Königgrätz
Königgrätz (tschechisch Hradec Králové, »Königingrätz«), Stadt in Böhmen, 244 m ü. M., an der Mündung der Adler in die Elbe, an den Linien Pardubitz–Seidenberg der Süd-Norddeutschen Verbindungsbahn, Chlumetz–Mittelwalde der Österreichischen Nordwestbahn und Königgrätz–Wostroměř der böhmischen Kommerzialbahnen gelegen, Sitz eines Bischofs, einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts und einer Finanzbezirksdirektion, hat eine gotische Kathedrale aus dem 14. Jahrhundert, eine bischöfliche Residenz mit Bibliothek, ein Obergymnasium, Lehrerbildungsanstalt, Oberrealschule, Handelsakademie, Fachschule für Kunstschlosserei, eine theologische Diözesanlehranstalt, ein Knabenseminar, Museum, Taubstummeninstitut, eine Musikinstrumentenfabrik, zwei Klavier- und Orgelfabriken, eine Dachpappen- und eine Seifenfabrik, eine Bierbrauerei, eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank, eine Sparkasse und (1900) 9767 meist tschechische Einwohner (2256 Militärpersonen). Die Stadt war bis 1884 Festung. Südwestlich liegt Kuklena (mit Maschinenfabrik, Gerberei, Zuckerfabrik und 2912 Einw.), südöstlich Neu-Königgrätz (2685 Einw.).
Königgrätz, eine alte Ansiedlung, unter König Przemysl Ottokar I. zur Stadt erhoben, wurde 1363 der Königin Elisabeth als Witwensitz zugeteilt, von welcher Zeit an der Ort den Namen Königgrätz statt des bisherigen Hradec (Grätz) erhielt. Königgrätz litt viel im Hussitenkrieg (1424 wurde Ziska hier begraben) sowie im Dreißigjährigen Krieg und in den Kriegen unter Friedrich II. 1765 wurde mit den Festungsbauten begonnen, die erst 1893 vom Ärar der Stadt verkauft und von dieser geschleift wurden.
Nach Königgrätz wird in der preußischen Kriegsgeschichte die entscheidende Schlacht des Preußisch-deutschen Krieges 3. Juli 1866 benannt, s. Schlacht bei Königgrätz.
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909