Erdbohrer
Erdbohrer, wird beim Minieren gebraucht, ein Loch in die Erde zu bohren, teils um die Beschaffenheit des Grundes zu untersuchen, teils die Decke der Minengalerien zu durchbohren und den letzteren dadurch Luft zu verschaffen, endlich auch um die Öffnungen zu den Dampfminen, in die zwischen den diesseitigen und feindlichen Minengängen stehende Erdwand zu bohren (vgl. Erdmesser). Er ist entweder in losem Erdreich ein Hohlbohrer, oder in steinigem ein Kronenbohrer, Fig. 177, b, ist am meisten in Gebrauch; die Bohrstange muss beliebig verkürzt und verlängert werden können; an die Vierkante des letzten Ansatzstücks wird allemal ein Kreuz zum Drehen des Bohrers angeschraubt; die Ansatzstücke c, d, Fig. 177 erhalten hierbei eine beliebige Länge, welche sich jedoch beim Minenbau nicht über 1,5 Ellen erstrecken darf; die Größe des Bohrers wird der jeweiligen Absicht gemäß eingerichtet.
Das Bohren eines Loches mittels des Erdbohrers geschieht folgendermaßen: Man senkt einige Ellen tief auf dem einzubohrenden Punkt einen Brunnen, 1 Elle ins Geviert, a b, setzt genau über den hernach tiefer einzubohrenden Punkt a, Fig. 190 eine Röhre b, deren Bohrung sich nach dem Durchmesser des Bohrers richtet, völlig senkrecht auf, und stellt sie durch das von außen angeschüttete Erdreich fest. Hierauf, wenn in Erde zu bohren ist, wird der an der Bohrstange angeschraubte Löffel oder Hohlbohrer angewendet; das Kreuz wird angesetzt, der Bohrer in die Röhre geschoben, und mittels des Kreuzes herumgedreht. Wenn man bemerkt, dass der Löffel mit Erde gefüllt ist, wird er herausgezogen und gereinigt, wobei man sich einer Schere zum besseren und sicheren Festhalten der Bohrstange bedient, indem man sie c, Fig. 190, so wie der Bohrer heraufgezogen ist, unter jeden vorspringenden Reifen a, Fig. 177 eines neuen Ansatzstückes, das nun abgeschraubt werden soll, festklemmt, und quer über die Röhre auflegt. Sobald die Bohrstange, wegen der Tiefe des gebohrten Lochs nicht mehr reicht, wird ein zweites, ein drittes usw. Ansatzstück angeschraubt; bis man die verlangte Tiefe erreicht hat.
Ist der Boden festes Gestein, so wird der Meißel oder Kronenbohrer Fig. 184 c oder d, an die Bohrstange angeschraubt. Hierauf stellt man ein Gerüst von 3 starken Stangen, in Gestalt eines dreischenkligen Hebezeugs auf, Fig. 190; unter der Spitze desselben wird über das zu bohrende Loch ein Kloben, d, angebracht, und durch denselben ein Seil e gezogen, welches man an die Kette befestigt, wovon das letzte Glied an das Ende der Bohrstange g angeschraubt wird. Um nun hiermit zu bohren, wird die Bohrstange durch das Seil in die Höhe gezogen und wieder fallen gelassen; während diesem Fallen aber rückt ein Mann, die Bohrstange mit beiden Händen haltend, den Bohrer um sich selbst drehend, nach und nach fort, so dass bei dem zweiten Niederfallen die scharfe Kante des Bohrmeißels nicht wieder in die schon gemachte, sondern in eine neue Spur einschlägt. Hierdurch wird daher durch das Absprengen das Gestein mehr losgemeißelt als gebohrt. Dringt der Bohrer nicht mehr in das Gestein ein, so ist es ein Zeichen, dass das Bohrmehl herausgenommen werden muss, weshalb sogleich der Meißel ab, und der Löffel angeschraubt wird. Dieser Löffel wird sodann durch das Drehen mittels des Kreuzes in das Bohrmehl geschraubt, wodurch er sich füllt; nachdem er wieder herausgenommen und gereinigt ist, setzt man diese Arbeit so lange fort, bis das Bohrloch rein ist, und man mit dem Meißelbohrer von Neuem zu bohren anfangen kann.
Bricht die Bohrstange entzwei, so bedient man sich des Bruchhebers, Fig. 184 e, schraubt diesen an eine eiserne Stange, und sucht, wie mit einem Krätzer, das abgebrochene Stück der Bohrstange zu fassen; die Öffnung dieses Bruchhebers muss sich aber stets nach der Stärke der Bohrstange richten. Die Bohrer, so wie die Bohrstangen, müssen vom besten Eisen gearbeitet sein, und nachdem sie zusammengeschraubt sind, müssen sie eine ganz gerade Linie bilden, weil sich sonst der Bohrer verklemmt, und die Arbeit sehr beschwerlich wird. Die Erfahrung lehrt, dass man 200 bis 300 Ellen tiefe Löcher mit diesem Erdbohrer bohren kann.
Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)