Bohren des Geschützes

Bohren des Geschützes, geschieht entweder in senkrechter oder horizontaler Richtung, wobei sich entweder der Bohrer in dem Rohr, oder dieses um den Bohrer bewegt. Es gibt verschiedene Arten von Bohrmaschinen, indem man nach und nach Verfahren dabei abzukürzen gesucht hat, und unter allen scheint die französische von Chaillot den Vorzug zu haben. Anfangs dienten diese Bohrmaschinen bloß dazu, dem über den Kern gegossenen Geschütz sein gehöriges Kaliber zu geben, wie es noch gegenwärtig mit den Mörsern, und zuweilen auch mit den Haubitzen von größerem Kaliber geschieht; seitdem aber in neueren Zeiten die Kanonen und Haubitzen massiv gegossen werden, werden selbst die eisernen Schiffskanonen aus dem Ganzen gebohrt.

Geschützbohrer.

Zuerst wird der verlorene Kopf abgeschnitten, und mit einem Drillbohrer ein 1½ Zoll weites und tiefes Loch eingebohrt; hierauf folgt der erste Bohrer (Fig. 266 a), der oben spitz und zweischneidig, unten mit einer Büchse d versehen ist, um ihn auf eine Spindel stecken zu können. Ist dieser bis zur gehörigen Tiefe eingedrungen, so folgt der zweite Bohrer AD, dessen oberer Teil mit Einschnitten f versehen ist, damit die Bohrspäne hindurch kommen können, und welcher von halbkugelförmiger Größe ist. Auf diesen folgt ein dritter Bohrer, aus einem kupfernen Zylinder D (Fig. 268) bestehend, der an der äußeren Seite 4 Einschnitte hat, um die Schneideeisen hineinschieben zu können (Fig. 267), welche keilförmig sind, damit sie nicht herausgehen können. Dieser Bohrer schneidet nur von den Seiten, indem die Eisen 2 Linien aus dem Zylinder hervorstehen, doch oben etwas weniger als unten, um das Eindringen zu erleichtern. Nach und nach werden nun immer stärkere Bohrer genommen, und endlich der Kaliberbohrer (Fig. 36 [sic]) D E F, der mit sechs Schneideeisen versehen ist, deren Schärfe mit der Achse der Seele gleichlaufend ist, und welche alle Rauigkeiten in der Seele wegnehmen. – Bei de Mörsern, die über den Kern gegossen werden, ist nur ein spitzer Bohrer nötig, um den in der Seele zurückgebliebenen Kavalier herauszubohren; auf diesen lässt man sogleich den Kaliberbohrer folgen, welcher 8, 12 bis 15 Schneiden hat, nach der Größe des Mortiers.

Anstatt dieser Art zu bohren, wo mehrere Bohrer erfordert werden, hat man in neuerer Zeit eine andere Art zu bohren erfunden, wo dies nur durch einen einzigen Bohrer geschieht, auf welchem man sogleich den Kaliberbohrer folgen lässt.

Um das schiefe Eindringen des Bohrer zu verhindern, ist es am besten, wenn sich das Rohr um den Bohrer bewegt; liegt ersteres senkrecht, so drückt es von oben nach unten nach auf denselben; liegt es horizontal, so erhält der Bohrer den nötigen Druck gegen das Rohr durch den Bohrwagen. – Nach dem beendigten Bohren des Geschützes werden die Schildzapfen entweder mit der Feile abgerundet, oder mit einer dazu bestimmten Maschine abgedreht, hierauf das Zündloch gebohrt, und endlich mit dem Meißel und Grabstichel die Verzierungen (Friesen) in das Rohr eingeschnitten.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe