Durchgangswagen

Durchgangswagen, Personenwagen, die eine oder mehrere Abteilungen enthalten, zu denen man über offene oder über geschlossene an den Wagenenden befindliche Bühnen, manchmal auch über eine in der Wagenmitte angeordnete offene oder geschlossene Bühne gelangt. Die geschlossenen Endbühnen haben seitliche Eingangstüren und für den Übergang von einem Wagen zum anderen Stirnwandtüren und Brücken. Bei den Wagen mit offenen Endbühnen (Stirnplattformen) befinden sich die Eingangstüren an den Kastenstirnwänden. Auch diese Wagen haben Übergangsbrücken.

  • Vorteile der Durchgangswagen
    • Die Durchgangswagen haben bequeme Einsteigtritte.
    • Ihre Seitenwände sind durch Türöffnungen nicht verschwächt. Die Wagen bieten deshalb bei Unfällen den Reisenden eine weit größere Sicherheit als Abteilwagen.
    • Die Heizung wird durch den Wegfall der vielen Eingangstüren wesentlich erleichtert.
    • Die Abort- und Waschräume können im allgemeinen zweckmäßiger untergebracht werden als bei Abteilwagen.
    • Die Zugbeamten können den Zug während der Fahrt ständig überwachen.
    • Die Reisenden sind beim Zu- und Abgang anderer Fahrgäste den Unbilden der Witterung nicht ausgesetzt; sie können während der Fahrt ihre Plätze verlassen, etwas Bewegung machen und mit den Insassen anderer Abteile oder Wagen sowie auch mit den Zugbeamten verkehren.
  • Nachteile der Durchgangswagen
    • Die freie Bewegung und auch das Herumstehen der Reisenden in den Gängen der Wagen ist für die auf ihren Plätzen verbleibenden Fahrgäste oft recht lästig und störend.
    • Die geringe Anzahl der Türen hindert die rasche Entleerung der Wagen, was bei Unfällen sehr misslich werden kann. Die deutschen Bundesregierungen haben in Erwägung dieses Umstandes bei einer vom 14. bis 16. Februar 1901 in Berlin abgehaltenen Beratung von Maßnahmen zur Erhöhung der Betriebssicherheit sich auch eingehend mit der Frage beschäftigt, durch welche bauliche Vorkehrungen eine rasche Entleerung der nur an den Enden mit Türen versehenen deutschen D-Zugwagen erreicht werden könne.
      Man ist dabei zu dem Beschluss gekommen die bewährte Bauart der Wagen beizubehalten, von dem Einbau von Nottüren oder regelmäßig zu benutzender Seitentüren wegen der Verminderung der Festigkeit des Wagenkastens und der nötigen Einschränkung der Wagenbreite abzusehen, dagegen die Fenster als Notöffnungen auszubilden.
      Die deutschen D-Zugwagen führen jetzt auch Leitern mit, durch die den Reisenden bei Unfällen das Verlassen der Wagen durch die Fenster erleichtert werden soll.

Für die Wahl der Wagenform waren in den verschiedenen Ländern das Klima, die Lebensgewohnheiten der Bevölkerung, die Stärke des Verkehrs und die Handhabung des Betriebs maßgebend.

In Nordamerika werden ausschließlich Durchgangswagen mit Drehgestellen, Mittelgang oder zuweilen auch mit Seitengang verwendet, in England vorzugsweise Abteilwagen, in Österreich, Ungarn, Russland, Schweden, Bulgarien, Serbien und der Schweiz überwiegend Durchgangswagen und in den übrigen Ländern sowohl Abteil- als Durchgangswagen.

Auf Nebenbahnen sind fast nur Durchgangswagen zu finden.

Zur Bedienung des Vorortverkehrs großer Städte werden vielfach Abteilwagen, aber auch Durchgangswagen mit Endbühnen oder mit Eingangstüren in den Seitenwänden benutzt.

Quelle: Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Berlin, Wien 1917

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