Beizen – Stain Painting

Maltechnik für 1:72 Figuren und Modelle

Kaiserliche Artillerie, Dreißigjähriger Krieg.

Revell Kaiserliche Artillerie. Das Geschütz wurde beige grundiert, die Holzteile anschließend umbra gebeizt. Das Kanonenrohr zeigt noch die helle Farbe der Grundierung. Im nächsten Arbeitsgang werden alle Metallteile schwarz angelegt, das Rohr mit Bronze gebürstet und die Beschläge in Dunkelsilber hervorgehoben.

Werkzeug und Zubehör

  • Pinsel in Größe 1 und 2
  • Künstler-Acrylfarbe
  • Viel Wasser

Beim Beizen wird mit viel Wasser und wenig Pigment gearbeitet, um eine unkomplizierte, aber wirkungsvolle Schattierung von Uniformfalten und anderen tiefliegenden Stellen der Figur zu erreichen. Die Technik eignet sich besonders zur Schattierung von Gesichtern, Händen, Haareen, Fell, Holz und ähnlich strukturierten Naturmaterialien. Erhabene Stellen werden beim Beizen leicht abgetönt, in den Vertiefungen sammelt sich aber das Pigment und führt dort zu einer starken Schattierung.

Die Wirkung des Beizens kann bereits im noch feuchten Zustand überprüft, und durch Zugabe von Wasser oder Wegnahme von Pigment korrigiert werden. Die Technik funktioniert nur auf einem gut saugendem Untergrund. An der weißen Grundierung perlt die Beize ab, das Pigment verliert an Homogenität und lagert sich in unansehnlichen Streuseln ab. Die beige Grundierung, aus Weiß und Umbra angemischt, läßt sich dagegen sehr schön mit umbra beizen, ein Verfahren, das sich bei Pferden und gemaserten Holzteilen bewährt.

Untergrund und Beize

Helle Farbflächen werden mit einem deutlich dunkleren Farbton gebeizt, Hellblau also mit Indigo, Grün mit Dunkelgrün und Rot mit Dunkelbraun. Schwarz eignet sich dagegen selten als Beize, da die Leuchtkraft der erhabenen Flächen durch die schwarze Schattierung zerstört wird. Die Figur wirkt danach stumpf und von Ruß überzogen, ein Effekt der vielleicht in einigen Fällen gewünscht wird.

Sandfarbe, mit Umbra gebeizt

  • Braune und dunkelblonde Haare
  • Mittel- und dunkelbraune Pferde, Hunde und Rinder
  • Lederhandschuhe
  • Braune Ledergurte
  • Rehbraune Uniformen und Hosen
  • Gewehre und Stangenwaffen
  • Naturbelassene Holzteile

Rot, mit Umbra gebeizt

Hellgrau, mit Schwarz gebeizt

  • Graue Jacken, Hosen und Mäntel
  • Graue Satteldecken, Mantel- und Deckenrollen.
  • Graue Brotbeutel und Feldflaschenüberzüge
  • Grauschimmel, in der Regel von Trompetern geritten

Nachdem die Beize getrocknet ist, sollten die erhabenen Stellen durch Trockenbürsten aufgehellt werden. Insbesondere die grauen Uniformteile gewinnen nach einem hellgrauen oder weißen Trockenbürsten deutlich an Struktur und Tiefe.

Vorbereitung

Umbra gebrannt, ist der am häufigsten verwendete Farbton beim Beizen. Das Pigment behält seine Homogenität auch bei starker Verdünnung mit Wasser, es fließt schön, tönt die behandelte Oberfläche und setzt sich wunschgemäß in den Vertiefungen ab.

Die Acrylfarbe wird in einer flachen Schale so lange mit sauberem Wasser verdünnt und sorgfältig verrührt, bis sie die Konsistenz von dickflüssiger Tusche erreicht. In der Regel bildet die Beize nun einen dicken Tropfen, der sich nicht ausbreitet.

Laden des Pinsels

Ein Pinsel der Größe 1 oder 2 saugt sich sofort mit Beize voll wenn er in den Tropfen gehalten wird. Wenn sehr kleine Stellen gebeizt werden sollen, muss deshalb etwas Flüssigkeit am Rand der Schale abgestrichen werden.

Auftragen der Beize

Die Beize fließt sofort auf die zu behandelten Stellen, wenn diese mit dem geladenen Pinsel berührt werden. Wenn der Pinsel nicht mit Flüssigkeit überladen ist, kann man in der Regel beobachten, dass die Beize nicht auf angrenzende Farbflächen überläuft. Dieser nützliche Umstand hängt wohl mit der unterschiedlichen Saugfähigkeit der Untergründe zusammen. Beim Beizen von geschulterten Gewehren, Stangenwaffen, Tornistern und anderen Kleinteilen ist es jedenfalls sehr angenehm, dass die Beize kontrolliert eingesetzt werden kann und die angrenzenden Uniformteile unberührt bleiben.

Kontrolle und Korrektur

Mit etwas Übung trifft der Maler in der Regel den gewünschten Sättigungsgrad der Tinte und Schattierung. Wer dennoch einmal zu viel Flüssigkeit oder zu viel Pigment aufträgt, kann den Fehler sofort mit einem sauberen und leicht feuchten Pinsel korrigieren, indem er die überflüssige Beize einfach von der Figur absaugt. Notfalls wird die ganze Figur unter laufendes Wasser gehalten und die noch flüssige Beize mit einem weichen Pinsel ausgewaschen. Nach dem Trocknen der Figur kann der Vorgang wiederholt werden, diesmal mit gewonnener Erfahrung und Aussicht auf Erfolg.

Steuerung der Tinte und Schattierung

Während die Beize trocknet kann das Endergebnis noch beinflusst werden. Insbesondere beim Beizen von Gesicht, Haar und Händen ist es möglich, erhabene Stellen mit einem sauberen Pinsel von Beize zu befreien, bzw. zusätzliche Beize in die Vertiefungen einzubringen.

Gebeizte Gesichter trocknen in der Regel schon nach wenigen Minuten. Während dieser Zeit sollten die Figuren mit dem Kopf nach unten gehalten werden, damit sich die Beize in den Augenhöhlen und am Rand der Kopfbedeckung absetzt. Es sollte immer wieder kontrolliert werden, dass die Brücke der Nase nicht mit Beize überflutet ist, da sich sonst ein Tropfen bildet, der die Beize aus den Augenhöhlen abzieht. Dem kann ganz einfach entgegengewirkt werden, indem man Nase und Stirn mit einem sauberen und leicht feuchten Pinsel vorsichtig von Beize befreit. Der Tropfen wird dadurch geteilt und fließt in die Augenhöhlen zurück.

Wurde zu wenig Beize im Gesicht verwendet, dann werden die Gesichtszüge nicht deutlich genug schattiert, eventuell scheint sogar die helle Gesichtsfarbe in den Augenhöhlen durch. Dieser Fehler kann noch im feuchten Zustand korrigiert werden, indem zusätzliches Pigment eingebracht wird. Eventuell war die in der Schale vorbereitete Beize zu dünn, dann sollte sie mit etwas Arkylfarbe angereichert werden. Eine andere Art der Korrektur besteht im erneuten Beizen, nachdem die erste Applikation getrocknet ist. Dabei werden die erhabenen Flächen ein zweites mal getönt und das Gesicht erhält eine starke Bräunung. Diese Technik wird beispielsweise gezielt eingesetzt um dunklere Fleischfarbe zu erzielen. Gegebenenfalls kann der umbrafarbenen Beize noch ein wenig schwarz beigemischt werden.

Beizen und Trockenbürsten

Die beiden Maltechniken Beizen und Trockenbürsten ergänzen sich so gut, dass sie in der Regel nacheinander eingesetzt werden. Gewehre und Stangenwaffen sind nach dem Beizen ausreichend schattiert, aber bei Tornistern aus Kalbfell und großen Holzflächen lohnt sich das anschließende Trockenbürsten, weil es die Struktur des Fells, bzw. die Holzmaserung wunderschön belebt.

Bemalen von Figuren und Fahrzeugen