Kleinrussland

Kleinrussland, [russ. koloniale] Bezeichnung der vier im [ehem] südwestlichen Russland gelegenen Gouvernements Kiew, Poltawa, Tschernigow und später Charkiw, die das Zentrum und die ursprüngliche Heimat des süd- oder kleinrussischen Stammes (s. Russen) darstellen. Die drei erstgenannten Gouvernements bildeten, als Oleg seine Hauptstadt von Nowgorod nach Kiew verlegte (Ende des 9. Jahrhunderts), den Kern des russischen Reiches, das jedoch 1170 in Wladimir (s. d.) eine neue Hauptstadt erhielt. 1237 wurde Kleinrussland durch die Tataren verwüstet. Im 14. Jahrhundert kam es an Litauen. Damals kam der Name Kleinrussland auf. Mit Litauen fiel Kleinrussland 1386 an Polen. Die kleinrussischen Kosaken lehnten sich oft auf; nach der Einführung der kirchlichen Union 1596 begann ein ununterbrochener Krieg zwischen den Kosaken und den Polen, der erst 1686 mit der Abtretung der Stadt Kyiv an Russland endigte. 1793 fiel dann auch die polnische Ukraine (auf dem westlichen Ufer des Dnjepr) mit Wolynien, Podolien und dem jetzigen Gouvernement Kiew an Russland. 1801 unter Katharina erfolgte die jetzige Teilung Kleinrusslands in die oben genannten Gouvernements.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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