Général de Division Marc-René de Montalembert

Marc-René, Marquis von Montalembert, geb. 16. Juli 1714 in Angoulême, trat 1733 in französische Kriegsdienste im Regiment Conti-Cavalerie, und starb 28. März 1800 in Paris. Er legte sich besonders auf das Studium der Kriegsbaukunst, und wohnte 15 Feldzügen, in Flandern, Italien, am Rhein, in Bayern, Böhmen, Westphalen, Pommern, Brandenburg und Schlesien, und in diesen neun Belagerungen bei. Während seines Aufenthalts als Volontair in schwedischen Diensten hat er wahrscheinlich seine Ideen zu seinen Donjons (Montalembertsche Türme) bekommen, durch die von dem schwedischen General Carlberg zuerst vorgeschlagenen steinernen Türme. Da er einen großen Teil der Festungen Europas sah und untersuchte, auch bemerkt hatte, dass der Widerstand gewöhnlicher Festungen mit Bollwerken weder den Aufwand, welchen ihr Bau verursacht hatte, noch auch der Größe ihrer Werke entsprach, so erklärte er diese ganze Befestigungsmanier für untauglich, und setzte eine Tenaille an ihre Stelle, welche dem Feinde, durch mehrere Lagen kasemattierter Batterien über einander, ein überlegenes Feuer entgegen setzt. Sein System der »fortification perpendiculaire« fand aber in Frankreich keinen Beifall, desto mehr in Deutschland, wo man danach bei verschiedenen Festungen mehrere Werke anlegte.

Montalembertsche Manier, Fig. 289.

Die Haupteigenheiten seiner Manier bestehen, wie schon gesagt, in dem tenaillenförmigen Umriss, in den zwei- und dreifachen Lagen gewölbter Geschützstände, und in den von dem Walle abgerückten Futtermauern. Die eingehenden Winkel seines Umrisses sind jederzeit 90 Grad, die ausgehenden müssen aber immer über 60 Grad halten; die Schenkel oder Streichlinien dürfen aber nicht über 75 Ruten lang sein, wodurch die äußere Polygonseite 100 Ruten wird. Ist sie größer, so teilt sie Montalembert in zwei oder mehrere Teile, und verkleinert demzufolge die Schenkel verhältnismäßig. Ein Zwölfeck z. B. erfordert einen Halbmesser von 174 Ruten, wenn es 90 Ruten zur Polygonseite haben soll, und bildet mit Bollwerken eigentlich, durch die vorliegenden Raveline, ein Vierundzwanzigeck, dessen Winkel am Mittelpunkt 15 Grad halten, und gegen 50 Ruten Sehne haben. Konstruiert man mit demselben Halbmesser ein zwölfeckiges Zangenwerk, so wird seine Sehne 90 Ruten, und folglich jede Seite = ½ 90 √ 2 = 63½ Ruten. Vergrößert man den Halbmesser bis auf 210 Ruten, so wird die Sehne 109 Ruten, und jeder Schenkel 76,8 Ruten, welches als das Maximum anzusehen wäre, wie oben gesagt worden. Hiernach besteht nun der Umriss der Montalembertschen Manier, Fig. 78 und Fig. 289, hinter dem 9 Ruten breiten Hauptgraben J aus den abgesonderten Futtermauern C, mit hinten offenen, gewölbten Geschützständen. Zwischen ihr und der dahinter liegenden Kontregarde ist ein schmaler Raum von 14 Fuß, G, der zu den Bewegungen dient, und auch zugleich als trockener Graben der Kontregarde E, die nur ganz schmal ist, und nur drei Auftritte für Schützen hat. Hinter dieser Kontregarde ist ein 40 Fuß breiter Wassergraben F, mit einer Verteidigungsmauer, H, auf dem inneren Rand, der bis an den Fuß des Hauptwalles, B, 20 Fuß breit ist. Der Graben, sowohl als dieser innere Rand, wird aus der Kasematte N mit Geschütz bestrichen, und in allen eingehenden Winkeln sind ähnliche Kasematten zu gleichen Zwecken angebracht. Ein fortlaufender Mantel K, dessen vorspringende Winkel in L abgeschnitten sind, und der eine Verteidigungsmauer, nebst einem 48 Fuß breiten Graben vor sich hat, dient zur Verstärkung des Umrisses, und zu Unterstützung des Waffenplatzes M im eingehenden Winkel. – Man sieht hieraus, dass das Geschütz in den bedeckten Ständen gegen Bomben und Schleuderschüsse völlig sicher ist, und dass die Gräben, so wie alle anderen inneren Räume der Werke durch die Kasematten eine vollkommene Bestreichung haben. S. Tenaillenbefestigung.

Tenaillenbefestigung, Fig. 78.

Was diese von Montalembert vorgeschlagenen Geschützkasematten betrifft, so bestehen sie darin, dass die Futtermauer A, Fig. 290, von der äußeren Böschung des Walles F, 36 Fuß weit abgerückt wird. Durch das Überwölben ihrer Strebepfeiler wird sie nun in bombenfeste Gewölbe, mit Schießlöchern für Geschütze versehen, verwandelt, und gewährt, in 2 bis 3 Stockwerken übereinander, die sicherste und kräftigste Verteidigung, so dass es fast unmöglich ist, dagegen Breschebatterien aufzuführen. Da die Gewölbe auf den rückwärts verlängerten Strebepfeilern ruhen, so hat das Einstürzen der Futtermauer, wenn diese auch wirklich eingeschossen würde, gar keinen Einfluss auf die Festigkeit der ersteren. Auch sind die Futtermauern nicht so leicht zertrümmert, als es geschieht, wenn, wie bei gewöhnlichen Futtermauern, die dahinter liegende Erde noch das ihrige dazu beiträgt. Hinten sind die Gewölbe, wie aus der Figur zu ersehen ist, durch eine Galerie mit einander verbunden.

Montalembertsche Kasematte, Fig. 290.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Französische Armee der Napoleonischen Kriege