Eskorte

Eskorte.

Eskorte, die Bedeckung von Kurieren, eines Transportes Gefangener, einer Zufuhr, eines Parks usw. – Die Eskorte eines Kuriers besteht gewöhnlich in einigen Reitern, welche denselben von einer Station zur anderen begleiten, und ihn gegen Aufhebung von feindlicher Seite schützen sollen.

Die Eskorte von Gefangenen besteht größtenteils aus Infanterie und Kavallerie zugleich. Ist man nicht weit vom Feind, oder nur in Feindesland, so marschiert man mit Avantgarde, Seitenpatrouillen und Arrieregarde; die Leute haben sämtlich geladen, Reiter die Pistole in der Hand, es ist gut, wenn man jeden Morgen vor den Augen der Gefangenen frisch laden lässt. Die Gefangenen sind in Sektionen zu 3 Rotten abgeteilt, und dürfen sich nie von denselben entfernen; sie müssen besonders bei der Passage durch Dörfer und Städte ihre Sektionen streng halten. Wer von ihnen eine Miene macht zu entspringen, wird sogleich niedergeschossen; ebenso diejenigen, deren man nach der Flucht wieder habhaft wird, des Beispiels wegen. Des Nachts werden sie in Gefängnissen, oder anderen wohlverwahrten Gebäuden, Kirchen etc. eingeschlossen, und durch aufgestellte Posten wohl bewacht. Im feindlichen Land muss man nicht erlauben, dass Jemand von den Einwohnern mit ihnen spricht.

Die Eskorte einer Zufuhr auf Wagen hat mit der eines Parks gleiche Obliegenheit. Der Kommandeur derselben muss sich erst eine vorläufige Kenntnis der Gegend verschaffen, welche er zu passieren hat; er erhält sie durch Spezialkarten, und durch die Einwohner. Beim Abmarsch sorgt man für einige leere Wagen und Pferde, wenn etwas zerbrechen sollte, im Fall man nicht im feindlichen Land ist, wo man dergleichen requirieren kann. Taue, Laternen, Nägel und anderes Handwerkszeug sind auf einem solchen Marsch unentbehrlich; man findet jedoch bei einem Park gewöhnlich dergleichen. Die wichtigsten Wagen fahren in der Mitte, die unwichtigen untermischt; doch muss selbst Niemand von der Bedeckung wissen, in welchem Wagen Geld oder andere Dinge von großem Wert sind. Die Eskorte selbst wird in 4 Teile geteilt; ein Teil hat die Avantgarde, einer die Arrieregarde, 2 Teile sind zur Bedeckung, zu beiden Seiten der Wagen, die Linie herunter truppweise verteilt, wenigstens immer 2 und 2 Mann bei einander; jedoch marschiert in der Mitte ein Zug zusammen. Außerdem hat man noch vorher einige Unteroffiziere und die sichersten Leute ausgewählt, deren Jedem man die Aufsicht über 6 bis 8 Wagen übergibt. Zur Avant- und Arrieregarde nimmt man Kavallerie, und im durchschnittenen Gelände vermischt man sie mit Infanterie. Ist Geschütz dabei, so wird es an die Tete, Queue und Mitte verteilt. Die Leute, welche die Aufsicht über die Wagen haben, sehen darauf, dass die Wagen dicht hinter einander fahren, dass sie in der festgesetzten Ordnung aufgefahren werden, und dass die Knechte bei den Wagen bleiben, wenn Lärm entsteht, und übrigens für die Pferde gehörig sorgen. Zerbricht ein Wagen, so wird er auf die Seite geworfen, damit die übrigen nicht aufgehalten werden; einige Mann bleiben dabei zurück; kann man keinen Wagen in der Nähe bekommen, so wird die Ladung auf einige andere verteilt, bis man einen neuen Wagen anschaffen kann.

Die Avantgarde marschiert mit Spitze, Mittel- und Haupttrupp, und mit Seitenblänkern. Der Mitteltrupp lässt durch Bauern die Wege ausbessern, und neben den kleineren Brücken Übergänge für die Bedeckung machen. In den Orten, wo man übernachtet, sorgt die Avantgarde für die zeitige Lieferung der Fourage. Die Deckung der Mitte schickt ebenfalls Seitenpatrouillen ab. Kommt man an ein Défilé oder Gehölz, so muss dies vorher erst gehörig durhsucht werden, ehe man hineinfährt; seitwärts in die Straße führende Défiléen werden gehörig besetzt, ehe man vorbeifährt. Muss die Eskorte mit ihrem Transport sich durchschleichen, so verhält man sich wie auf heimlichen Märschen, und geht weder vorn noch zur Seite weit vor. Wenn man den Feind antrifft, so fährt man die Wagen auf, um sie besser verteidigen zu können; die Infanterie deckt das Auffahren, die Kavallerie geht dem Feind entgegen; ist der Feind aber nur schwach, so hat man nicht nötig aufzufahren, weil er uns dadurch vielleicht aufhält, bis er uns mit einem stärkeren Detachement erreicht. Man sucht den Feind mit eigener Kavallerie zurückzuschlagen, und mit der Infanterie das Konvoi zu verteidigen, so gut man kann; es wird aber sogleich ein Reiter an die nächste Stationierung unserer Truppen abgeschickt, mit der Meldung von unserer Lage.

Wenn man bei einem feindlichen Angriff die Wagen auffahren muss, so geschieht dies nach dem Gelände, und nach der Anzahl der Wagen zu 8 bis 10 in einer Reihe; jede Reihe ist von der anderen 20 Schritt entfernt; zwischen 2 und 2 Reihen werden die Pferde zusammengekoppelt, und zu jeder Seite der Reihe durch einige neben einander stehende Wagen gedeckt. Bei großen Konvois macht man um diese Wagenburg noch eine Kette von anderen Wagen, in der Entfernung von 10 bis 20 Schritt; die Pferde werden zu den übrigen gebracht; die Wagen der Kette stehen der Länge nach hinter einander, so dass die Deichsel des hinteren unter den vorderen Wagen kommt; denn wenn die Deichseln auswärts oder auch einwärts wären, so könnte der Feind die Wagenkette leicht öffnen, indem er nur einige Wagen herauszuschieben brauchte. Man fährt die Wagen da auf, wo sie an einer oder zwei Seiten durch Hindernisse des Geländes gegen den Angriff gedeckt sind; doch sind Häuser und Mauern kein gutes Hinternis. Die Infanterie steht hinter den Wagen, und verteidigt sie; ist die angeführte Kette von Wagen nicht da, so steht sie bloß, wenn Kavallerie angreift, zwischen den Wagen, so dass sie die Deichseln vor sich hat. Die Artillerie steht auf den Ecken zwischen den Wagen; die Kavallerie trennt sich von der Wagenburg, und agiert für sich; hat man bloß Kavallerie zur Eskorte, so sitzt ein Teil ab, und verteidigt die Wagen wie die Infanterie.

Hat man ein Konvoi von 1000 und mehreren Wagen, und befindet sich in der Gegend, wo streifende Parteien zu erwarten sind, so teilt man die Konvoi in 2 Teile. Sobald der letzte Wagen der ersten Abteilung abgefahren ist, fährt der erste Wagen dieser Abteilung auf, und die anderen folgen ihm auf die eben beschriebene Art; dem letzten Wagen dieser Abteilung folgt nun der erste Wagen der zweiten Abteilung; sobald dieser an den Ort kommt, wo die erste Abteilung aufgefahren ist, fährt diese wieder ab, und die letztere fährt auf. Auf diese Art ist die Wagenkolonne nur halb so lang, und die Hälfte des Tages hindurch wird gefüttert.

In der Nacht fährt man seine Wagen auf einer Insel, Halbinsel oder an einem Teich auf, setzt Feldwachen aus, und verhält sich wie in einem Kantonierungsquartier. – Bei Konvois hinter der Armee sind nur schwache Bedeckungen zur Erhaltung der Ordnung nötig, da sie ihre Avantgarde doch nicht weit vorschieben können. Werden sie aber dann von einer feindlichen Partei überfallen, so bleibt nichts übrig, als einen Teil derselben zu überlassen, und mit dem anderen sich in Verteidigungszustand zu setzen.

Ist ein Transport von besonderer Wichtigkeit, so muss demselben von der Armee ein Detachement von hinlänglicher Stärke entgegengeschickt werden, oder man stationiert auf den besonders gefährlichen Punkten des Weges eigene Kommandos. Die Hauptsache ist, überall soviel wie möglich ein ernsthaftes Gefecht zu vermeiden, wenn es aber nicht abzuwenden ist, mit aller Entschlossenheit und Kraft zu Werke zu gehen. Mit einer schwachen Eskorte kann man freilich höchstens zerstreut andringende Blänker abhalten; ist der Feind aber stark, so wird man im glücklichen Fall gewöhnlich nur einen Teil des Konvois in Sicherheit bringen können. Hier gibt es kein anderes Mittel, um dem Verlust des Ganzen vorzubeugen, als dass man den minder wichtigen Teil freiwillig zum Opfer bringt. Dieser kann dazu benutzt werden, die Passage hinter sich zu sperren, während die übrigen Wagen so schleunig wie möglich entfliehen; man schlägt selbst einige Kisten usw. auf, um den verfolgenden Feind zur Plünderung, und dadurch zum Aufenthalt zu bewegen.

