Andreas Bodenstein von Karlstadt

Karlstadt, (eigentlich Andreas Rudolf Bodenstein) extremer Reformator, zu Karlstadt in Franken um 1480 geboren, gest. 25. Dez. 1541 in Basel, wirkte, in Italien gebildet, seit 1504 an der Universität Wittenberg, trat auch 1508 daselbst in den praktischen Kirchendienst. Erst strenger Thomist, wandte er sich 1517 der Lehre Luthers zu und hatte 1519 mit Eck auf der Pleißenburg in Leipzig eine mehrtägige Disputation über die pelagianisch-augustinische Streitfrage, wobei er als Verteidiger des strengsten Augustinismus auftrat. Während Luther auf der Wartburg war, hielt Karlstadt am Christfest 1521 das Abendmahl in deutscher Sprache unter beiderlei Gestalt ab, ließ sich jedoch sodann von Schwärmern, die aus Zwickau angekommen waren, zu Störung des Gottesdienstes und zum Zertrümmern der Altäre und Bilder hinreißen. Luther (s. d.) gelang es, den ungestümen Neuerer zur Ordnung zu bringen. Schon 1523 begann Karlstadt jedoch in Orlamünde seine Bilderstürmerei von neuem und erklärte sich zugleich gegen Luthers Abendmahlslehre. Als Kurfürst Friedrich der Weise ihn infolgedessen aus seinen Landen verwies, trat Karlstadt auch öffentlich als Luthers Gegner auf und veranlasste dadurch den bekannten Abendmahlsstreit. Der Teilnahme am Bauernkrieg beschuldigt und verfolgt, nahm er gleichwohl wieder zu Luther seine Zuflucht. Durch dessen Vermittlung ward ihm in Kemberg ein Asyl zuteil, wo er vom Feldbau und Handel lebte. Als er 1528 seine Umtriebe von neuem anfing, musste er nach der Schweiz fliehen, ward dort nacheinander Pfarrer zu Altstätten im Rheintal, Diakonus in Zürich und seit 1534 Prediger und Professor der Theologie in Basel, wo er sich allgemeiner Achtung erfreute.

Bibliographie

  • Barge: Andreas Bodenstein von Karlstadt (Leipz. 1905, Bd. 1)
  • Jäger: Andreas Bodenstein von Karlstadt (Stuttg. 1856)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe