Bombenwerfen
Bombenwerfen, geschieht teils, um feindliche Festungswerke zu zerstören, teils um die Gebäude einer Stadt anzuzünden. Über Richtung, Laden und Abfeuern der Mortiere s. Bedienung. Nachdem der Mortier ausgeflammt worden, geschieht zuerst der Probewurf, den man sorgfältig beobachtet, um zu sehen, wo die Bombe niederfällt, und nach diesem Punkt mit dem Mörser Linie zu nehmen. Die Differenz dieser und der zuerst gehabten Richtungslinie wird auf die Bettung hinten nach der entgegengesetzten Seite übergetragen, wodurch man die Linie der wahren vertikalen Richtungsebene erhält. Man gibt hierauf dem Mörser die gehörige Elevation, und tut mit demselben 4 bis 6 Würfe unverändert nach einander, wo sich dann auch bald zeigen wird, ob man die Elevation verändern, oder an der Ladung zusetzen oder abnehmen muss. Hierbei ist jedoch vorausgesetzt, 1) dass die Bomben nicht zu viel Spielraum im Mörser haben; 2) dass sie von einerlei Schwere sind, 3) dass ihre Eisenstärke richtig verteilt ist; 4) dass sie äußerlich glatt und eben sind.
Man hat zweierlei Arten, die Bomben zu werfen, entweder mit einem Feuer (aus der Dunst) oder mit zwei Feuern. Die letztere Art ist jedoch nicht mehr üblich, weil die dabei nötige Verdämmung der Pulverladung in der Kammer, durch Rasen und Erde, nicht nur niemals ganz gleichförmig geschehen kann, und auch der Bombe kein festes Lager verschafft, sondern auch, weil das Pulver allezeit von der Erdverdämmung Feuchtigkeit an sich zieht. Auch muss dabei die Bombe vor dem Abfeuern besonders gezündet werden, wobei man Gefahr läuft, dass sie entweder schon im Mörser selbst, oder gleich vor der Mündung zerspringt.
Bei dem Werfen aus der Dunst, bringt man die Stoppine durch das Zündloch bis in die Kammer, wo sich die Pulverladung befindet. Die Ladung wird mit einem Bogen Papier abgedeckt, und auf demselben ein Lager von Heu für die Bombe gemacht, welche, nachdem sie eingesetzt ist, durch Keile von weichem Holz befestigt wird. Der auf den Kopf der Brandröhre geleimte Deckel ist schon vorher abgenommen, ehe die Anfeuerung aufgekratzt wird; man darf daher die eingezogene Zündschnur nur noch ein wenig über die Brandröhre herunter hängen lassen, um versichert zu sein, dass sie gewiss Feuer bekommt. Mörser mit kegelförmigen Kammern bedürfen des Verteilens nicht, weil sich bei ihnen die Bombe von selbst in das Lager einsetzt.
Bedient man sich eines Schlagröhrchens, so wird dieses erst nach beendigter Ladung in das Zündloch gesteckt. Nach jedesmaligem Abfeuern deckt man sogleich den Mörser mit dem Munddeckel wieder zu, damit von der äußeren eindringenden Luft keine Feuchtigkeit in der Kammer entsteht.
Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)