Beim Transport von Pulverwagen kann man sich derselben natürlich nicht als Wagenburg zur Verteidigung bedienen; dagegen sind sie am schnellsten und vollständigsten zu vernichten, auch hier und da als Barrikaden mit Nutzen zu verwenden. – Von dem Transport zu Wasser, s. Wassertransport.

Ein Konvoi anzugreifen ist eine bei weitem leichtere Aufgabe, als es zu beschützen. Wenn man mit guten Nachrichten versehen ist, sich in heimlichen Märschen den Kolonnen nähert, und eine recht günstige Gelegenheit abpasst, nachdem man die Bedeckung sicher machte, und sie einige Tage lang ruhig ziehen ließ, sie dann gleichzeitig auf mehreren Punkten, und mit Ungestüm anfällt, so kann das Unternehmen kaum misslingen, es sei denn, dass der Feind unverhältnismäßig stark wäre. Wie man einen Kurier auffängt, s. Aufheben. –

Im Allgemeinen nimmt man zum Angriff einer Eskorte den Augenblick wahr, wo Hindernisse im Gelände es ihr unmöglich machen, sich mit gesammelter Kraft zu verteidigen; überdies sucht man noch durch falsche Angriffe ihre Aufmerksamkeit zu teilen. Ist man nur schwach, so kann man nur auf die Arrieregarde losstürzen, und von den letzten Wagen so viele wegnehmen und zerstören, wie möglich; erlaubt es aber unsere Stärke, so greift man die Arriere- und Avantgarde zugleich an, und während man sie zu überwältigen sucht, lässt man mehrere kleine Abteilungen auf verschiedenen Punkten heranjagen. Diese suchen sich irgendwo hereinzudrängen, schießen Pferde und Fuhrknechte nieder, zünden die Wagen an, oder werfen sie um, zerhauen die Räder und Stränge, und stören die Bewegung und Marschordnung auf alle erdenkliche Art.

Wenn unsere Schwäche es gar nicht zulässt, uns mit der Eskorte in einen Kampf einzulassen, so ermüdet man sie durch unaufhörliche Neckereien, zwingt sie zu mehrmaligem Aufmarschieren, verdirbt die Wege, besonders die Défiléen, sucht die Nachtquartiere zu überfallen, usw. Oder man verbreitet einige Zeit vor der Ankunft des Konvois im Nachtquartier, dort Alarm, so dass der Feind fürchten muss, auf einen überlegenen Gegner zu stoßen; dies wird in verleiten, an einem anderen vielleicht ungüstigen Ort für ihn zu übernachten, von der Straße abzuweichen, oder gar einen Nachtmarsch zu wagen, usw. – Hat der Feind eine Wagenburg formiert, so umstellt man sie, sucht an verschiedenen Orten einzudringen, oder ihr den Wiederabmarsch zu verwehren. Wenn man mit Geschütz versehen ist, wird es leicht sein, die gänzlich zu ruinieren; kann man es dabei mit der feindlichen Streitmasse aufnehmen, so richtet man seinen Angriff ungesäumt gegen das Gros oder die Reserve der Bedeckung; das Schicksal derselben entscheidet das Übrige. Man hält sich dabei selbst Reserven in Bereitschaft, um Unterstützung hinzusenden, wo es nötig wird, oder den Hilfstrupps entgegen zu gehen, welche vielleicht aus der Nähe, zufällig oder absichtlich, zu dem Feind stoßen wollen.

Hat man zwar einen Teil des Tranportes überwältigt und gefangen, aber der Überrest ist durch die Flucht entkommen, so ist es selten ratsam, diesen zu verfolgen, sondern man bringt das Eroberte in Sicherheit. Dies geschieht mit der möglichsten Schnelligkeit; man requiriert alle Pferde der umliegenden Gegend, und fährt immer, wo es nur angeht, im scharfen Trab, wenn auch die Hälfte der Pferde darüber zu Grunde ginge, bis man in völliger Sicherheit ist. Was man nicht wegbringen kann, richtet man zu Grunde, macht damit Barrikaden hinter sich, verdirbt die Wege, Brücken usw., schlägt Seitenwege ein, und sucht den Feind auf eine falsche Spur zu leiten. – Sehr streng muss man übrigens darauf achten, dass unsere Leute beim Angriff nicht eigenmächtig ins Pflündern verfallen, insbesondere wenn man auf Fuhrwerke stößt, die mit Geld, Lebensmitteln, starken Getränken usw. beladen sind. Hierüber geht gewöhnlich nicht nur der größere Fang, sondern auch mit der Disziplin die Streitfähigkeit, und oft das ganze Gelingen des Unternehmens verloren; man verspricht den Leuten lieber einen gewissen Teil der Beute zur Belohnung, weil es immer schwer ist, bei dergleichen Gefechten, wo die Aufsicht nicht überall sein kann, Exzesse zu verhüten.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe