Sächsische Infanterie, 1697–1721
Testbericht der Mars Figuren im Maßstab 1:72
Die sächsische Infanterie im Maßstab 1:72 von MARS eignet sich gut für Wargames und Dioramen des Großen Nordischen Krieges und Spanischen Erbfolgekrieges
Inhalt
56 Figuren in 14 Posen – 25 mm entsprechen 180 cm Körpergröße
- Regimentskommandeur, vom Pferd abgesessen und ohne Hut (4)
- Offizier mit Sponton, Ringkragen und Schärpe (4)
- Offizier mit Stock, Ringkragen und Schärpe (4)
- Fähnrich (4)
- Unteroffizier mit Partisane (4)
- Trommler (4)
- Pfeifer (4)
- Grenadier, Gewehr an der Schulter (4)
- Grenadier, Gewehr neben dem Fuße (4)
- Musketier, Gewehr neben dem Fuße (4)
- Musketier mit Steinschlossgewehr, ladend (4)
- Musketier mit Flinte, abwartend (4)
- Musketier mit Flinte, stehend schießend (4)
- Musketier mit Flinte, kniend schießend (4)
Bewertung
Gute Themenwahl, die sächsische Infanterie ist in diesem Maßstab einzigartig. Von den Grenadiermützen abgesehen, war das sächsische Fußvolk im Großen Nordischen Krieg ähnlich uniformiert wie die Soldaten der anderen kriegführenden Nationen, daher können insbesondere die russischen Infanteristen von Zvezda und Strelets ganz einfach als Sachsen bemalt werden.
Zwei Offiziere tragen den 1715 eingeführten Ringkragen und die silberne karmesindurchwirkte Schärpe über der rechten Schulter. Der Fähnrich und der Grenadier mit dem Gewehr neben dem Fuße tragen Röcke mit Rabatten, die erst 1730[1] eingeführt wurden. Der kniende Musketier hat einen Hut mit willkürlicher Krempung, wie er vor 1695 getragen wurde. Der höhere Offizier mit den Stulpenstiefeln soll offenbar einen Regimentskommandeur darstellen, der seinem Regiment im Gefecht zu Fuß voranschreitet, während sein Dienstpferd hinter der Linie von einem Soldaten geführt wird. In der hier dargestellten Pose könnte er seine angetretenen Soldaten inspizieren, obwohl er dabei sicher einen Hut tragen würde.
Nur 20 von insgesamt 56 Figuren stellen Musketiere dar, obwohl dies der am meisten benötigte Typ ist, die übrigen 64 % sind Offiziere, Unteroffiziere, Musiker und Grenadiere. Die meisten der Figuren scheinen sich gar nicht im Gefecht zu befinden, sie stehen in Linie angetreten mit dem Gewehr neben dem Fuße. Die Offiziere, der Unteroffizier, Pfeifer, und ein Grenadier passen zu dieser Szene. Nur die beiden feuernden und der ladende Musketier, sowie der Trommler befinden sich in Aktion. Die auf der Vorderseite der Verpackung gezeigten, marschierenden Soldaten fehlen leider, obwohl diese Posen bei Sammlern und Wargamern besonders begehrt sind.
Die zum Teil karikaturenhafte plastische Gestaltung der 1:72 Figuren erinnert sehr an zeitgenössische Darstellungen von Soldaten des Großen Nordischen Krieges und Spanischen Erbfolgekrieges. Sorgfältig bemalt, sehen die sächsischen Infanteristen in ihren roten Röcken wirklich gut aus. Große Köpfe, riesige Hände und ungewöhnlich weit ausladende Röcke lassen die sächsische Infanterie von MARS allerdings mit anderen Figuren dieser Epoche inkompatibel erscheinen, zumindest wenn sie ins selbe Regiment eingereit werden sollen; und mit 180 cm Körpergröße fallen diese Sachsen deutlich größer aus als die Menschen im frühen 18. Jahrhundert.
1695 wurde die rote Grundfarbe der sächsischen Uniformen eingeführt. Dem entsprechend hätte der Hersteller die Figuren vorzugsweise aus rotem Kunststoff gießen können. Die Figuren hätten sich dann für eine Blitzbemalung durch Tauchen (Dipping) angeboten. Möglicherweise lässt sich dieses Versäumnis bei einer künftigen Auflage beheben.
Der verwendete grüne Kunststoff ist ziemlich weich und elastisch, weshalb sich die auffälligen Gussnähte mit dem Skalpell kaum entfernen lassen. Am besten eignet sich hierzu ein Wachsspachtelgerät, dessen heißer Spachtel die störenden Nähte schnell und zuverlässig glättet. Der linke Rocksaum des knienden Schützen trägt eine Auswerfermarkierung, die vor dem Bemalen entfernt werden sollte. Am rechten Arm des Offiziers mit Sponton befindet sich hinten eine verunglückte Falte, die wie ein Riss in der Uniform aussieht.
Die Abbildung zeigt, wie sehr sich die plastische Gestaltung der 1:72 Figuren von MARS und ZVEZDA unterscheidet. Der Größenunterschied ist vernachlässigbar, denn Menschen sind unterschiedlich groß, aber die Schweden von ZVEZDA wirken schlanker, weil sie weniger üppig gekleidet sind als die Sachsen von MARS.
Historische Verwendung
- Sächsische Infanterie, 1697–1721
- Infanterie anderer kriegführender Parteien des Nordischen Krieges
- Infanterie anderer kriegführender Parteien des Spanischen Erbfolgekrieges
Mögliche Umbauten
- Abgesessene Dragoner. Bei diesem Umbau erhalten die sächsischen Infanteristen Stulpenstiefel anstelle der Strümpfe und Schnallenschuhe.
- Abgesessene Grenadiere zu Pferd, z. B. sächsische Leibgarde zu Pferd (Garde du Corps). Bei diesem Umbau erhalten die sächsischen Grenadiere eine neue Kartusche am Bandelier über der rechten Schulter zur linken Hüfte. Der Luntenberger und die Patronentasche am Bandelier über der linken Schulter werden entfernt, letztere durch einen Karabinerhaken ersetzt.
Quellen
- [1] Knötel u. Sieg: Handbuch der Uniformkunde S. 66