Blänker

Blänker.
Blänker vom Bataillon Rall sind an einer Anhöhe angekommen. Blänker a begibt sich hinauf, um die Gegend zu übersehen, während Blänker b am Fuß der Anhöhe bleibt und seinen Kameraden genau beobachtet. Sobald a die gedachte Krete k k erreicht, kann er den Hinterhang der Anhöhe übersehen und die dort im Anmarsch befindlichen Chasseurs de Sombreuil erkennen.

Blänker, heißen teils überhaupt die von den Avantgarden, Arrieregarden und Seitenpatrouillen, vor, seitwärts oder rückwärts geschickten Mannschaften, sowohl von der Infanterie, als Kavallerie, teils auch nur die zerstreut fechtenden Leute der Kavallerie, insbesondere Flankeure genannt, wie die Tirailleure der Infanterie.

Die Blänker der erstgenannten Art haben den Zweck, die Gegend zu durchsuchen, ob etwa der Feind darin versteckt ist, und dann das Detachement, von dem sie abgeschickt sind, sogleich davon zu benachrichtigen, oder wenn eine ganze Linie solcher Blänker in Verbindung ist, und die Umstände es nötig machen, mit dem Feind zu scharmuzieren, und ihren Haupttrupp vor den plötzlichen Anfällen desselben zu sichern. Folgendes ist bei diesen Blänkern zu beobachten:

  1. Es werden immer 2 Mann zusammen abgeschickt, von denen der eine der Sekundant des anderen heißt, um ihn zu unterstützen, und ihn nie aus den Augen zu verlieren.
  2. Sie haben die Pistole gespannt, bei der Infanterie den Pfanndeckelüberzug an ihren Gewehren abgenommen. Jeden, dem sie begegnen, fragen sie genau aus, ob sich in der Gegend nichts vom Feind habe sehen lassen; in diesem Fall meldet einer von ihnen sogleich an den Führer des Trupps, von dem er detachiert ist, was er gehört hat.
  3. Sie sehen sich von Zeit zu Zeit nach ihrem Trupp um, um niemals zu weit von demselben abzukommen. Sobald sie an ein kleines Gebüsch, kleines Dorf oder an einen einzelnen Hof kommen, bleibt einer am Eingang stehen, während der andere alles genau durchsucht. Können diese Objekte aber wegen ihres Umfanges nicht von einem Mann durchsucht werden, so muss einer sich von dem Trupp Unterstützung holen. Wenn sie bei Anhöhen ankommen, so begibt sich der eine hinauf, um von hier aus die Gegend zu übersehen, während der andere am Fuße derselben halten bleibt, und seinen Kameraden genau beobachtet.
  4. Kommen zwei Blänker an einen Hohlweg, so bleibt der eine am Eingang stehen, bis der andere ihn durchsucht hat; hierauf wird es am besten sein, wenn sie auf beiden Seiten die Anhöhen zu ersteigen suchen, und so neben dem Hohlweg, indem sie zu beiden Seiten alles durchsuchen, weggehen. Auf großen Straßen, auch auf kleineren mit Bäumen besetzten Wegen halten sich sich zu beiden Seiten derselben. Bei Brücken, an Furten, wo sie das jenseitige Gelände nicht gehörig übersehen können sollten, bleibt der eine daselbst stehen, bis der andere sich jenseits überzeugt hat, dass nichts zu fürchten ist.
  5. Wenn die Blänker an ein größeres Dorf kommen, so erkundigt sich erst der eine in demselben nach dem Feind, dann können beide dasselbe passieren, postieren sich aber auf der anderen Seite an dem Ort, wo sie alles übersehen können, bis die unterdessen bei dem Dorf angekommene Avantgarde dasselbe genauer untersucht hat. Hierauf setzen sie erst ihren Marsch weiter fort.
  6. In der Nacht gehen die Blänker in der Ebene dem Haupttrupp so weit zu Seite, dass sie ihn noch sehen können. Bei Tage befinden sie sich bei demselben, und werden nur rechts und links geschickt, einen Busch, eine Niederung, ein Haus usw., welches sich in einiger Entfernung befindet, zu untersuchen. Marschiert man durch eine mit Hecken durchschnittene Gegend, so gehen die Blänker zu beiden Seiten, sowohl bei Tage als bei Nacht, durch Seitenwege, welche sich wieder nach dem Hauptweg ziehen; sie entfernen sich wo möglich nicht über 1500 Schritt vom Haupttrupp.
  7. Wenn die Blänker den Feind in einiger Entfernung entdecken, so suchen sie unentdeckt zu bleiben, und einer meldet es an den Haupttrupp. Ist es bloß eine feindliche Patrouille, so sucht man sie abzuschneiden, um Gefangene, und dadurch Nachricht zu bekommen. Stoßen die Blänker aber ganz unerwartet auf den Feind, so feuern sie, und ziehen sich auf ihren Haupttrupp zurück. Sobald ein Blänker den Feind in der Flanke entdeckt, und auf den Trupp avancieren sieht, so gibt er ebenfalls Feuer, und nun versammelt sich gleichfalls alles beim Haupttrupp.
  8. Dringt der Feind, nachdem wir selbst entdeckt sind, langsam auf, und fürchtet man, dass er Soutien hat, oder ist der Feind stärker, so blänkert man mit demselben, und schickt die schlecht berittenen Leute zurück. Die Infanterie scharmuziert ebenfalls mit demselben. Die Blänker der verschiedenen Trupps, als der Seitenpatrouillen, Avantgarde usw. müssen dann so viel als möglich Verbindung zu halten suchen, woraus denn ein ordentliches Gefecht en débandade entstehen, und das Detachement Zeit bekommen wird, entweder den Blänkern Verstärkung zu schicken, oder sich selbst in Schlachtordnung zu setzen.

Blänkern bei der Kavallerie

Kavallerieblänker.

Blänkern bei der Kavallerie, oder flankieren, hat im Wesentlichen den Zweck, den Feind während des Gefechts zu beobachten, und das Andringen einzelner Leute desselben zu verhindern. Soll eine Kavallerie-Linie sowohl auf der Stelle, als auch im Vor- und Zurückgehen, durch Flankeure gedeckt werden, so wird in der Regel der vierte Zug der Eskadron (in der preußischen Armee) hierzu gebraucht. Dieser rückt im Trab ungefähr 150 bis 200 Schritt vor die Mitte der Eskadron, und schickt von hier abermals auf 100 Schritt die vier Rotten des linken Flügels, oder nach Umständen auch mehr, als Flankeurs vor. Von diesen sind 2 Mann Büchsenschützen; die sechs Flankeurs decken die Front der Esakdron in einem Glied; 20 bis 30 Schritt hinter ihnen bilden die Büchsenschützen eine zweite Linie. Die Flankeurs ergreifen ihre Karabiner oder Pistolen, und werden mit Nr. 1 und 2 abgeteilt, von denen die zu einander gehörigen Nummern sich immer gegenseitig unterstützen, und daher der eine, in gewöhnlichen Fällen, nicht eher schießt, bis der andere geladen hat. Die Büchsenschützen haben die Verpflichtung, sämtliche Flankeurs durch ihr sicheres Feuer zu unterstützen, und eilen stets dahin, wo sie nützen können; auch steigen sie vom Pferd ab, wenn sich Gelegenheit bietet, um desto präziser zu schießen. – Bei jeder Eskadron ist ein gewandter Unteroffizier zur Führung der Blänker bestimmt; dieser hält sich in der Linie der Büchsenschützen auf, eilt aber stets dahin, wo er nützlich sein kann, und beobachtet auch vorzüglich die Bewegungen des Feindes im Ganzen, von denen er sogleich seinem Offizier Meldung machen lässt. Folgendes sind Hauptregeln für das Flankieren:

  1. Man nimmt hierzu die gewandtesten und umsichtigsten Leute, so wie die raschesten Pferde. Zwei und zwei Mann werden immer zusammen abgeteilt, die sich nie trennen, und beständig einander sekundieren müssen.
  2. Sämtliche Blänker halten sich so viel wie möglich in einer Linie, und sind immer von einander zu 2 und 2 Mann, nach Beschaffenheit der Umstände des Geländes, 15, 20 oder mehr Schritt entfernt. Hinter ihnen, ungefähr auf 200 bis 400 Schritt, halten geschlossene Trupps, welche den Blänkern zum Soutien dienen, und welche mit ihnen, nachdem es erfordert wird, vor oder zurück gehen. Alles muss jedoch sehr aufmerksam und seinen Führer sein, und seine Winke genau befolgen, daher sich auf Niemand von ihm über 200 Schritt entfernen darf.
  3. Die geschlossenen Trupps, welche den Blänkern zum Soutien dienen, halten sich ebenfalls 200 bis 400 Schritt von einander entfernt, und unterstützen sich wechselseitig dergestalt, dass, wenn sich der eine zurückzieht, der andere Front gegen den Feind macht; wenn der eine beim Blänkern den Feind anfällt, der andere sich so stellt, dass er den etwaigen Rückzug des ersteren decken kann.
  4. Die Blänker müssen in beständiger Bewegung sein, weil derjenige, welcher still hält, mehr Gefahr läuft, den feindlichen Schützen zum Ziel zu dienen; kommt es zum einzelnen Gefecht, so müssen sie sich so zu halten suchen, dass der Feind immer auf ihrer rechten Seite bleibt. Der erste reitet sich auf einen Pistolenschuss dem Feind entgegen, und stellt sich als wenn er schießen wollte. Hat der Feind geschossen, so nähert er sich ihm noch mehr, schießt ebenfalls, und greift hierauf zum Säbel. Jetzt nähert sich sein Sekundant, welcher dieselben Regeln befolgt, bis der andere geladen hat. Man lädt die Pistolen mit zwei in Stücke geschlagenen Kugeln. Außer der Geschicklichkeit des Reiters, entscheidet die Schnelligkeit und Gewandheit der Pferde beim Blänkern den Sieg.
  5. Wenn der Feind retiriert, so dringen die Blänker auf, halten sich aber mehr auf den Flanken, damit unsere Truppen attackieren können. Zuweilen vereinigen sich einige Blänker, fallen über die nächsten feindlichen Blänker her, und stellen sich als wollten sie den Trupp anfallen. Wenn der Feind im Begriff ist, ein Défilé zu passieren, so ist dies ein vorteilhafter Zeitpunkt, über die letzten, die es noch nicht passiert haben, herzufallen. Andere suchen das Défilé zu umgehen, um die bereits durchgegangenen zu bedrohen. Man muss aber immer voraussetzen, dass der Feind uns Fallstricke legen, und die Blänker vielleicht in ein Infanteriefeuer locken kann, oder mit vorher versteckter Mannschaft über uns herfällt.
  6. Werden die Blänker zu stark angegriffen, dass sie sich nicht mehr halten können, besonders von geschlossenen Trupps, so ziehen sie sich auf ihre Soutiens zurück, setzen sich aber auf deren Flügel, um dem Feind, wenn er weiter vordringt, in die Flanke zu fallen. Werden die Blänker beim Retirieren verfolgt, so feuert der eine, während sein Sekundant zurückjagt und wieder lädt; nun reitet jener zurück, und dieser feuert. Beim Retirieren muss man dem Feind alle möglichen Fallstricke zu legen suchen.
  7. Da sich beim Blänkern jeder einzelne Mann selbst überlassen ist, so gehört hierzu in Friedenszeiten die genaueste und ausführlichste Instruktion. Sie müssen ganz vollkommen zu reiten verstehen, und ihr Pferd so führen, dass sie bei einer Kreisbewegung des Feindes immer auf dessen rechter Seite bleiben; sie müssen mit dicken Stöcken, mit Körben versehen, gegen einander fechten lernen, auch gegen einander blind schießen, um zu beurteilen, ob sie den rechten Zeitpunkt zu wählen verstehen.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe