Sandro Botticelli
Botticelli (spr. ≈tschelli), Sandro, eigentlich Alessandro di Mariano Filipepi, italienischer Maler, geb. um 1443 in Florenz, gest. daselbst 17. Mai 1510, lernte bei einem Goldschmied Botticelli (daher sein gewöhnlicher Name) und widmete sich dann der Malerei bei Filippo Lippi. Unter dem Einfluss der Pollajuoli und des Verrocchio bildete sich sein Stil weiter aus. 1478 erhielt er den Auftrag, die Bildnisse der Teilnehmer an der Verschwörung der Pazzi an den Wänden des Palazzo Pubblico zu malen, und 1480 führte er einen heiligen Augustin al fresco in den Ognissanti aus. Vornehmlich war er aber für die Medici tätig, die ihn durch zahlreiche Bestellungen in Anspruch nahmen.
Um 1480 wurde er von Papst Sixtus IV. nach Rom berufen, wo er bis 1484 drei Fresken in der Sixtinischen Kapelle malte. Schon vor der Reise hatte er die Illustration einer Dante-Handschrift für Lorenzo von Medici, genannt Popolani, in Angriff genommen, in die er sich derart vertieft haben soll, dass er nach der Angabe Vasaris in Not geriet, wozu auch seine spätere Parteinahme für Savonarola und seine träumerische, zu mystischen Spekulationen geneigte Natur beitrugen. Ein Teil dieser Zeichnungen wurde frei benutzt zu den angeblich von Baccio Baldini herrührenden Stichen einer Florentiner Dante-Ausgabe von 1481. Der Originalkodex selbst mit 84 Federzeichnungen, welche die Phantasie und die Anmutsfülle Botticellis, seine Neigung für schwebende Figuren und fliegende Gewänder von der besten Seite zeigen, ist in das Berliner Kupferstichkabinett gekommen (hrsg. von Lippmann, Berl. 1884–87). Acht andere befinden sich im Vatikan (hrsg. von Strzygowski, Berl. 1889). Eine Gesamtausgabe (92 Blatt in halber Größe des Originals) veranstaltete Lippmann (Berl. 1896).
Von seinen Altar- und religiösen Tafelbildern sind die hervorragendsten: runde Madonnenbilder in den Uffizien (darunter das sogen. Magnificat) und im Palazzo Pitti in Florenz, in Turin und im Berliner Museum, die Madonna zwischen den beiden Johannes ebenda, Madonna mit sechs Heiligen und die Krönung Marias in der Akademie und die Anbetung der Könige in den Uffizien zu Florenz, in der Eremitage zu St. Petersburg und in der Nationalgalerie zu London und eine Grablegung Christi in München. Tiefe der Empfindung und eine aus dem Herzen geschöpfte, echt religiöse Auffassung sind die Vorzüge dieser Andachtsbilder. Mit gleicher Begeisterung hat er sich in das Studium des klassischen Altertums versenkt, wofür seine mythologischen und allegorischen Darstellungen zeugen, an der Spitze die berühmte Allegorie des Frühlings in der Akademie und die Geburt der Venus in den Uffizien zu Florenz. Daneben sind noch die Stärke und die Verleumdung des Apelles (in den Uffizien) und Pallas, den Kentauren züchtigend (im Palazzo Pitti zu Florenz), eine Venus im Berliner Museum und Venus und Mars in der Nationalgalerie zu London zu nennen. Botticelli hat auch Bildnisse (Giuliano de’ Medici im Berliner Museum) und ein Genrebild: die Verlassene (beim Fürsten Pallavicini in Rom), gemalt. Botticelli ist durch seine tiefe Innerlichkeit und durch sein Gefühl für zarte, seelenvolle Schönheit von starkem Einfluss auf gewisse Richtungen der modernen Kunst, insbes. auf die englischen Präraffaeliten, geworden.
Botticelli-Ausstellung im Städel-Museum endet mit Besucherrekord
Insgesamt 367.033 Besucher haben die am Sonntag, 28. Februar 2010, zu Ende gegangene Botticelli-Ausstellung gesehen. Damit ist „Botticelli“ die mit Abstand erfolgreichste Schau in der Geschichte des Städel Museums. Die bisher publikumsstärksten Ausstellungen des Hauses waren „Rembrandt Rembrandt“ (2003) mit 245.000 Besuchern und „Cranach der Ältere“ (2007/08) mit 205.000 Besuchern. Auch mit dem Tagesdurchschnitt von über 3.920 Besuchern übertrifft die am 13. November 2009 eröffnete Botticelli-Ausstellung die Schau „Rembrandt Rembrandt“ um 39 Prozent und „Cranach der Ältere“ um 50 Prozent. Von den Besuchern der Botticelli-Ausstellung kamen circa 45 Prozent aus Frankfurt und der Rhein-Main-Region und circa 55 Prozent aus dem übrigen Bundesgebiet und dem Ausland. 67 Prozent der Besucher gaben an, nur wegen der Ausstellung nach Frankfurt gereist zu sein.
„Wir sind sehr glücklich darüber“, so Max Hollein, Direktor des Städel Museums, „dass die Botticelli-Ausstellung derartigen Zuspruch gefunden hat. Mit ihr haben wir ein deutliches Zeichen für den Altmeister-Schwerpunkt im Städel gesetzt und das Haus mit einer weiteren hochkarätigen Ausstellung in der nationalen und internationalen Museumslandschaft verankert. Der enorme Publikumserfolg und die große Resonanz in den Medien machen deutlich, welche Aktualität und Bedeutung die Kunst der alten Meister heute zu entfalten vermag.“
Dem Städel ist es mit „Botticelli“ gelungen, sowohl ein Expertenpublikum als auch das breite Publikum anzusprechen. Die zahlreichen Vermittlungsprogramme und Publikationen, die für unterschiedliche Zielgruppen entwickelt und angeboten wurden, erfreuten sich sehr großer Beliebtheit. In der 15-wöchigen Ausstellungsdauer wurden von den Mitarbeitern der Städel-Abteilung für Bildung und Vermittlung insgesamt 2.850 Führungen abgehalten, darunter 2.600 Sonderführungen für Gruppen und 250 Führungen für Schulklassen. Zusätzlich kamen zum Schülertag Ende Januar 41 Klassen mit insgesamt 900 Schülern. Alle Sonderführungen waren bereits Mitte Januar ausgebucht. Die Städel-Website verzeichnete im Ausstellungszeitraum knapp 400.000 eindeutige Besucher und rund 2,4 Millionen Seitenzugriffe, die Seite „Audio und Video zur Ausstellung“ über 75.300 eindeutige Seitenzugriffe. Großen Absatz fanden auch die vom Städel zur Ausstellung herausgegebenen Publikationen: der über 300 Seiten umfassende, in deutscher und englischer Ausgabe erhältliche Ausstellungskatalog, das Hörbuch „Kunst zum hören: Botticelli“, das Kinderbuch „In Sandro Botticellis geheimnisvoller Werkstatt“ – alle drei im Hatje Cantz Verlag erschienen – sowie die Publikation „Botticelli. Eine Einführung in die Ausstellung ab 12 Jahren“.
„Botticelli“ wurde von einem breitgefächerten Medienecho begleitet. Die Ausstellung fand sowohl in der regionalen als auch überregionalen Presse sowie in internationalen Medien außerordentlich große und überaus positive Resonanz. Die Marketingkampagne wurde von zahlreichen Partnern unterstützt und mitgetragen. Durch die kreative und nachhaltige Zusammenarbeit mit den Partnern wurde dem Städel-Museum eine große Ausweitung der Werbeplattformen für die Ausstellung ermöglicht.
Die Ausstellung mit 40 Werken des großen Meisters der italienischen Renaissance und weiteren 40 seiner Zeitgenossen läuft noch bis zum 28. Februar 2010. Am Freitag, den 26. und Samstag, den 27. Februar wird die Ausstellung jeweils von 9.00 bis 0.00 Uhr geöffnet sein. Am Sonntag schließt sie um 22.00 Uhr. Der Vorverkauf für den Ausstellungsbesuch und die Reservierung von Sonderführungen sind ausgebucht. Reguläre Eintrittskarten sind nur noch an der Tageskasse des Hauses erhältlich. Hier ist mit durchgehenden Wartezeiten zu rechnen.
Im Nachklang an die Botticelli-Ausstellung ist die ständige Sammlung des Städel Museums noch für eine weitere Woche geöffnet, bevor der Main- und Gartenflügel des Hauses wegen Sanierungsarbeiten im Zuge der baulichen Erweiterung des Städel Museums am 8. März 2010 bis voraussichtlich Mai 2011 geschlossen wird. Bis zum 7. März besteht noch die Möglichkeit, Teile der Sammlung, insbesondere die Werke der flämischen und italienischen Malerei sowie die Ausstellungen „Peter Roehr. Werke aus Frankfurter Sammlungen“ und „Konstellationen V“ zu sehen. Im Ausstellungshaus beginnen unterdessen die Vorbereitungen für die kommenden Ausstellungen. Vom 23. April bis zum 25. Juli 2010 zeigt das Städel eine Ausstellung zu Ernst Ludwig Kirchner – mit über 200 Werken die erste umfassende Retrospektive in Deutschland seit 30 Jahren. Im Anschluss daran werden im Ausstellungshaus eine Auswahl von Meisterwerken aus der Sammlung des Städel vom Mittelalter bis zur Gegenwart gezeigt.
Bildnachweis: Sandro Botticelli (1444/45-1510), Weibliches Idealbildnis (Bildnis der Simonetta Vespucci als Nymphe), Pappelholz, 81,8 × 54 cm, Frankfurt, Städel Museum, Foto: Ursula Edelmann – Artothek
Bibliographie
- Steinmann: Botticelli (Bielef. 1897)
- Supino: Sandro Botticelli (Florenz 1900)
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909