Magazine

Magazin, 1:87 Faller.

Magazin, nennt man jedes Gebäude, welches zur Aufbewahrung von Kriegsbedürfnissen dient, daher gibt es Pulver-, Heu-, Stroh-, Mehl- und andere dergleichen Magazine. Die Pulvermagazine zerfallen in Luft-Magazine, deren man sich gewöhnlich im Frieden bedient, und die mit einem hohen Wall umgeben, und einigen Blitzableitern versehen werden müssen; und in die bombenfesten, welche in Festungen, gewöhnlich unter dem Wall, angelegt werden.

Insbesondere versteht man unter den Magazinen einer Armee die Proviant- und Fourage-Magazine, ohne welche man ehemals keinen Krieg führen zu können glaubte. In neueren Zeiten hat man oft gar keine Magazine gehabt, wodurch freilich das Land, in welchem der Krieg geführt wurde, sehr litt; indessen wird eine Armee nur in sehr wenigen Fällen ganz ohne Magazine mit Sicherheit bestehen können. Die Verpflegung aus Magazinen findet aber nur statt, wenn die Armee konzentriert ist; in ausgedehnten Kantonierungen würde sie größtenteils unzweckmäßig sein.

Der Ort, wo die Magazine aller Art im Kriege angelegt werden, muss natürlich vor dem Feind sicher sein; daher wählt man gewöhnlich die Festungen dazu. Ist hier in den Kasematten nicht hinlänglicher Raum, oder sind dieselben nicht trocken und luftig genug, so muss man andere Gebäude, deren Mauern stark genug sind, durch darüber gelegte Balken und aufgeschüttete Erde bombensicher machen, um darin Mehl, Getreide, eingesalzenes Fleisch, das Gemüse, die vorrätigen Armatur- und Kleidungsstücke etc. unterzubringen.

Magazin, für die Munition, ist in Schanzen etc. unentbehrlich. Man gräbt in einer hinreichenden Entfernung von der Brustwehr ein Loch in die Erde, und setzt es mit Brettern aus; oben belegt man starke Balken und Bretter, legt Faschinen, Erde und Mist darauf, damit die feindlichen Haubitzgranaten nicht durchdringen. In Festungen sind solche Magazine von starken Mauern aufgeführt. Übrigens s. Pulverkammer.

Magazin, nennt man auch den mit einem Schubdeckel versehenen Kasten in den Kolben der Büchsen.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Kornspeicher.

Magazine (v. arab. machsan, »Vorratshaus«), Warenlager oder größere Aufbewahrungsbehältnisse, besonders für Getreide (Getreidemagazine, Kornspeicher, Kornkeller), wurden früher unterhalten, um in Zeiten der Missernte der Teuerung und Hungersnot vorzubeugen, dienen jetzt aber nur noch den Bedürfnissen des Handels und den lokalen Verhältnissen. Die Gebäude besitzen mehrere übereinander liegende Böden mit sorgfältig gedielten und sehr dichten Fußböden, auf die das gut gereinigte Getreide gewöhnlich direkt geschüttet und im Sommer alle zwei, im Winter alle vier Wochen umgewendet wird, damit es nicht verdirbt. Hierzu ist Raum erforderlich, und da außerdem Gänge frei bleiben müssen, das Getreide im Winter auch die Mauer nicht berühren darf, so kann man nur etwa den achten Teil des Kubikinhalts eines Getreidespeichers wirklich ausnutzen; man rechnet für 1 hl etwa 0,3 m² Bodenfläche. Die Magazine von Devaux enthalten etwa 10 m hohe Kasten aus fein gelochtem Eisenblech, deren jeder 250–500 Ztr. Getreide fasst, und die so dicht nebeneinander aufgestellt sind, dass nur schmale Gänge dazwischen übrigbleiben. In jedem Kasten steht ein Rohr aus gleichem Material, das an der Basis mit unterirdischen Luftkanälen kommuniziert. Ist der Kasten gefüllt und die Röhre oben mit einem Blechdeckel geschlossen, so kann die Luft in der Röhre und in den Wänden fortwährend durch das Getreide zirkulieren, und durch einen Ventilator kann der Luftzug verstärkt werden. Zur Füllung der kasten dienen ein Paternosterwerk und eine horizontal durch das ganze Gebäude fortlaufende Schraube. Das Ablassen des Getreides wird durch Öffnen einer über dem Boden befindlichen Klappe bewirkt; das ausströmende Getreide wird durch ein endloses Band weiter getragen.

