Mahdi

Mahdi, 1:72 Figur ESCI P-238.

Mahdi (»der Rechtgeleitete«), der von den Muslimen erwartete Glaubenserneuerer (Paraklet), der, von Allah in der Endzeit gesandt, das Werk Mohammeds vollenden, die Ungläubigen bekehren oder vernichten und mit den Gläubigen ins Paradies eingehen wird (vgl. J. Darmesteter, Le Mahdi depuis les origines de l’Islam, etc., Par. 1885; Snouck Hurgronje, Der Mahdi, in der »Revue coloniale internationale«, 1886). Der Glaube an den Mahdi, schon früh durch christliche Einflüsse im Islam lebendig geworden, knüpft sich bei den verschiedenen Religionsparteien an verschiedene Persönlichkeiten, bei den Schiiten an die Nachkommen Alis, und politische Prätendenten haben sich häufig für den Mahdi ausgegeben, mit dem größten Erfolg Obeid Allah, der erste der Fatimiden. Für einen solchen Sendling Allahs gab sich 1881 ein Ägypter im Sudan aus. Muhammad Ahmad, geb. um 1840 aus dem nubischen Stamm der Danagla, ließ sich, als Wundermann verehrt und von Sklavenhändlern unterstützt, auf der Insel Aba im Weißen Fluss nieder. Er behauptete sich gegen alle Versuche der Ägypter, ihn gefangen zu nehmen, und sammelte allmählich, zum Teil aus Überläufern vom ägyptischen Heer, viele Anhänger um sich. Der Chedive Ismail Pascha suchte ihn als falschen Propheten zu brandmarken, was seine Anhänger veranlasste, ihn für den wirklichen Mahdi zu erklären; dies gelang um so leichter, als die von ihm gepredigte Lehre des Muhammad ibn Abd al-Wahhab (des Stifters der Wahhabitensekte) bei fanatischen Semiten stets Anklang findet. Die Wirren in Ägypten 1882 begünstigten die Ausbreitung seiner Macht in Kordofan. Nach dem Sieg der Engländer strömten ihm viele Unzufriedene zu, und so verstärkt, konnte er sich im Januar 1883 der Hauptstadt Kordofans, El Obeid, bemächtigen und sogar das ägyptische Heer unter Hicks Pascha 3. Nov. bei Kaschgil vernichten. Der neue Generalgouverneur des Sudans, Gordon (s. d.), suchte 1884 vergeblich, der Ausbreitung seiner Macht entgegenzuwirken. Doch nach der Einnahme von Khartum (26. Jan. 1885) verfiel er der Wollust und starb 22. Juni 1885 in Omdurman an Herzverfettung. Sein Nachfolger wurde Abdullahi el-Teischi, im Gegensatz zu seinem geschulten Vorgänger ein unwissender Despot ohne große Ziele, unter dem der Mahdismus zu sinken begann; er fiel 24. Nov. 1899 gegen Wingate bei Om Debrikrat.

Figuren

  • Der Mahdi auf seinem Kamel, zwei Ansar, und Osman Digna, beritten, 28 mm Perry Miniatures SA1
  • Der Mahdi, 25 mm Redoubt SDX 21
  • Muslimische Krieger, 1:72 ESCI P-238, Italeri 6055

Bibliographie

  • Dujarric, Gaston: L’État mahdiste du Soudan (Par. 1904)
  • Ohrwalder, Josef: Aufstand und Reich des Mahdi im Sudan und meine zehnjährige Gefangenschaft daselbst (Innsbr. 1892)
  • Slatin Pascha, Rudolf Carl Freiherr von: Feuer und Schwert im Sudan (9. Aufl., Leipz. 1899)
  • Whitehouse, Howard: Battle in Africa 1879–1914 (Camberley 1987)
  • Wingate, Francis Reginald: Mahdism and the Egyptian Sudan (Lond. 1891)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Figuren der Kolonialkriege