Köthen

Wappen von Köthen.

Köthen (Cöthen), ehem. Kreisstadt im Herzogtum Anhalt, bis 1853 Hauptstadt des Herzogtums Anhalt-Köthen und Residenz der 1847 ausgestorbenen gleichnamigen Linie, heute Kreisstadt des Landkreises Anhalt-Bitterfeld, in fruchtbarer Gegend an der Ziethe, Knotenpunkt der Bahnlinien Halle-Wittenberge, Aschersleben-Köthen, Dessau-Köthen u. a., 80 m ü. M., besteht aus der Alt- und Neustadt und vier Vorstädten, hat zwei evangelische und eine katholische Kirche (darunter die evangelische Jakobskirche [Kathedrale] im gotischen Stil mit alten Glasmalereien, schöner Orgel und der Fürstengruft), eine Synagoge und das ehemalige Residenzschloss mit Garten, einer Bibliothek von 20.000 Bänden, Gemälde- und Münzsammlung und dem Naumannschen ornithologischen Kabinett, ein Kriegerdenkmal, Denkmäler für den Ornithologen Naumann, für Sebastian Bach und die Homöopathen Hahnemann und Lutze und (1900) 22.091 Einwohner, davon 804 Katholiken und 287 Juden. Köthen stellte die 3. und 4. Kompanie des I. Bataillons (Anhalt) im 5. Rheinbund-Regiment der Fürstendivision.

Köthen hat große Eisengießereien, Maschinen-, Kessel- u. Metallwarenfabrikation, bedeutende Zucker-, Schokoladen-, Konserven-, Sauerkohl-, Stärke-, Gesundheitskaffee-, Mostrich-, Tonwaren-, Knochenmehl-, Leim-, Leder-, Gewehr-, Zigarren-, Wagen- und Lackfabriken, Spiritusbrennerei, Molkerei, ein Emaillierwerk, Glasmanufaktur, Schneidemühlen, Gartenbau (besonders Spargel- und Erdbeerzucht), Braunkohlengruben, Ziegelbrennerei etc. Der Handel, unterstützt durch eine Reichsbanknebenstelle, ist besonders bedeutend in Wolle und Getreide. Köthen hat ein Gymnasium, Realschule, Schullehrerseminar, Technikum, Rettungsanstalt, 2 Fräuleinstifter, ein herzogliches Landgestüt, eine Landesbaumschule und ist Sitz eines Amtsgerichts und eines Bergreviers. Vgl. Köthener Schlossweihnacht.

Köthen bestand schon im 10. Jahrhundert als slawische Niederlassung Kothene; daselbst schlug 1115 Otto der Reiche von Ballenstedt die Wenden. Im 12. Jahrhundert muss es Stadtrecht und als Getreidemarkt eine nicht geringe Bedeutung erlangt haben. Die Stadt wurde 1547 dem Fürsten Wolfgang, als einem Glied des Schmalkaldischen Bundes, vom Kaiser genommen und nebst Wolfgangs sonstigen Besitzungen an den General von Lodron verschenkt, jedoch bald zurückgekauft. Das 1547 zum Teil abgebrannte Schloss wurde 1597–1606 neu gebaut, 1620 erfolgte die Verbindung der Neustadt mit der Altstadt. Unter Fürst Ludwig, der eine Zeitlang Vorsteher der Fruchtbringenden Gesellschaft war, war Köthen ein Sitz deutscher Dichtkunst.

Bibliographie

  • Hartung, Oskar: Geschichte der Stadt Köthen bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts (Köthen 1900)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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