Marbach

Marbach, 1) Oberamtsstadt im württembergischen Neckarkreis, am Neckar, über den eine 350 m lange Brücke führt, und der unterhalb der Stadt die Murr aufnimmt, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Bietigheim–Backnang und Marbach–Heilbronn, 223 m ü. M., hat zwei evangelische Kirchen (darunter die schöne, im frühgotischen Stil 1451–80 erbaute Alexanderkirche, mit vielen Grabmälern und der sogen. Konkordiaglocke, die am 100. Geburtstage Schillers von Deutschen in Moskau geschenkt wurde), zum Teil noch gut erhaltene Stadtmauern, eine Lateinschule, Amtsgericht, eine Stuhl-, eine Tisch-, eine Leder- und eine Schuhfabrik, Zichorienfabrikation, Obst- und Weinbau und (1900) 2426 Einwohner. Marbach ist Geburtsort Schillers, des Astronomen Tobias Mayer und des Juristen Wächter. Schillers Geburtshaus ist im Besitz des 1835 begründeten Schillervereins, der die »Schillerhöhe« anlegte und darauf 1876 ein Standbild des Dichters (von Rau in Stuttgart modelliert) errichtete. In der Nähe ist 1903 das Schiller-Archiv (nach Plänen von Eisenlohr und Weigle in Stuttgart) vom Schwäbischen Schillerverein erbaut worden, zur Aufnahme von Porträten, Reliquien und sonstigen Erinnerungen an Schiller und andere schwäbische Dichter. Vgl. Marbacher Schillerwoche und Marbacher Weihnachtsmarkt.

Zahlreiche Römerfunde beweisen, dass die Gegend von den Römern besiedelt war, Marbach selbst wird aber zuerst 950 als befestigter Ort genannt. Hier schlossen 14. Sept. 1405 der Kurfürst von Mainz, der Markgraf von Baden, der Graf von Württemberg, die Stadt Straßburg und 17 schwäbische Städte den Marbacher Bund, eine Einung auf sechs Jahre zu Schutz und Trutz gegen jedermann, selbst den König Ruprecht eingeschlossen. 1693 wurde die Stadt von den Franzosen niedergebrannt. Das königliche Hauptgestüt Marbach liegt im Donaukreis, Oberamt Münsingen. Vgl. Holder, Die Schillerstadt Marbach (Stuttg. 1897).

Marbach, 2) Kaltwasserheilanstalt, s. Marburg 1).

Marbach, 3) Dorf bei Roßwein im sächsischen Landkreis Mittelsachen, Ortsteil der Gemeinde Striegistal.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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