Liga

Liga (ital., »Band, Bündnis«, franz. Ligue, spr. ligh’), im 16. und 17. Jahrhundert gleichbedeutend mit Allianz; doch bezeichnet die Geschichte einige Bündnisse vorzugsweise mit dem Namen Liga. Dahin gehört zunächst die ziemlich ergebnislose Liga fürs Gemeinwohl (la Ligue du bien public), 1465 gegen Ludwigs XI. von Frankreich Despotie geschlossen. An der Spitze standen der Graf Karl von Charolais (der spätere Karl der Kühne von Burgund), der Herzog Karl von Berri, Franz II. von Bretagne und der Graf Armagnac.

Die Liga von Cambrai, ein Bündnis, das König Ludwig XII. von Frankreich 1508 mit dem Kaiser Maximilian, dem König Ferdinand von Spanien und Papst Julius II. hauptsächlich zur Demütigung Venedigs schloss, löste sich bei dem gegenseitigen Misstrauen schon 1510 wieder und machte der Heiligen Liga Platz, die im Oktober 1511 zwischen dem Papst, dem König Ferdinand von Spanien und Venedig gegen den Kaiser Maximilian I. und den König Ludwig XII. von Frankreich vereinbart wurde. Auch England trat im folgenden Jahre bei. Den Namen der Heiligen Liga erhielt sie wegen der Teilnahme des Papstes. Sie löste sich 1513 mit dem Tod des Papstes auf. Aus demselben Grund erhielt das im Mai 1526 zu Cognac zwischen dem Papst, Franz I. von Frankreich und Heinrich VIII. von England geschlossene Bündnis den Namen der Heiligen Liga; sie endete mit dem Frieden zu Cambrai, 1529.

Als 1537 die protestantischen Fürsten zum Schutz ihres Religionsbekenntnisses in Schmalkalden ihr Bündnis erneuert hatten, vereinigten sich auch die katholischen Fürsten und die Erzbischöfe von Mainz und Salzburg in Nürnberg 10. Juni 1538 zur Katholischen oder Heiligen Liga; doch ward ihrer Wirksamkeit schon durch den Waffenstillstand von Frankfurt 19. April 1539 ein Ziel gesetzt.

Eine Liga, ebenfalls die Heilige genannt, ward in Frankreich Mitte Januar 1576 unter den eifrigen Katholiken unter der Führung des Herzogs Heinrich von Guise und seines Bruders, des Herzogs von Mayenne, geschlossen zur Bekämpfung der Hugenotten und der Nachfolge des protestantischen Heinrich von Navarra. Dieser Heiligen Liga schloss sich im Januar 1585 auch der König von Spanien an. Sie entfachte und leitete den Bürgerkrieg gegen die Könige Heinrich III. und Heinrich IV., bis sie sich 1596 auflöste. Vgl. Graf de l’Epinois, La Ligue et les papes (Par. 1886); Chalambert, Histoire de la Ligue; règnes de Henri III et Henri IV (2. Aufl., das. 1898).

Eine andere Katholische Liga wurde gegenüber der protestantischen Union 10. Juli 1609 in München von den Bischöfen von Würzburg, Konstanz, Augsburg, Passau und Regensburg unter Oberleitung des Herzogs Maximilian von Bayern zur Erhaltung der katholischen Religion geschlossen; auch die übrigen katholischen Stände des bayrischen und schwäbischen Kreises und die drei geistlichen Kurfürsten sowie 1613 Kaiser Matthias traten später bei. Bei Beginn des Dreißigjährigen Krieges unterstützte die Liga Kaiser Ferdinand II.; ihr Heer unter Maximilian von Bayern und Tilly siegte über die böhmischen Protestanten am Weißen Berge (1620), vertrieb den Kurfürsten von der Pfalz aus seinen Erblanden und trug durch die katholischen Restaurationsversuche den Krieg auch nach Norddeutschland. Seit Wallensteins Auftreten (1626) verminderte sich aber ihr Ansehen gegen das des Kaisers, und Gustav Adolf brach vollends ihre Kraft. Sie löste sich noch vor dem westfälischen Friedensschluss auf.

Ludwig XIII. von Frankreich schloss 1629 eine Liga mit Venedig, Florenz, Mantua, Genua, der auch der Herzog von Savoyen beitreten musste; ihr Zweck war, die italienischen Fürsten vor Spanien zu sichern. – Über die Patriotenliga s. d.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Figuren des Dreißigjährigen Krieges