Mörtel

Mörtel.

Mörtel (von lat. mortarium „Mörser“, Mauerspeise, Speise), aus gelöschtem Kalk und Sand bereitete breiartige Mischung, die zur Verbindung der Mauersteine und zum Abputz etc. dient. Man unterscheidet Luftmörtel (gemeinen Kalkmörtel) und Wassermörtel (hydraulischen Mörtel, s. Zement). Ersterer erstarrt bei Luftzutritt, aber nicht, wie letzterer, unter Wasser, wird vielmehr von diesem in seine Bestandteile zerlegt. Zur Mörtelbereitung tauglicher Sand muss frei von Ton und Humus sein und möglichst eckig und kantig im Korn, mehr fein als grob und von verschiedener Größe des Korns. Je fetter der Kalk ist, um so mehr Sandzuschlag verträgt er. Man rechnet auf 1 m³ steifen Kalkbrei (aus fettem Kalk) 3–4, bei magerem Kalk 1–2,5 m³ Sand, weil seine fremden Gemengeteile sich selbst wie Sand verhalten. Guter Mörtel soll so viel Kalk enthalten, dass die Zwischenräume im Sand nur, aber auch vollständig, mit Kalkbrei ausgefüllt sind. Ist der Mörtel fetter (kalkreicher), so schwindet und reißt er; ist er magerer (kalkärmer), so wird er mürbe und zerfällt, besonders unter dem Einfluss des Frostes. Ist grober Sand mit feinem gemischt, so erspart man Kalkbrei; die Kalkschicht wird dünner und reißt weniger leicht, und die Adhäsion wird vergrößert. Für geringeren Bedarf bereitet man den Mörtel in den Löschbutten, indem man zuerst den Kalk zu Brei löscht und dann den feuchten Sand einrührt; für größere Bauten benutzt man Mörtelmaschinen, die im wesentlichen einen eisernen Zylinder besitzen, in dessen Achse eine mit Flügeln versehene Welle angebracht ist. Beim Drehen der Welle kneten die in Schraubenlinien auf der Welle angebrachten Flügel die Masse durch und fördern sie von einem Ende des Zylinders zum anderen, so dass kontinuierlicher Betrieb möglich ist. Beim Auftragen werden die Mauersteine vorteilhaft genetzt, damit dem Mörtel nicht zu schnell Wasser entzogen wird. Die bindende Kraft des Mörtels ist auf die Absorption von Kohlensäure durch den Ätzkalk und auf Flächenanziehung zurückzuführen. Je scharfkörniger, oberflächenreicher der Sand und je dünner die Mörtelschicht ist, um so fester haftet diese. Schon auf Chausseesteinen, die mit Kalkmilch besprengt werden, bildet sich eine sehr fest haftende Schicht von kohlensaurem Kalk. Allmählich trocknet der Mörtel unter Aufnahme von Kohlensäure aus, und es bildet sich unter dem Druck des Mauerwerks ein fest werdendes Konglomerat. Jedenfalls schreitet die Erhärtung des Mörtels sehr langsam vor und erreicht selbst nach Jahrhunderten noch nicht ihr Maximum. Die Menge der absorbierten Kohlensäure ist dabei sehr verschieden. Oft enthält alter Mörtel nur kohlensauren Kalk, in anderen Fällen bleibt die Kohlensäure um 20–70 Prozent hinter der zur Bildung von neutralem kohlensaurem Kalk erforderlichen Menge zurück. War der Mörtel mit Quarzsand bereitet, so kann sich auch etwas kieselsaurer Kalk bilden. Doch trägt dieser zur Erhärtung nicht wesentlich bei, denn einmal gibt Kalksand oder dolomitischer Sand ebenfalls sehr festen Mörtel, und dann wird der kieselsaure Kalk später durch eindringende Kohlensäure zersetzt, so dass sich freie Kieselsäure im Mörtel findet. Da das erste Stadium des Erhärtungsprozesses des Mörtels durch Frost gestört wird, so darf man bei einer Temperatur von -4° nicht mehr mauern; polizeiliche Verordnungen haben die Minimaltemperatur mehrfach auch auf -2° R. festgesetzt.

Über Gipsmörtel s. Gips. Sättigt man Wasser mit Gips und löscht mit der Lösung gewöhnlichen, aber sich träge löschenden Kalk, so erhitzt sich der Kalk wenig beim Löschen, bindet aber doppelt soviel und mehr Sand als gewöhnlicher fetter Mauerkalk, und dieser sandreiche Mörtel soll nach einiger Zeit größere Festigkeit und Härte annehmen als gemeiner Luftmörtel (Selenitmörtel). Mischt man den Kalk mit 1,5 Prozent Gips, so erstarrt er ohne Mitwirkung von Kohlensäure auch unter Wasser. Lehm, mit Wasser erweicht und, falls er zu fett ist, mit Sand magerer gemacht oder mit gehacktem Stroh vermischt, gibt den Lehmmörtel, der als Bindemittel für Lehmsteinwände und bisweilen auch zum Vermauern der Backsteine im Innern der Gebäude benutzt wird. Lehmmörtel erhärtet bei weitem nicht in dem Maß wie Kalkmörtel, auch treten keine chemischen Veränderungen ein. Da er sehr weich verarbeitet wird, so schwindet er stark. Einmal getrocknet, scheidet der Lehmmörtel nicht weiter (wie der Kalkmörtel durch Aufnahme von Kohlensäure als der ausgeatmeten Luft der Bewohner) Wasser aus; die mit Lehmmörtel verputzten Zimmer sind daher auch früher bewohnbar als die mit Kalkmörtel verputzten. Dagegen zieht der Lehmmörtel sehr leicht Feuchtigkeit an. Ausgedehnte Anwendung findet er zum Ausführen des Mauerwerks für gewöhnliche Feuerungsanlagen; auch dient er als Schutzmittel gegen Feuergefahr, insofern das damit überzogene Holz ziemlich lange dem Feuer widersteht. Kalk-, Gips- und Lehmmörtels werden mit Kuh- und Kälberhaaren (Haarmörtel, Haarkalk) gemischt, wenn man sie zum Verstreichen von Fugen benutzen will. Schamottemörtel besteht aus feuerfestem Ton und Schamottepulver oder Quarzsand. Man benutzt ihn zu feuerfesten Mauerwerken.

Bibliographie

  • Feichtinger: Chemische Technologie der Mörtelmaterialien (Braunschw. 1885)
  • Schoch: Die moderne Aufbereitung und Wertung der Mörtelmaterialien (Berl. 1896)
  • Unna: Bestimmung rationeller Mörtelmischungen (2. Aufl., Köln 1900)
  • Waldegg, Edmund Heusinger von: Kalk-, Ziegel- und Röhrenbrennerei (5. Aufl., Bd. 2, Leipz. 1903)
  • Zwick: Kalk und Luftmörtel (2. Aufl., Wien 1906)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe