Minden

Minden.

Minden (Minden in Westfalen, Preußisch-Minden) Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks und Kreises in der [ehem.] preußischen Provinz Westfalen und bis 1873 Festung zweiten Ranges, liegt 46 m ü. M. am linken Ufer der Weser, über die hier eine feste, von 1871–74 neu erbaute Brücke führt, und ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinie Wustermark-Hannover-Hamm und der Mindener Kreisbahn.

Dom und Marienkirche in Minden.
Dom und Marienkirche in Minden

Von den sechs zu gottesdienstlichen Zwecken bestimmten Gebäuden (vier evangelische und eine katholische Kirche und eine Synagoge) zeichnen sich aus die (katholische) Domkirche, ein Meisterwerk frühgotischen Stils (aus dem 13. Jahrhundert, im Innern restauriert), und die alte (evangelische) Martinikirche (mit einem Altarbild, den heiligen Martin darstellend, angeblich von Lukas Cranach). Sonstige hervorragende Gebäude sind: das Rathaus mit gotischer Fassade, das alte Regierungsgebäude im Rundbogenstil, das neue Regierungsgebäude im Stil der deutschen Renaissance, das alte Oberpostdirektionsgebäude am Bahnhof und das neue in der Heidestraße, das Stadtkrankenhaus etc. Erwähnenswert ist das Denkmal des Großen Kurfürsten vor dem Wesertor. Die ehemaligen Festungswerke sind in schattige Anlagen verwandelt. Die Zahl der Einwohner beträgt (1906) mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 15, zwei Abteilungen Feldartillerie Nr. 58 und das Hannoversche Pionier-Bataillon Nr. 10) 25.429 Seelen, davon 3319 Katholiken und 215 Juden. Vgl. Weihnachtsmarkt in Minden.

Mindener Museum.
Mindener Museum

In industrieller Beziehung sind zu nennen: die Fabrikation von Zigarren und Tabak, Glas, Zündschnüren, Leder, Lampen, Leim, Hufeisen, Fahrrädern, Chemikalien, Zementwaren, Strohpapier, Zichorie, Schokolade, Marzipan, Konserven und Seife, ferner eine Eisenbahnwerkstätte, ein Eisenwalzwerk, Eisengießerei, Branntweinbrennerei, Bierbrauerei, Schiffbau und Schifffahrt. Der lebhafte Handel wird durch eine Handelskammer, eine Reichsbankstelle (Umsatz 1904: 359,3 Mill. Mk.) und andere Bankinstitute unterstützt. Minden ist Sitz einer Regierung, einer Oberpostdirektion, eines Hauptsteueramts, einer Oberförsterei und eines Amtsgerichts sowie des Stabes der 26. Infanteriebrigade und hat ein Gymnasium, verbunden mit Oberrealschule (in der Aula die beiden Gemälde: Armins Rückkehr aus dem Teutoburger Wald und Wittekinds Taufe von Paul Thumann). In der Nähe die Porta Westfalica (s. d.).

Schiffsmühle auf der Weser bei Minden.
Schiffsmühle auf der Weser bei Minden

Minden (urkundlich Mindun und Mindo) ward von Karl dem Großen zum Sitz eines Bistums gemacht. Wegen der Einführung der Reformation 1529 und Vertreibung des Kapitels wurde die Stadt 1538 geächtet, kam aber 1547, von den Kaiserlichen bedroht, durch Vermittlung des Grafen von Hoya mit einer Geldbuße davon. Im Dreißigjährigen Krieg besetzte es 1626 Tilly, 1634 Herzog Georg von Lüneburg und 26. April 1636 die Schweden, die es bis zur Besitzergreifung durch den Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg 7. Sept. 1650 besetzt hielten. 1757 von den Franzosen genommen, ward Minden 1758 vom Herzog Ferdinand von Braunschweig erobert, im Juni 1759 aber von dem Herzog von Broglie wieder gewonnen. Kurz darauf (1. Aug.) kämpften bei den benachbarten Dörfern Gohfeld und Todtenhausen die Franzosen unter Marschall Contades mit der englisch-preußischen Armee unter Ferdinand von Braunschweig, wobei erstere unterlagen. Nach dem Siebenjährigen Krieg wurden die Festungswerke geschleift. Während der Dauer des Königreichs Westphalen gehörte Minden dazu, kam 1814 wieder an Preußen, wurde seit 1816 neu befestigt und zum Hauptwaffenplatz von Westfalen umgewandelt; 1873 wurden die Festungswerke wiederum geschleift.

Reste der geschleiften Stadtmauer vor der Mindener Fischerstadt.
Reste der geschleiften Stadtmauer vor der Mindener Fischerstadt

Der Regierungsbezirk Minden (s. Karte »Westfalen«) umfasst 5261 km² (95,53 mi²) mit (1900) 636.875 Einwohnern (121 auf 1 km²), davon 414.806 Evangelische, 215.773 Katholiken und 5095 Juden, und besteht aus den 11 Kreisen:

Kreise km² mi² Einwohner auf 1 km²
Bielefeld (Stadt) 12 0,22 63.046
Bielefeld (Land) 261 4,74 57.607 221
Büren 765 13,89 36.405 48
Halle 304 5,52 30.007 99
Herford 438 7,95 105.582 241
Höxter 717 13,02 56.506 79
Lübbecke 563 10,23 49.103 87
Minden 580 10,53 100.689 174
Paderborn 597 10,84 53.511 90
Warburg 515 9,35 32.332 63
Wiedenbrück 499 9,06 52.087 104

Über die fünf Reichstagswahlkreise des Regierungsbezirks Minden s. Karte »Reichstagswahlen«

Bibliographie

  • Bölsche: Skizzen aus Mindens Vergangenheit (Minden 1897)
  • Noack: Das Stapel- und Schifffahrtsrecht Mindens 1648–1769 (Hannov. 1904)
  • Spannagel, Minden und Ravensberg unter brandenburg-preußischer Herrschaft, 1648–1719 (Hannov. 1894)
  • Stoy: Kurzer Abriß der Geschichte Mindens (Minden 1879)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Historische Orte