Die Frucht- und Getreidetürme von Sinclair, mit massiven Wänden erbaut, haben über einem unteren leeren Raum einen großen, der Grundrissfläche des Turmes entsprechenden Trichter, dessen untere Öffnung mit einer leicht beweglichen Klappe versehen ist. Über dem großen Trichter sind zur Entlastung neun kleinere Trichter angebracht, und auf diesen lagert das Getreide. Durch letzteres hindurch gehen horizontale, aus zwei Brettern bestehende Rinnen, die mit der offenen Seite nach unten liegen und mit Maueröffnungen in Verbindung stehen. Unter den Rinnen bilden sich Luftkanäle, in denen lebhafte Ventilation stattfindet. Der obere Teil des Turmes bildet einen leeren Raum mit einer Winde zum Heben des Getreides. Von Zeit zu Zeit öffnet man die untere Trichterklappe und lässt etwas Getreide ausströmen, wodurch die ganze Masse in Bewegung gerät und immer neue Partien des Getreides dem Luftzug ausgesetzt werden. Das abgelassene Getreide wird wieder oben aufgegeben. Vgl. Kornhäuser.

Seit alter Zeit bewahrt man Getreide bei völligem Abschluss der Luft in Fruchtgruben oder Silos auf. Diese werden gewöhnlich auf sandig-lehmigen Hügeln angelegt. Man gräbt eine Grube von 3,8 bis 4,7 m Tiefe in Form einer Flasche und mit einem 1,2 bis 1,5 m langen Hals von 0,39 bis 0,74 m Durchmesser, gibt der Grube einen Durchmesser von 2,5 bis 3,16 m, verbrennt darin einige Tage vor der Benutzung reichlich Stroh, kleidet sie nach der Reinigung mit frischem, reinem Stroh aus unf füllt sie mit dem völlig trockenen Getreide. Zum Verschluss wird der Hals fest mit Stroh gefüllt und das ganze mit einem 0,632 bis 0,948 m hohen Erdhügel bedeckt, den man mit Rasen belegt. Große Silos mauert man aus, verbindet sie unterirdisch mit einander und errichtet über der ganzen Reihe ein magazinartiges Gebäude, das sie vor den Einflüssen der Witterung schützt. Das Getreide schwillt in den Silos an, verliert an Trockengewicht und erhält einen dumpfigen Geruch. Einmal angebrochene Silos müssen gleich ganz entleert werden, weil das Getreide sonst sehr schnell verdirbt. Doyères benutzt deshalb luftdicht verschließbare Silos aus verzinktem Eisenblech, in die mit dem Getreide etwas gebrannter Kalk gebracht wird. Als Decke dienen Stroh, Kalk und zuletzt Spreu, die festgetreten wird. In England hat man derartige Silos mit Luftpumpen luftleer gemacht und dadurch einen bedeutenden Grad von Trockenheit erreicht.

Im Militärwesen heißen Magazine die Niederlagen von Verpflegungsmittel für die Truppen eines kriegführenden Heeres, und zwar Feldmagazine (den Truppen am nächsten gelegen), Etappenmagazine in den Landetappen- und Etappenhauptorten, Ersatzmagazine in der Heimat (s. Etappe). Sie sind in modernen Feldzügen der ungeheuren Zahl der aufgebotenen Streitkräfte wegen selbst in reichen Ländern unentbehrlich; ihre Anlage wird im Frieden durch die Mobilmachungsvorarbeiten sorgfältig vorbereitet, ebenso die Magazinbeamten für ihren Dienst ausgebildet. Besondere Magazinfuhrparke gestatten die Verschiebung der in Magazinen gespeicherten Lebensmittel. Die Rechte und Pflichten der Kommando- und Feldverwaltungsbehörden für die Disposition über die Magazine ist genau geregelt.

Bibliographie

  • »Kriegsetappenordnung vom 14. Mai 1902« (Berl. 1902)
  • François, v.: Feldverpflegungsdienst bei den höhern Kommandobehörden (Berl. 1904)
  • Luther: Konstruktion und Einrichtung der Speicher, speziell der Getreidemagazine (Braunschw. 1886)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe