Bogenschuss

Bogenschuss.

Bogenschuss, ist eigentlich ein jeder Schuss, da das Geschoss niemals eine gerade Linie beschreibt; im Gegensatz von dem eigentlichen Kernschuss aber, wo die verlängerte Achse der Seele auf das Ziel treffen muss, nennt man einen Bogenschuss denjenigen, wo man eine Erhöhung des Visiers genommen hat, und wo also die verlängerte Achse der Seele über den Zielpunkt fällt. – Bei dem kleinen Gewehr, vorzüglich bei der Büchse, erhält man einen Bogenschuss nicht nur durch verschiedene Einteilung des Korns, sondern auch durch die Klappvisiere; beim Geschütz ist zwar auch der Visierschuss ein Bogenschuss, da das Stück hinten am Stoß einen größeren Durchmesser als am Kopf hat; man erhält aber die höheren Bogenschüsse durch die wirkliche Erhöhung der Mündung über die horizontale Lage. Vom Schleuderschuss unterscheidet sich der Bogenschuss dadurch, dass er das Ziel, ohne vorher aufzuschlagen, erreicht.

Die Weite des Bogenschusses beträgt im Allgemeinen mit 15 bis 20 Grad Erhöhung, und halbkugelschwerer Ladung: beim 6-pfünder 3500 Schritt, bei der 7-pfündigen Haubitze mit 20 Grad und 2½ Pfd. Ladung 2500 Schritt, beim 12-Pfünder 4000 Schritt, beim 24-pfünder 4400 Schritt, bei der 10-pfündigen Haubitze mit 20 Grad und 2½ Pfd. Ladung 2500 Schritt.

Bei dem preußischen Geschütz können die 6-pfündigen Kanonen nur 17, die 12-pfündigen nur 13 Grad erhöht werden; auch bekommt die 7-pfündige Haubitze eine geringere Ladung, daher muss man für sie kleinere Schussweiten annehmen. Bei den preußischen Mortieren können ungefähr folgende Schussweiten erreicht werden:
beim 12-pfündigen Mortier mit 45 Grad und mit 1¼ Pfd. Ladung 2300 Schritt,
beim 25-pfündigen Mortier mit 45 Grad und mit 2¼ Pfd. Ladung 2000 Schritt,
beim 50-pfündigen Mortier mit 45 Grad und mit 5 Pfd. Ladung 3000 Schritt.

Die großen (1814) zu La Fère eroberten Mortiere sollen mit 47 Pfund Ladung eine 192 Pfund schwere Bombe 7700 Schritt weit geworfen haben.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Bogenschuss, bei glatten Kanonen, zum Unterschied vom Rollschuss, jeder Schuss, bei dem die Kugel mit dem ersten Aufschlag das Ziel traf. Bei Steilbahngeschützen sprach man von Bogenwurf und unterschied bei Haubitzen flachen und hohen. Bei gezogenen Kanonen hieß Bogenschuss ein mit stärkster Ladung abgegebener Schuss, bei der Feldartillerie ein mit kleinen Ladungen abgegebener Schuss, bei dem Fallwinkel von mindestens 15° erreicht wurden, hoher Bogenschuss. Gegenwärtig unterscheidet man direkten und indirekten Schuss, bei der modernen Feldartillerie den mit größeren Erhöhungswinkeln abgegebenen Bogenschuss der Haubitzen von deren Flachbahnschuss.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Bibliographie

Glossar militärischer Begriffe