-blauen Reifen.
  • Berittene Offiziere hatten Schabracken und Schabrunken in der Abzeichenfarbe des Regiments, mit Litze in der Knopffarbe. Ausnahmen: Das Leib-Regiment hatte dunkelblaue Schabracken mit silberner Litze, Infanterie-Regiment Kurprinz dunkelblau Schabracken mit goldener Litze.
  • Offiziere des Regimentsstabes trugen Litze in der Knopffarbe des Regiments.
  • Die Leibkompanie des I. Bataillons führte die Leibfahne des Regiments, eine weiße Fahne mit der Madonna in verschiedenen Designs.
  • Die Füsilierkompanien führten weiß-blaue Regimentsfahnen. Aus Kostengründen wurden die Madonna und kurfürstlichen Initialen in den Ecken der Fahnen oft weggelassen. Grenadierkompanien führten keine Fahnen.

Musiker trugen vermutlich dunkelblaue Uniformen mit weiß-blauer Litze in horizontalen Streifen angeordnet, mit den unten genannten Abweichungen.

Heeresleitung im Siebenjährigen Krieg

Bayerische Infanterie im Siebenjährigen Krieg

Regiment Rock Abzeichen Knöpfe Kamisol Kniehosen
Leib-Regiment
Kurfürst in Bayern
blau weiß weiß weiß weiß
Das II. und III. Bataillon des Leib-Regiments diente im Auxiliar-Korps der österreichisch-Ungarischen Armee.
Infanterie-Regiment
Kurprinz in Bayern
blau weiß gelb weiß weiß
Das II. Bataillon diente im Auxiliar-Korps der österreichisch-Ungarischen Armee und bildete dort mit dem I. Bataillon IR von Preysing das kombinierte Infanterie-Regiment Kurprinz/Preysing.
Infanterie-Regiment
Herzog Clemens
blau rot gelb weiß weiß
Garnison in Straubing. Das Regiment diente im Auxiliar-Korps der österreichisch-Ungarischen Armee.
Infanterie-Regiment
von Minucci

von La Rosee, 1759
blau gelb weiß gelb o. rot? gelb
Das Regiment diente im Auxiliar-Korps der österreichisch-Ungarischen Armee.
Infanterie-Regiment
von Morawitzky
blau paille weiß paille paille
Das Regiment diente im Auxiliar-Korps der österreichisch-Ungarischen Armee.
Infanterie-Regiment
von Preysing
blau rot weiß paille paille
Das I. Bataillon diente im Auxiliar-Korps der österreichisch-Ungarischen Armee und bildete dort mit dem II. Bataillon IR Kurprinz in Bayern das kombinierte Infanterie-Regiment Kurprinz/Preysing.
Infanterie-Regiment
von Pechmann

von Meinders, 1759
von Herold, 1761
blau paille gelb weiß? weiß?
Das Regiment bildete mit dem I. Batallion IR von Holnstein das 1. Bayerische Kreis-Regiment der Reichsarmee.
Infanterie-Regiment
von Holnstein
blau rot gelb paille paille
Das I. Bataillon und die 1. Grenadier-Kompanie IR von Holnstein bildeten mit dem I. und II. Bataillon, und der 1. Grenadier-Kompanie IR von Pechmann das 1. Bayerische Kreis-Regiment (IR Kurbayern).
Streifkorps Pindter
Freikompagnie Pindter (1757)
grün ? ? grün? grün?
Balthasar Peter Pindter, ehem. Amtmann, später Hauptmann im Freikorps Gschray, errichtete nach der Auflösung des Freicorps Gschray im Jahre 1747 mit Erlaubnis des Kurfürsten eine eigene, unberittene Ziviltruppe mit einer Stärke von 39 Mann (SGBH, 160). Am 29. April 1757 wurde das Streifkorps in eine regulierte Freikompanie umgewandelt und auf 60, später 100 Mann erhöht. Die Freikompanie Pindter, wegen ihrer grünen Uniform im Volksmund „die Grünen“ genannt, wurde 24. April 1765 in München aufgelöst, die Mannschaften von dem am selben Tag neu gebildeten Freibataillon Piosasque übernommen.

Bayerische Kürassiere und Dragoner im Siebenjährigen Krieg

Regiment Rock Abzeichen Knöpfe Kamisol Hosen
Kürassier-Regiment Graf Törring
Kürassier-Regiment Graf Minucci, 1763
Kürassier-Regiment Prinz Taxis weiß blau weiß paille
Die Kürasse waren geschwärzt. Schabracken, Schabrunken, und Packtaschen waren rot mit weißer Bordüre.
Kürassier-Regiment Graf Frohberg
Zur Vermehrung der Infanterie, wurde das seit 1682 bestehende Kürassier-Regiment Frohberg durch Kurfürstlichen Befehl vom 30. April 1757 in die anderen Kavallerieregimenter einverleibt. Die jüngeren Offiziere, Unteroffiziere, und einige Gemeine kamen zur Infanterie und dienten dort als Grenadiere weiter, die Untauglichen gingen zur Garnisonkompanie nach Burghausen.
Dragoner-Regiment Graf Preysing
Johann Kaspar La Rosée, 1758
rot blau gelb paille paille
Blaue Schabracken und Schabrunken mit einer Bordüre in der Knopffarbe
Dragoner-Regiment Hohenzollern rot paille weiß paille paille
Paille Schabracken und Schabrunken mit einer Bordüre in der Knopffarbe

Bayerische Husaren im Siebenjährigen Krieg

Regiment Pelz Futter Schnüre Dolman Hosen
Husarenkorps Piosasque rot schwarz weiß? bleu-mourant ?
Paille Schabracken und Schabrunken mit einer Bordüre in der Knopffarbe

Bayerische Artillerie im Siebenjährigen Krieg

Regiment Rock Abzeichen Knöpfe Kamisol Hosen
Artillerie Brigade hellgrau blau gelb paille paille
Garnison in Ingolstadt und Rottenburg a. d. Laaber. Die bayerische Artillerie diente in allen oben genannten Gefechten und Schlachten. Jedes Infanterie-Bataillon hatte zwei Bataillonsgeschütze, die von Artilleristen und Handlangern der Infanterie bedient wurden. Artillerieoffiziere trugen Hüte mit silberner Litze. Das Holz der Geschütze und Wagen war blaugrau, die Metallteile schwarz bemalt. Das Infanterie-Regiment Salzburg (2. Bayerisches Kreis-Regiment) erhielt 1760 allerdings Bataillonsgeschütze mit roten Lafetten. Bayerische Munitionswagen und -Karren waren ebenfalls rot bemalt. Packpferde trugen rote Schabracken. Die Artilleriebrigade war verantwortlich für 34 Bataillonsgeschütze, eine Abteilung mit 6 Kanonen und 2 Haubitzen, und die dazugehörigen Feldschmieden, Munitions- und Versorgungswagen, die während des Siebenjährigen Krieges eingesetzt waren.

Festungen und befestigte Brückenköpfe

Flüsse sind ein großes Hindernis für den zivilen und militärischen Verkehr. Kleine Reisegruppen überquerten die großen Flüsse in der damaligen Zeit normalerweise mit Booten oder Fähren, auch fliegende Brücken genannt, aber große Truppenverbände brauchten Brücken, um möglichst schnell überzusetzen. Feste Brücken sind teuer, sie haben eine lange Bauzeit, und müssen regelmäßig unterhalten werden, damit das Bauwerk nicht verfällt. Reiche Städte konnten sich Brücken leisten, und sie wurden in der Folge stark befestigt, um ihre Investition zu schützen.

Große Wasserstraßen wie der Rhein hatten seit dem Abzug der Römer überhaupt keine festen Brücken mehr. Es gab nur vier Schiffbrücken am Rhein, nämlich bei Basel, Straßburg, Mainz-Kastel (1661) und Köln. Eine fünfte Schiffsbrücke wurde 1819 bei Koblenz in Betrieb genommen. Schiffsbrücken sind zivile Pontonbrücken, die anstelle der leichten Militärpontons besonders tragfähige Flusskähne verwenden. Weitere strategische Übergänge am Rhein hatten befestigte Brückenköpfe, in deren Schutz bei Bedarf eine Pontonbrücke gebaut werden konnte. Die bayerische Armee unterhielt befestigte Brückenköpfe an Rhein und Donau:

  • Ingolstadt, Regierungsbezirk Oberbayern, liegt am Zusammenfluss von Schutter und Donau. Die Stadt wurde 1539 befestigt, und 1546 erstmals erfolglos belagert. Im Jahr 1632 scheiterte der Schwedenkönig Gustav Adolf ebenfalls an der Belagerung von Ingolstadt, während Tilly in der Festung an seiner Verwundung starb. Die österreichisch-Ungarische Armee besetzte Ingolstadt im Jahre 1703 und 1742. Der französische General Moreau ließ die Festung Ingolstadt im Jahre 1800 schleifen, und sie wurde erst 1828 wieder befestigt. Im Siebenjährigen Krieg war Ingolstadt Garnisonstadt für Infanterie-Regiment Kurprinz, IR von Morawitzky, IR von Preysing, und die bayerische Artillerie.
  • Germersheim, Regierungsbezirk Pfalz, liegt am Zusammenfluss von Queich und Rhein. Der befestigte Brückenkopf bei Germersheim-Philipsburg war strategisch bedeutender als Ingolstadt, weil er an der wichtigen Heerstraße zwischen Frankreich und Deutschland lag. Turenne eroberte Germersheim im Jahre 1674 und ließ die Verteidigungsanlagen schleifen. Im Jahre 1688 wurde Germersheim erneut von der französischen Armee besetzt, als Louis XIV Anspruch auf die Pfalz erhob. Die französische Besatzung endet 1702 und die Festung wurde 1715 wieder aufgebaut. Im Jahre 1793 siegten hier österreichisch-Ungarische Truppen unter Wurmser und Hohenlohe über die französische Rheinarmee unter Alexandre de Beauharnais.
  • Die Festung Rothenberg über Schnaittach, 1729 bis ca. 1750 auf den Resten einer Burg aus dem 13. Jahrhundert errichtet, war ein bayerisches Bollwerk gegen Franken und Nürnberg. Die bastionäre Festung französischer Bauart ist die letzte Rokokofestung in Europa. Während des Siebenjährigen Krieges lagen verschiedene Infanterie-Bataillone und Grenadier-Kompanien auf dem Rothenberg in Garnison.

Bibliographie

Figuren des Siebenjährigen Krieges