Preußische Jäger und Freiwillige Jäger, 1813–1814

Testbericht der 1:72 Figuren von HäT Industrie

Preußische Jäger und Freiwillige Jäger, 1813–1814, 1:72 Figuren HäT 8053.

Leichte Infanterie wie diese preußischen Jäger von HäT Industrie deployierten normalerweise nur ¼ ihrer Stärke in zerstreuter Ordnung; der größte Teil der Einheit stand in geschlossenen Haufen hinter der Tirailleurlinie, damit sich die Plänkler hinter diese Soutiens zurückziehen konnten, falls sie von überlegenen Kräften angegriffen oder von plötzlich auftauchender Kavallerie überrascht wurden. Plänkler wurden immer zwei Mann zusammen abgeschickt, von denen der eine der Sekundant des anderen hieß, um ihn zu unterstützen, und ihn nie aus den Augen zu verlieren. Der Sekundant feuerte seine Waffe nur im Notfall ab; sonst stand er mit geladenem Gewehr bereit, während sein Kamerad nachlud und sich auf den nächsten Schuss vorbereitete.

Plänkler verstanden sich auf das Tarnen und Täuschen; die Subalternoffiziere verzichteten gerne auf Hutborte und Schleifen an Aufschlägen, Rabatten, und Schoßumschlägen, ja unterließen sogar das auffällige Herumfuchteln mit dem Degen, um sich nicht zur Zielscheibe zu machen. Befehle wurden per Pfeifen- oder Hornsignal übermittelt.

Zum Darstellen einer Tirailleurlinie im Modell benötigen wir also Tirailleure und Sekundanten in gleicher Zahl, mit Büchse oder Karabiner bewaffnete Offiziere, Spielleute mit Bügel- oder Jagdhorn, und drei Viertel der Leute im Rückhalt, die gar nichts tun.

Inhalt

48 Jäger in 8 Posen – 23,5 mm entsprechen 169 cm Körpergröße

  • 4 Soutiens
    • Jäger, stehend im Rückhalt, mit offener Hand (4)
  • 36 Tirailleure
    • Jäger, stehend, schießend (8)
    • Jäger, kniend, schießend (8)
    • Jäger, stehend, die Pfanne öffnend (4)
    • Jäger, stehend, die Ladung stoßend (8)
    • Jäger, kniend, die Ladung stoßend (8)
  • 8 Sekundanten

Bewertung

Exzellente Themenwahl, diese preußischen Jäger aus Weichplastik sind im Maßstab 1:72 einzigartig. Die Jäger tragen den Kollett-ähnlichen Rock, eine kurze Jacke mit offenem Kragen, 1808 eingeführt und 1814 von einer eben solchen mit geschlossenem Kragen abgelöst. Der Unterschied ist marginal, und der Kragen kann einfach so bemalt werden, dass er die frühe oder späte Version darstellt. Diese Uniform wurde nach der Katastrophe von 1806 bei den vier neu aufgestellten, regulären Jägerbataillonen getragen, also beim Garde-Jäger-Bataillon, Ostpreußischen Jägerbataillon, Schlesischen Schützenbataillon von 1809, und dem 1814 aufgestellten Garde-Schützen-Bataillon. Die selbe Uniform war für die Freiwilligen Jäger vorgesehen, die 1813 den Linienregimentern angegliedert wurden, aber diese Männer mussten sich aus eigenen Mitteln ausrüsten und erreichten deshalb nicht annähernd den Grad an Uniformität der regulären Jägerbataillone. Dies lässt sich im Modell ganz einfach darstellen, indem man seine Freiwilligen Jäger mit Schirmmützen der Preußischen Landwehr von Airfix ausstattet oder, besser noch, einzelne Musketiere und Landwehrmänner grün bemalt und diese mit den Feldjägern von HäT in gemeinsamen Einheiten mischt. Dadurch wird auf einen Blick klar, dass es sich um Freiwillige Jäger handelt, nicht um reguläre Feldjäger.

Brauchbare Posen für Soutiens, Tirailleure, und Sekundanten, aber die Zahl der Tirailleure ist stark übertrieben. Wargamer werden die vier Soutiens als Sekundanten verwenden, um wenigstens 12 Rotten Plänkler aufstellen zu können. Wenn der Tirailleur, der gerade die Pfanne öffnet, ebenfalls als Sekundant eingeschmuggelt wird, sind immerhin 16 Rotten verfügbar; gerade genug für zwei Jägerkompanien im Spielsystem Charge!, allerdings ohne Soutiens. Dioramenbauer werden auf umgebaute Figuren der Linieninfanterie zurückgreifen müssen, wenn sie Tirailleurlinie und geschlossene Soutiens darstellen wollen, oder eine Szene wählen, in der die Soutiens selbst Ziel eines Angriffs sind und, in Linie oder Karree formiert, sich mit Salvenfeuer verteidigen.

Der Bildhauer scheint seine Jäger-Miniaturen gemäß der Illustration eines preußischen Freiwilligen Jägers auf Tafel 75 des Buches Uniforms of Waterloo in Colour von Philipp Haythornthwaite modelliert zu haben. In diesem Gemälde steht der Freiwillige Jäger im Winkel zum Betrachter, und die Perspektive ist derart, dass die ventrale Patronentasche vor der linken Hüfte zu liegen scheint. Erst wenn man die vertikalen Linien der doppelten Knopfreihe seines Uniformrocks kontrolliert, die mittig angeordnet sind, wird klar, dass die Patronentasche ebenfalls genau mittig vor dem Bauch des Trägers liegt, so wie es sein soll. Leider scheint der Bildhauer von dieser Darstellung in die Irre geführt worden zu sein, denn seine Jäger tragen die ventrale Patronentasche nun alle deutlich außerhalb der Mitte, vor oder auf dem linken Hüftknochen. Autsch! Es wird erheblichen Aufwand kosten, die ventrale Patronentasche bei allen 48 Jägern zu korrigieren. Die einfachste Lösung ist, die falsch platzierten Patronentaschen zu entfernen, und fertig! Das ist möglich, weil die Figuren zusätzlich mit der umgehängten Patronentasche ausgerüstet sind.

Interessanterweise zeigen Knötels Uniformkunde Band X, Tafel 2 und Band XIII, Tafel 31 preußische Garde-Jäger (1809) und Schlesische Schützen (1809–1810) ohne ventrale Patronentasche, stattdessen aber mit einer normalen Patronentasche der Infanterie hinter der rechten Hüfte. Genau so ist es bei den Freiwilligen Jägern des Colberg Infanterie-Regiments von 1813, die in Band XVI, Tafel 41 mit Patronentaschen der Infanterie dargestellt sind, deren Lederriemen über der linken Schulter getragen wird. Der Oberjäger in dieser Tafel scheint mit einem [glattläufigen?] Karabiner und Dillenbajonett bewaffnet zu sein, zusätzlich zum Hirschfänger Seitengewehr. Mangels gezogener Jagdwaffen, traten viele Freiwillige Jäger mit Muskete und Bajonett an; eine beliebige Mischung von Flinten und Büchsen innerhalb der selben Einheit ist daher absolut akzeptabel.

Der Jäger im Rückhalt hat eine offene Hand, aber das Set enthält nichts, womit man ihn ausrüsten könnte. Das einzige Figurenset im Maßstab 1:72, das so etwas wie den Sauerländer Halbmond für Hornisten der Feldjäger enthält, ist das von HäT Industrie produzierte „Punic Wars Roman Command“ Set. Unseres Wissen, gibt es nirgends einen separaten Jägerstutzen für Plastikfiguren im Maßstab 1:72, mit dem man diesen Jäger zum Oberjäger oder Subalternoffizier befördern könnte. Bleibt als einzige Option, ihn mit einer Muskete zu bewaffnen, oder eine separate Muskete auf die Länge eines Jagdgewehrs zu kürzen.

Der Jäger mit gefälltem Gewehr wurde offenbar beim Gravieren der Gießform beschädigt; seine Mantelrolle liegt über dem rechten Arm, statt dass der Arm auf der Mantelrolle ruht. Der Aufschlag ist in der Mantelrolle aufgegangen, was ziemlich dämlich aussieht. Bitte beachten Sie unsere Video-Tutorial „Repairing Miscast Prussian Napoleonic Feldjäger“ (O.m.U.), wenn Sie erfahren möchten, wie wir diesen Fehler korrigiert haben. Die Pose sieht auf den ersten Blick interessant auch, doch wenn man bedenkt, dass es sich bei diesem Mann um einen Sekundanten handelt, kommen wir nicht um die Frage umhin, was genau er tut. Die entschlossene Körperhaltung, die an eine ähnliche Pose der Französischen Fremdenlegion von Airfix erinnert, scheint anzudeuten, dass sich dieser Jäger gegen eine Attacke stemmt, allerdings ohne seinen Hirschfänger aufgepflanzt zu haben!

Der kniend ladende Jäger wurde beim Ausziehen aus der Spritzgussform beschädigt, sein Tornister und Kochgeschirr sind nur noch zur Hälfte vorhanden, die Mantelrolle beschädigt, und dem Lederriemen über der linken Schulter fehlt die Patronentasche. Solche Schäden können mit Modelliermasse wie »Milliput«, »Green Stuff«, oder »Pattex Repair Powerknete«, und einem professionellen Wachsmodellierinstrument ziemlich einfach repariert werden.

Dem kniend schießenden Jäger fehlt der Hirschfänger. Dieser Fehler lässt sich am einfachsten dadurch lösen, dass die falsch platzierte Patronentasche von der linken Hüfte entfernt, und durch eine an ihrer Stellen eingefügte Heftklammer ersetzt wird. Wenn das kurze Ende der L-förmigen Heftklammer zuvor erhitzt wurde, geht die Klammer eine ziemlich gute Verbindung mit dem Kunststoff ein.

Auffällige Gussgrate müssen vor dem Bemalen entfernt werden. Beachten Sie unser Video-Tutorial „Removing Mould Lines“, wenn Sie sehen möchten, wie dies am effektivsten mit Hilfe eines temperaturgeregelten Lötkolbens erledigt werden kann.

Historische Verwendung

  • Freiwillige Jäger, 2. Ostpreußischen Infanterie-Regiment, 1813
  • Freiwillige Jäger, 8. (Leib) Infanterie-Regiment, 1815
  • Hessen-Kassel, Freiwillige Jäger zu Fuß, 1813
  • Freiwillige Jäger, 1813–1815

Umbauten

  • Jäger ohne ventrale Patronentasche
    • Garde-Jäger-Bataillon, 1808
    • Ostpreußisches Jägerbataillon, 1808
    • Schlesisches Schützenbataillon, 1809
    • Freiwilliges Garde-Jäger-Bataillon, 1813
    • Freiwillige Jäger, 1813–1815
    • Freiwillige Jäger v. Reiche, 1813
    • Garde-Schützen-Bataillon, 1814
    • Freiwillige Jäger, 1. (Westpreußisches) Infanterie-Regiment, 1813
    • Freiwillige Jäger, 9. (Colberg) Infanterie-Regiment, 1815
    • Hessen-Darmstadt, Freiwillige Jäger, 1813–1814
  • Hannoversches Feldjäger-Corps von Kielmansegg, 1813–1814
  • Banner der Freiwilligen Sachsen, Jäger mit Korsenhut
  • Freiwillige Jäger mit Schirmmütze, 1813–1815
  • Freiwillige Jäger mit Filz-Tschako (Britisch), 1813–1815
  • Freiwillige Jäger mit Kiwer-Tschako M.1812, 1813–1815

Die preußischen Jäger sind ideal für Wargamer, die Jägerabteilungen des Befreiungskrieges benötigen. Wer seine Freiwilligen Jäger besonders attraktiv gestalten möchte, mischt diese Jäger-Posen mit preußischen Musketieren und Füsilieren anderer Hersteller. Diese Vorgehensweise ist hilfreich, da die hier fehlenden Soutiens prima durch in Linie angetretene Musketiere dargestellt werden können. Grün bemalt, und ihre Musketen zu Büchsen gestutzt, werden sie perfekte Garde-Jäger oder Freiwillige Jäger.

Jäger-Figuren