Bollwerksturm
Bollwerksturm, ist von dem französischen Ingenieur Vauban angegeben, und nichts anderes, als ein bollwerkförmiger gemauerter Abschnitt hinter seinem abgesonderten Bollwerk. Die Facen und Flanken desselben sind mit einer Brustwehr versehen, die fast ganz gemauert ist, 12 Fuß dick, und Schießscharten für Kanonen hat; der Eingang ist mit einer 6 Fuß hohen Mauer verschlossen, welche die Dienste eines Abschnitts versehen soll, indem sich die Besatzung hinter derselben noch gegen den bereits in den Turm gedrungenen Feind wehren kann; daher hat sie ebenfalls Schießscharten für Kanonen.
Fig. 110 stellt einen solchen Bollwerksturm im Grundriss, nach Beschaffenheit seiner Oberfläche, vor. In der Mitte findet sich ein fünfeckiger, sehr starker, gemauerter Pfeiler, auf welchem die Bogen des Gewölbes ruhen. Zwischen dem Pfeiler und den Anfangsmauern ist ein achtzehn Fuß weites und dreizehn Fuß hohes Gewölbe, in welchem bei jeder Flanke zwei Schießscharten für Kanonen angebracht sind; dieselben haben Rauchfänge, um den Pulverdampf abzuführen. Hinten in der Kehle ist dieses Gewölbe nur 12 Fuß weit und durch eine sechs Fuß starke Mauer geschlossen, in welcher sich Schießlöcher befinden, um den eingedrungenen feindlichen Mineur zu vertreiben; in derselben ist auch der Eingang in das Gewölbe. Hinter der Mauer ist ein 6 Fuß breiter Gang, der längs den Flanken des Turms bis an den Graben fortgeführt ist, wo man auf eine Brücke kommt, die in die Kontregarde führt. Durch den Wall der Festung geht ebenfalls ein gemauerter Gang, durch welchen man in das Gewölbe des Turms kommt.
Fig. 111 ist das Profil eines solchen Turms nach der Kapitallinie. Die Grundfläche des Gewölbes ist 9 Fuß unter dem Horizont; die vorderen Umfassungsmauern sind unten im Graben 15 bis 20 Fuß dick, und von dem Grund des Grabens an 26 Fuß hoch; oben haben sie noch eine Dicke von 8 Fuß. Auf ihnen ist eine 4 ½ Fuß hohe, sechs bis 8 Fuß dicke gemauerte Brustwehr. Die Grundmauer ist in gutem Boden 4 Fuß hoch, und 1 Fuß bis 1 ½ Fuß dicker als die Mauer. Die Gewölbe werden mit Zement belegt, und darüber 6 bis 7 Fuß hoch Erde geschüttet, um den Wallgang des Bollwerksturms zu bekommen. Auch werden in den Gewölben Rinnen angelegt, um das Wasser abzuleiten. Neubreisach und Landau ist von Vauban mit solchen Türmen versehen worden.
Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)