Eis sprengen

Eis zu sprengen, geschieht durch Bomben und Sprengkasten. Die Bomben werden unter das Eis geschoben, und mit einer hölzernen Schwemmung (Schwimmkörper) versehen, welche sie über dem Wasser erhält, und die in der Mitte ein rundes Loch hat, damit der Zünder der Bombe unter dem Eis weder abgestoßen, noch erstickt werden kann; deshalb muss die Schwemmung wenigstens um ½ Zoll dicker sein, als der Kopf der Brandröhre aus der Bombe hervorragt. Eine 100-pfündige Bombe macht 3 Fuß tief unter Wasser, bei 15 Zoll Stärke des Eises, und 8 Fuß Wassertiefe, ein Loch von 18 Fuß im Durchmesser, wobei das Eis noch 2 Fuß breit am Rande zersplittert. – Der Sprengkasten ist von Blech, mit einer blechernen Leitrinne für die Zündwurst versehen, und macht mit 10 Pfund Pulver geladen eine 16 Fuß große Öffnung; der Kasten muss so groß gemacht werden, dass er auf dem Wasser schwimmt. Eine gut verpichte Tonne mit 20 Pfund Pulver geladen macht ein 27 Fuß großes Loch.

Das Sprengen des Eises geschieht, um bei starken Eisgängen die Brücken zu sichern, oder um einen entstandenen Eisschutz zu zerstören, und eine drohende Überschwemmung zu hindern. In den Festungsgräben muss es täglich aufgehauen werden, um jeden gewaltsamen Angriff auf den Hauptwall unmöglich zu machen, vorzüglich wenn der letztere keine Mauerbekleidung hat, oder diese schon heruntergeschossen ist. Es geschieht am gewöhnlichsten mit großen Äxten; doch scheinen besondere Eissägen dazu zweckmäßiger, die wie die sogenannten Lochsägen oben einen Quergriff, unten aber eine Stückkugel zum Gegengewicht haben. Zwei Mann, die mit diesen Eissägen, rückwärts gehend, schneiden, können in kurzer Zeit ein ansehnliches Stück Eis lostrennen, das nachher von anderen Arbeitern mit Bootshaken auswärts untergeschoben wird. Hat sich aber der Belagerer schon auf dem äußeren Grabenrand festgesetzt, so wird das Aufeisen vor der angegriffenen Front nur mit vieler Gefahr und Schwierigkeiten geschehen können, und man muss deshalb die im Graben arbeitenden Leute durch Blendungen von starken eichenen Bohlen oder von Sandsäcken, die sich auf einer Art von Schlitten fortbewegen lassen, gegen das Feuer von der Kontreskarpe decken; oder man sprengt das Eis durch hinuntergeschobene und mit Pulver gefüllte Brunnenröhren, und durch die oben angegebenen Sprengkasten oder mit Schwemmungen versehenen schweren Bomben.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe