Libau

Russisches Infanterie-Regiment Libava, 1812.
Russisches Infanterie-Regiment Libava, 1812.

Libau (deutsch; lettisch Liepāja), Stadt im [ehem.] russischen Gouvernement Kurland, seit 1991 wieder Hafenstadt der Republik Lettland, auf einer Nehrung am Ausfluss des Libauschen Sees, Endpunkt der Eisenbahn Libau–Romny und der Schmalspurbahn Libau–Hasenpoth, hat eine griechisch-katholische Kirche, die römisch-katholische Dreifaltigkeitskirche (mit großer Orgel) und zwei lutherische Kirchen, eine Synagoge und (1897) 64.505 Einwohner. Der Nationalität nach überwiegen die Deutschen. Die Industrie, früher ganz unbedeutend, hat sich seit einiger Zeit sehr entwickelt. Es gibt unter anderen eine Gasfabrik, vier Eisengießereien, drei Bierbrauereien, eine Drahtfabrik, eine Dampfsägemühle, chemische Fabriken, Ölschlägereien, Dampfmahlmühlen, Kork- und Linoleumfabriken. Der Handel hat einen großen Aufschwung erfahren. Der Wert der Ausfuhr betrug 1902: 44.618.232 Rubel (1901: 57,8 Mill.), der der Einfuhr 17.307.723 Rubel. Die erstere besteht namentlich in Getreide, insbes. Hafer, Spiritus, Flachs, Petroleum, Ölkuchen, Leinsamen, Pferden, Holz; die letztere in Steinkohlen, landwirtschaftlichen Maschinen, Kolonialwaren, Eisen, Kupfer, Heringen und Baumaterialien. An der Einfuhr sind besonders Großbritannien und Deutschland beteiligt, an der Ausfuhr daneben noch Frankreich und die Niederlande. Der Handelshafen, bestehend aus dem ehemaligen Winterhafen und dem Hafenkanal, ist vortrefflich, meist das ganze Jahr hindurch eisfrei und neuerdings auf 7 m vertieft worden. Er wird von Kais in einer Länge von 3200 m umgeben.

Ein großer, 1893 begonnener Kriegshafen, Hafen Kaiser Alexanders III. genannt, geht seiner Vollendung entgegen. Die Zahl der eingehenden Schiffe war 1902: 1843 mit 616.858 Reg.-Ton. Rauminhalt. Libau ist Sitz eines deutschen Konsuls. Es besitzt zwei Leuchttürme, ein Gymnasium, Realschule, eine Navigationsschule, ein Theater, eine Schiffswerft, drei Banken und eine Sparkasse. In der Nähe Schwefelquellen.

Bibliographie

  • Wegner: Geschichte der Stadt Libau (Libau 1898)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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