Proviant- und Bagagewagen

Basteltipps für den Stellmacher

Selbstgebauter Bagagewagen der preußischen Armee im Maßstab 1:43.

Die Erfahrung des 30-jährigen Krieges hat gezeigt, dass Armeen im Felde ordentlich versorgt werden müssen, damit die Soldaten nicht auf Plünderung angewiesen sind und ganze Landstriche verwüsten. Das militärische Fuhrwesen verfügt aber nicht über genügend eigene Fahrzeuge, um die Truppe mit Proviant und Munition zu versorgen, deshalb werden in Kriegszeiten viele zivile Fahrzeuge eingezogen. Pferdefuhrwerke, Opel Blitz 3-tonner, oder teilmilitarisierte MAN 10-tonner der Bundeswehr haben gegenüber vergleichbaren militärischen Spezialfahrzeugen den Vorteil, dass sie weniger kosten, billiger fahren und leichter zu warten sind.

Im Zeitalter der Kabinettskriege entsprach der typische Proviant- oder Bagagewagen einem vierrädrigen Ackerwagen wie er in ganz Europa in weitgehend standardisierter Bauweise verwendet wurde. Der Unterwagen bestand aus einem Vordergestell mit Einsteckdeichsel, das durch ein langes Rundholz – das Langwied – mit dem Hintergestell verbunden war. Das Langwied war am Achsstock des Vordergestells beweglich gelagert und mit dem Schoßnagel gesichert. Das typische Vordergestell wurde bei der Artillerie als Sattelprotze gefahren, indem man anstelle des Schoßnagels einen Protznagel in den Achsstock einsetzte. Der Planwagen im Bild besteht aus einer Sattelprotze der Artillerie, auf die ein selbstgebautes Hintergestell mit geschlossenem Kastenaufbau aufgesetzt wurde. Diese Bauweise mit Vordergestell und Auflieger ist konstruktionstechnisch zwar nicht korrekt, sie hat aber den Vorteil, dass das Vordergestell wahlweise als Protze verwendet werden kann.

Selbstgebauter Bagagewagen der preußischen Armee im Maßstab 1:43.

Das Hintergestell ist am Wagenboden nur durch den Achsstock und die beiden Hinterarme angedeutet, aber nicht im Detail ausgearbeitet, da es am montierten Modell des Planwagens gar nicht zu sehen ist. Das über den Achsstock hinausragende Ende des Langwieds muss nur dann im Modell dargestellt werden, wenn es nicht durch das Ersatzrad am Heck verdeckt wird. Die selbstgegossenen Hinterräder stammen von einer Feldkanone im Maßstab 1:43 von Prince August, die Vorderräder und das Ersatzrad am Wagenheck von einer Sattelprotze der Firma Nürnberger Meisterzinn. Als Vordergestell des Wagens verwendeten wir die schlankere und originalgetreuere Sattelprotze von Prinz August. Wagenboden, Aufbau, und hinterer Achsstock bestehen aus Balsaholz, Hinterarme und Achsen sind flache und runde Zahnstocher. Der Auflieger wurde grundiert und mit Ölfarbe in der Farbe der preußischen Artillerie gestrichen. Wargamer sollten in erster Linie braune Ackerwagen bauen, die universell verwendbar sind, und daneben einige gelbe, rote, blaue, oder grüne Wagen, die eindeutig einer der kriegführenden Nationen zugeordnet werden können.

Selbstgebauter Bagagewagen der preußischen Armee im Maßstab 1:43.

Der Ackerwagen kann offen oder mit Planenverdeck gebaut werden. Die Spriegel bestehen aus dünnem Eisendraht: um einen dicken Filzstift geformt und in gleichmäßigen Abständen in die Bordwände gesteckt. Anschließend wurde ein Papiertaschentuch über die Spriegel gelegt, mit verdünntem Holzleim fixiert, und nach dem Trocknen an den Rändern zurechtgeschnitten. Nach dem Schattieren und Trockenmalen sieht die Plane originalgetreu verwittert aus.

Anstelle des Planenverdecks kann der Wagen mit einem Giebeldach geschlossen werden, wie es bei Munitionswagen üblich war. Munitionswagen waren am Dach und an den Seitenwänden mit Metallbändern verstärkt, die ganz einfach aus Aluminiumfolie geschnitten und mit Holzleim befestigt werden können.

Bekannte Modelle

  • Bagagewagen Selbstbau, 1:43 Prince August
  • Bagagewagen, 1:72 Fine Scale Factory SP06

Historische Verwendung

Der Selbstbau von Ackerwagen für Militärtransporte ist eine einfache Bastelaufgabe für Wargamer und Modellbauer. Räder und Radreifen sind die einzigen wirklich komplizierten Bauteile, die entweder selbst gegossen oder von nicht mehr benötigten Protzen und Lafetten übernommen werden können. Der Selbstbau geht besonders schnell von der Hand, wenn Sattelprotzen der Artillerie als Vordergestelle verwendet werden.

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