Fühlung

Fühlung.

Fühlung, oder das Gefühl der Berührung mit dem Ellenbogen derjenigen Soldaten, welche in einem Glied stehen, darf nie verloren gehen, damit die Leute bei allen Bewegungen stets an ihren Nebenleuten angeschlossen bleiben, und die Glieder nicht zerrissen werden. Vorzüglich bei Schwenkungen ist diese Fühlung höchst notwendig, denn da die Leute, z. B. wenn links geschwenkt wird, alle nach dem rechten Flügel sehen müssen, um die gerade Linie zu erhalten, so würden die Glieder sehr leicht zerrissen, wenn die Soldaten nicht diese Fühlung nach der linken Seite hin beobachteten; die Fühlung ist daher bei allen Schwenkungen immer nach dem Drehpunkt hin. Für eine jede Linie, vorzüglich die, welche in Fronte marschiert, muss bestimmt werden, nach welcher Seite hin sie sich fühlen soll; hier kommt es darauf an, von welchem Punkt aus die Direktion gegeben wird, ob von einem Flügel, oder von der Mitte aus. Kleinere Abteilungen, als eine Bataillonslänge, fühlen sich gewöhnlich nur nach einem Flügel hin, und zwar nach demjenigen, wohin sie die Richtung haben, um weder von ihrem Nebenmann abzukommen, noch zu dicht aufzudrängen. Ein ganzes Bataillon aber, sobald es sich in Fronte bewegt, hat die Fühlung nach der Mitte oder den Fahnen, weil dahin auch die Richtung ist.

Die Abbildung zeigt bayerische Infanterieregimenter des Siebenjährigen Krieges in geschlossenen Linien. Die 15 mm Zinnfiguren von Old Glory wurden mit Künstler-Acrylfarbe und Künstler-Ölfarbe bemalt und für das Spielsystem Volley & Bayonet montiert.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Fühlung (Gefühl), militärisch die leise Berührung (Tuch an Tuch) des in der geschlossenen Ordnung, im Glied stehenden Soldaten mit seinem Nebenmann mittels des Ellbogens, ein Hauptmittel zum Innehalten der Richtung marschierender Truppen. Die Reiterei reitet mit Fühlung in Deutschland Bügel an Bügel, in Österreich Knie an Knie.

Fühlung mit dem Feind haben heißt: ihm mit den Spitzen und Patrouillen so nahe sein, dass man über seine Bewegungen und seinen Verbleib unterrichtet ist. Das Verlieren der Fühlung lähmt die Verfolgung nach Gefechten und zwingt zu zeitraubenden Anordnungen zum Aufsuchen des Feindes. Dem Feind mit starken Massen stets nahe bleiben nennt man auch Fühlung an der Klinge.

In der Fechtkunst heißt Fühlung die gegenseitige Berührung der Waffen, die namentlich beim Stoßfechten nicht aufgegeben werden soll. Beim Reiten versteht man unter Fühlung das leichte Nachgeben des Pferdes vor der Einwirkung des Mundstückes. Die richtige Fühlung hängt ab von der Dressur des Pferdes und der Geschicklichkeit des Reiters in bezug auf die Weichheit und Stetigkeit der Faust (vgl. Reitkunst).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe