Helmstedt
Helmstedt, Kreisstadt im Herzogtum Braunschweig, am Elmwald, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Eilsleben–Braunschweig, Helmstedt–Schöningen und Helmstedt–Öbisfelde, 129 m ü. M., hat drei evangelische Kirchen (die schöne Stephanskirche aus dem 12. Jahrhundert, die St. Walpurgiskirche und die Marienberger Kirche), die St. Georgskapelle von 1322, eine katholische Kirche, das im Renaissancestil ausgeführte Gebäude (sogen. Juleum) der ehemaligen Universität, ein Denkmal für die bei Waterloo Gefallenen, Gymnasium, Landwirtschaftsschule mit Realabteilung, Amtsgericht, Oberforst- und Forstamt, Reichsbanknebenstelle, Spinnerei, Zuckerraffinerie, Möbel-, Seifen- und Tabakfabrikation, Dampfziegeleien, Braunkohlenbergwerke und Brikettfabrikation, Kalibergbau etc. und (1900) 14.259 meist evangelische Einwohner.
Märkte in Helmstedt
- Maibaumstellen in Helmstedt
- Helmstedter Altstadtfest
- Gänsemarkt in Helmstedt
- Weihnachtsmarkt Helmstedt
Vor der Stadt befinden sich das lutherische Jungfrauenstift Marienberg (ehemals ein Augustiner-Nonnenkloster) mit der obengenannten Kirche, die Domäne St. Ludgeri, ein ehemaliges Kloster mit der katholischen Kirche und zwei alten Kapellen (der St. Johanneskapelle mit Krypte aus dem 9. Jahrh. und der St. Felicitaskapelle). 4 km von der Stadt, im Brunnental, liegt Bad Helmstedt, mit einer salinischen Eisenquelle, die lebhaft besucht wird. Auf dem Corneliusberg befinden sich die sogen. Lübbensteine, zwei hohe Granitblöcke, die zur Heidenzeit als Opferstätte Wodans gedient haben sollen.
Helmstedt entstand der Sage nach um 798 durch den heil. Ludger, der hier an der Ludgeriquelle (wo seit 1844 ein eisernes Kreuz steht) getauft und eine Kapelle erbaut haben soll, aus der das obenerwähnte Ludgerikloster erwuchs. In Wirklichkeit wurde der Ort erst 100 Jahre später von Werden a. d. Ruhr aus gegründet und erhielt 1099 Stadtrechte. Durch Kauf kam Helmstedt 1489 von Werden an Braunschweig, jedoch mit Ausnahme des (stets katholisch gebliebenen) Ludgeriklosters, das 1803 säkularisiert wurde. Die 1576 vom Herzog Julius aus dem von Gandersheim hierher verlegten Pädagogium gebildete Universität war im 17. Jahrhundert unter den protestantischen Hochschulen eine der bedeutendsten; stets herrschte hier ein Geist der Versöhnlichkeit. Der tolle Halberstädter soll die Universität Helmstedt besucht haben, er brach sein Studium jedoch während der Pockenepidemie von 1615 ab, in deren Folge sein Bruder Karl Heinrich verstorben war. Von 1807–13 war Helmstedt, das 1809 durch den König Jérôme seine Universität verlor, die Hauptstadt eines Distrikts im westphälischen Oker-Departement.
Bibliographie
- »Geschichte der ehemaligen Hochschule zu Helmstedt« (Helmst. 1876)
- »Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Braunschweig«, Bd. 1 (Braunschw. 1896)
- Koldewey: Geschichte der klassischen Philologie auf der Universität Helmstedt (Braunschw. 1895)
- Kunhard: Beiträge zur Geschichte der Universität Helmstedt (Helmst. 1797)
- Ludewig: Geschichte und Beschreibung der Stadt Helmstedt (Helmst. 1821)
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909