Krapp

Krapp (Färberkrapp), die Wurzel mehrerer Arten der Rubiazeengattung Rubia. Der europäische Krapp stammt größtenteils von der in Südeuropa heimischen Färberröte (Rubia tinctorum) ab, die auch in Nordamerika und Australien kultiviert wird; Rubia peregrina liefert den levantischen Krapp und den Krapp der Provence, Rubia munjista den ostindischen; andere Arten werden in Westindien, Südamerika etc. kultiviert. Krapp enthält außer den gewöhnlichen Pflanzenbestandteilen (elsässischer Krapp bis 16 Proz. Zucker) Glykoside, die unter dem Einfluss eigentümlicher Fermente sich langsam in Zucker und Farbstoff zersetzen. Daher gewinnt der Krapp beim Aufbewahren. Die Ruberythrinsäure C26H28O14 spaltet sich unter Aufnahme der Elemente des Wassers in Alizarin C14H8O4 und Zucker, ein anderes Glykosid liefert das Purpur in C14H8O5; außerdem enthält Krapp orangerotes Pseudopurpurin, gelbes Purpuroxanthin und Isalizarin.

Bei der Anwendung des rohen Krapps wirken die neben den Farbstoffen vorkommenden Substanzen störend, und von dem Farbstoff bleibt die Hälfte, an Kalk und Magnesia gebunden, in der Wurzel zurück. Man benutzt daher Präparate, die den Farbstoff in reinerer und konzentrierterer Form enthalten. So wird der Krapp mit Wasser und etwas Schwefelsäure 12–15 Stunden mazeriert, dann abgepresst, getrocknet und gemahlen (Krappblumen). Das Waschwasser ist zuckerreich, kann in Gärung versetzt werden und gibt dann bei der Destillation Spiritus (Krappspiritus). Die Krappblumen geben ein schöneres, solideres Violett, ein glänzendes Rosa, und der weiße Grund bleibt reiner, der Farbstoff aber wird ebenfalls nur zur Hälfte ausgenutzt. Zur Darstellung von Garancin extrahiert man gemahlenen Krapp mit kaltem Wasser, presst, rührt ihn mit schwach verdünnter Schwefelsäure an, wäscht dann aus, trocknet und mahlt. 100 Teile dieses Präparats entsprechen 500 bis 600 Teilen Krapp. Es gibt ziemlich lebhafte und glänzende Farben und ebenfalls reinern weißen Grund. Ähnliche Präparate sind: Garanceux, Pinkoffin (Alizarine commerciale), Krappkohle, Kolorin. Die Krappextrakte aus Krapp, Garancin und Krappkohle besitzen das 20–70fache Färbevermögen des Krapps, liefern im allgemeinen sehr echte Farben mit sehr schönem Weiß und dienen namentlich in der Zeugdruckerei. Hierher gehören Azale, Rochlederin etc., die aus fast reinem Alizarin bestehen.

Der Krappbau hatte einst große Bedeutung, seitdem es aber Graebe und Liebermann 1868 gelang, das Alizarin aus Steinkohlenteer darzustellen, wird fast nur noch das künstliche Alizarin angewendet.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Krapprot